Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)
hässliche
Monster. Wie konnten wir uns vereinigen und uns wieder von einander
lösen?. Morgens nach dem Aufstehen warst du schöner denn
je. Du brauchtest keinen Puder und keinen Friseur. Du bist von Natur
aus schön und die Natur brauchte keinen Nachhilfeunterricht an
deinem Körper. Du warst so rein und so frisch wie der Morgen
selbst. Und wenn ich in den Spiegel schaue, frage ich mich, ob man
mich so auf die Menschen loslassen kann. Ob ich nicht allein schon
wegen meinem Aussehen eine Gefahr für die Umwelt bedeute. Du
aber warst wundervoll nach jedem Erwachen. Wie gerne würde ich
dich wieder darin sehen und erleben in diesem deinem Erwachen. Wie
gerne würde ich alles rückgängig machen. Bei Null
wieder anfangen, gemeinsam mit dir. Doch ich fange jeden Tag neu an,
aber alleine. Ich entdecke mich neu und ich gehe geformt und entdeckt
des Abends wieder ins Bett, mal mehr und mal weniger. Aber alleine.
Wie gerne würde ich dich in den Armen halten mit dem Wissen, das
nichts selbstverständlich ist auf der Welt. Wie gerne würde
ich geformt und gereift dir wieder begegnen und dich halten, um dich
für immer zu behalten. Aber ich bin alleine und hinterlasse
nichts und nur das Leben hinterlässt Spuren. Und der Spiegel
bringt mich jedes mal zurück in die Realität, mit der
Gewissheit ein Irrer zu sein. Spuren, sei es im Gesicht oder auch nur
in meinem zu klein geratenen Gehirn. Bei mir allerdings weder noch.
Sie prägen und gestalten den Menschen. Nur mich nicht. Mir sieht
man äußerlich nichts an und auch innerlich hat sich nichts
getan. Wahrscheinlich wirst du mich nicht mehr erkennen, sollten wir
uns zufällig über den Weg laufen. Ich bin ein ganz anderer
und werde niemals wieder derselbe werden, den ich einst für dich
gewesen war. Und so habe ich mich doch verändert, aber noch
weniger im positiven Sinne, als ich je gedacht hätte. In meinem
Körper hat sich nichts verändert. Ein Hund bleibt ein Hund.
Da vollzieht sich keine großartige Verwandlung. Nicht bei
Vollmond und auch nicht bei sonst etwas. Ich bleibe das, was ich
immer schon war. Ein eingebildeter Nichtsnutz. Und so gehe ich meine
Straße entlang. In den Taschen nichts. Im Herzen nichts. Nur
der Kopf ist mit diesem meinen Plan reich und prall gefüllt.
Gefüllt mit Gedanken und Erinnerungen. Bilder, die sich für
immer eingenistet haben. All meine Bilder des Lebens trage ich in
meinem Kopf. Ich besitze kein einziges Bild in meinem Zimmer. Weder
von dir Leila, noch von dir Fjodor, noch von dir Babu. Ihr seid alle
in mir drin und es bedarf keiner Fotografien der Erinnerung. Ich sehe
euch, so oft und wann ich es möchte, ohne ein Fotoalbum
aufgeschlagen zu haben. Ich war niemals ein Fotograf des Lebens und
werde niemals einer werden. Keinen Fotoapparat, der um meinen Hals
baumelt und keinen Hut auf meinem Kopf, der mich vor der prallen
Sonne oder vor unendlichen Regentropfen geschützt haben könnte.
Und trotzdem ziehe ich den Hut vor dem Leben und vor dem
unausweichlichen Tod. Ich hoffe, mein eingebildeter Hut fliegt mir
eines Tages nicht so einfach davon. Was bliebe mir noch übrig an
Ehrfurcht und an Stolz. Ich könnte auf die Knie gehen. Aber ich
bin ein alter Mann und kraftlos. Vielleicht werde ich nicht mehr
aufstehen können und bleibe auf der dreckigen Erde liegen. Oder
ich wälze mich darin. Hunde machen das sehr gerne. Sie wälzen
sich im Dreck und gehen danach stolz und unbekümmert weiter. Ich
alter Narr, wie könnte ich im Dreck liegen bleiben, wo ich doch
so feige bin. Ein warmes Plätzchen würde ich mir suchen,
bis zuletzt würde ich um´s Überleben kämpfen.
Bis heute verstehe ich nicht warum. Immer wieder von vorne anfangen
und kämpfen, aber niemals einen Bonus in der Hand halten. Ich
spüre die Wärme und die Energie, die mich Tag für Tag
trägt. Wenn auch sehr langsam und nur Schritt für Schritt
eines einsamen Weges. Das ist der Preis. Das ist der Preis, den ich
für meine Freiheit bezahlen muss. Der Ruf der Freiheit, der mich
daran wachsen lässt, auch wenn ich mich sehr hilflos frei und
sehr klein dabei fühle. Morgen werde ich mich auf den Weg
machen. Ich werde mich auf den Weg machen, einen passenden Hut mir zu
besorgen. Ich möchte nicht verloren und hilflos dastehen müssen
oder gar im Dreck mich wälzen. Dabei habe ich die Hilflosigkeit
stets gehasst. Es war merkwürdig und mühselig zugleich, dir
meiner Leila bei irgend einer Sache behilflich zu sein. Als ich dir
half, die Matratzen auf unserem Bett zurechtzurücken,
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