Gekauft für den Harem
bloßen Füßen ebenso leise, wie er gekommen war.
Kasim sah Harriet aufmerksam an. „Alle meine Diener sind frei, aber sie müssen sich an die Regeln halten, genau wie ich und Ihr, wenn Ihr bleibt.“
„Wenn ich bleibe?“ Harriets Herz setzte einen Schlag aus, dann fing es an wie verrückt zu rasen. „Ich verstehe nicht … bietet Ihr mir an, dass meine Familie mich freikaufen darf?“
„Ihr steht nicht zum Verkauf.“ Kasims Augenausdruck war unergründlich. „Aber wenn Ihr es wünscht, werde ich Euch nach England zurückbringen lassen.“
„Was hat Euch zu diesem Entschluss bewogen?“, fragte Harriet und hielt seinen Blick fest.
„Es war mein Plan von dem Moment an, da der Kalif Euch mir überantwortete. Ist es nicht das, was Ihr die ganze Zeit wolltet, Harriet? Ihr habt mich so oft darum gebeten, und wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn ich auf Euch gehört hätte.“
Harriet nahm sich eine Feige. Sie hielt die reife Frucht in der Hand, machte indes keinerlei Anstalten, sie zu essen. „Ich weiß nicht, ob ich Euch richtig verstanden habe, Mylord. Wünscht Ihr, dass ich Euch verlasse? Ihr sagtet, ich müsse lernen, mein Schicksal zu akzeptieren und angemessenen Respekt zu zeigen … und nun bietet Ihr mir die Freiheit an?“
„Was ist so rätselhaft daran?“ Kasim sprang auf, streckte ihr die Hand hin und zog sie auf die Füße, sodass sie dicht vor ihm stand. „Du musst doch wissen, dass du mir viel bedeutest“, sagte er rau und sah ihr tief in die Augen. „Du musst doch wissen, dass ich dich begehre.“
Harriet brachte keinen Ton über die Lippen. Stattdessen schüttelte sie schweigend den Kopf. Wie von selbst teilten sich ihre Lippen, ihre Augen weiteten sich, und sie sah Kasim verwundert an, als er sie an sich zog. Und als er sich über sie beugte und ihren Mund in Besitz nahm, hämmerte ihr das Herz wie verrückt gegen die Rippen. Sein Kuss war süß, dann wurde er fordernd, und mit seiner Zunge erkundete Kasim das Innere ihres Mundes, bis sie ihm nachgiebig mit ihrer Zunge entgegenkam. Hitze ballte sich irgendwo unterhalb ihres Nabels, und eine Sehnsucht nach etwas, das sie nicht kannte, machte sich in ihr breit … unwiderstehliches Verlangen nach einem Mann … nein, nach diesem Mann. Kein anderer hatte je ein solches Begehren in ihr hervorgerufen, diesen unstillbaren Hunger, der sie zum Stöhnen brachte …
Als Kasim sie losließ und einen Schritt zurücktrat, legte sie den Kopf in den Nacken und sah zu ihm hoch. Seine Brust hob und senkte sich unter seinen raschen Atemzügen.
„Wenn Ihr mich … wenn du mich begehrst, warum hast du nicht nach mir …?“ Sie atmete genauso rasch wie er, versuchte des Schwindels Herr zu werden, der sie ergriffen hatte.
„… schicken lassen?“, vervollständigte er ihre Frage und schenkte ihr ein rätselhaftes Lächeln. „Ich habe so viele Nächte damit zugebracht, mich nach dir zu sehnen; ich wollte dich so sehr in meinem Bett, aber die Zeit dafür war nicht reif. Als du in den Palast kamst, hast du mich gehasst, und mit Recht. Dein Kampf für deine Cousine ähnelte dem einer Löwin für ihre Jungen – eingeschlossen das Risiko schlimmer Bestrafung oder einer Verurteilung zum Tod. Letztere hätte Khalid durchaus fordern können, doch erstaunlicherweise schonte er dich.“
„Ja …“ Harriet sah ihm in die Augen. „Katrina glaubte, deinetwegen … doch du hattest ihm ein Versprechen gegeben, dich an ihn gebunden … um meinetwillen, weil du mein Leben retten wolltest.“ Harriet spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte, und hielt den Atem an. „Warum habt Ihr das getan, Mylord?“
„Weil ich es nicht über mich brachte, dich sterben zu lassen.“ Mit den Fingerspitzen strich er ihr über die Wange. „In dem Moment, als die Pforte des Harems sich hinter dir schloss, wusste ich, dass ich einen schweren Fehler machte. Ich wollte dich für mich, aber es wäre grausam gewesen, dich von deiner Cousine zu trennen. Du hättest mich nur umso mehr gehasst.“
„Ja, wahrscheinlich. Marguerite hatte furchtbare Angst. Von dem Augenblick an, da man uns gefangen nahm, klammerte sie sich an mich und weinte unausgesetzt. Als du uns kauftest, wusste ich, dass du anders bist als die anderen. Aber ich musste zusehen, dass Marguerite fliehen konnte.“
„Hattest du keine Angst vor dem, was danach auf dich zukommen würde?“
„Nein. Ich konnte nur an Marguerite denken … aber es gab einen Moment, da mir klar wurde, dass ich etwas
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