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Gekauft für den Harem

Gekauft für den Harem

Titel: Gekauft für den Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Herries
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hätte er sie nach England gebracht und ihr auf traditionelle Weise den Hof gemacht. Aber er war nicht frei. Er hatte Khalid sein Wort gegeben.
    Als Gegenleistung für ihr Leben hatte er sich zum Gefangenen gemacht. Er trug zwar keine Ketten und besaß Macht und Einfluss, doch das Versprechen, das er gegeben hatte, war bindend. Aber selbst ohne Versprechen hätte Kasim es nicht über sich gebracht, Khalid in dem Wissen, dass die Schwindsucht ihn hinwegraffte, zu verlassen.
    Gleichwohl empfand er Beklemmung bei der Aussicht, die Provinz des Kalifen gemeinsam mit Hassan zu regieren. Er wusste, dass der Prinz ihn hassen würde.
    Die Luft in der Zelle war über Nacht stickig geworden. Beim Aufwachen wusste Harriet nicht, wo sie war, und die völlige Dunkelheit um sie her machte ihr Angst. Warum konnte sie nichts sehen? War sie erblindet?
    Dann kam die Erinnerung an die Ereignisse des vergangenen Abends, und auf einmal meinte sie wieder ein winziges bisschen Licht über ihrem Kopf wahrzunehmen. Sie fühlte sich bang und benommen. Wie würde es weitergehen? War Marguerite die Flucht gelungen? Was kam nun auf sie selber zu? Ob man ihr erlaubte, in den Harem des Kalifen zurückzukehren, nachdem sie bestraft worden war? Und welche Strafe würde sie erhalten? Sie musste damit rechnen, ausgepeitscht zu werden. Aber womöglich wog ihr Vergehen so schwer, dass es mit der Todesstrafe geahndet wurde.
    Das quälende Gedankenkarussell drehte sich in ihrem Kopf, während es in der Zelle allmählich etwas heller wurde. Das Licht, das durch das Gitter in der Decke fiel, war eindeutig Tageslicht, und aus dem anfänglich kaum wahrnehmbaren Schimmer wurden wärmende Sonnenstrahlen. Ob sich die Zelle außerhalb des Palasts befand? Lag sie in dem gefürchteten Kerker? Der Weg, auf dem sie am Abend zuvor hergeführt worden war, hatte abwärts geführt …
    Sie hatte das Gefühl, dass Stunden vergangen sein mussten, und langsam befürchtete sie, dass man sie in ihrem Gefängnis verschmachten lassen wollte. Es schien ihr eine Ewigkeit her, dass sie etwas gegessen oder getrunken hatte, und inzwischen war sie durstig. Sollte so ihre Bestrafung aussehen? Dass man sie langsam und qualvoll sterben ließ?
    Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen, und bei dem hellen Licht, das in die Zelle fiel, kniff Harriet die Augen zusammen. War sie so in Gedanken gewesen, dass sie den Schlüssel nicht gehört hatte? Sie machte die Augen auf und sah die Umrisse zweier Männer auf der Schwelle stehen. Der eine stellte einen Korb mit Essen und einen Krug Wasser vor sie hin, dann erkannte sie, dass es sich bei dem anderen um Kasim handelte. „Warte vor der Tür“, herrschte er den Eunuchen an. „Ich muss die Frau verhören.“
    Bei seinem barschen Ton begann Harriet am ganzen Leib zu zittern. Sie setzte sich auf und sah zu ihm hoch.
    „Wie habt Ihr es gemacht?“
    „Was gemacht?“ Vor Angst wurde Harriet die Kehle eng, und sie schluckte mühsam. „Wenn Ihr davon redet, dass ich mich als meine Cousine ausgegeben habe – ich half den Frauen, Marguerite vorzubereiten, benutzte dieselben Öle und Essenzen, bat darum, dass man mir die Hände und Füße ebenfalls mit Henna bemalte, und als wir allein waren, tauschte ich die Gewänder mit ihr. Das ist alles.“ Sie sagte es in einem Ton, der ihn um Verständnis bat. Er war wütend auf sie, aber er sollte die Gründe für das, was sie getan hatte, kennen. „Meine Cousine hatte Angst, und zu Hause wartet jemand auf sie, der sie liebt.“
    „Also gebt Ihr zu, dass Ihr ihr bei der Flucht geholfen habt?“
    Harriet erkannte ihren Ausrutscher. „Ist sie entkommen?“, fragte sie ein wenig zu eifrig.
    Kasim antwortete gemessen und bedächtig. „Bis jetzt konnten wir nicht herausfinden, wo sie sich versteckt hält, aber die Janitscharen sind dabei, jeden Winkel des Palastgeländes abzusuchen. Ihr wisst, wo sie sich befindet, und wenn Ihr es mir sagt, wird Eure Strafe milder ausfallen.“
    „Ich weiß nicht, wo Marguerite sich aufhält“, erwiderte Harriet, und das war nicht einmal gelogen. „Und wenn ich es wüsste“, fuhr sie fort, „würde ich es Euch nicht sagen. Ich wäre glücklich, wenn sie entkommen ist.“
    „Ihr habt ihr bei der Flucht geholfen, obwohl Ihr wusstet, dass Ihr bestraft werdet?“ Kasims Blick war eisig. „Seid Ihr Euch darüber im Klaren, was Euch erwartet?“
    Harriet versuchte den Schauder, der sie überlief, zu unterdrücken. „Ich nehme an, man wird mich auspeitschen … oder töten.

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