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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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zurückgehen würde? In unsere Wohnung. In die Wohnung, wo...« Sein Gesicht in einem Spiegel, aber nicht sein heutiges. Das des jungen Justin. Siebzehn und unschuldig, über dem üblichen Durcheinander der Flaschen auf der Badezimmerablage, als er sich für den Abend fertigmachte ...
    Ein drohender und chaotischer Band-Flashback. Der Geschmack von Orangensaft.
    »...bevor all das passiert ist. Das ist aber sinnlos, nicht? Ich möchte gar nicht mehr dieser Junge sein. Ich wünsche mir nur, ich hätte damals gewußt, was ich jetzt weiß.«
    »Es war gut dort«, sagte Grant.
    »Ich war so ein verdammter Idiot.«
    »Das denke ich nicht.«
    Justin schüttelte den Kopf.
    »Betrachte es mal anders herum«, schlug Grant vor. »Versetze dich an Aris Stelle. Und frage dich, was aus dir geworden wäre ... mit ihrem Zeitplan, mit ihren Begünstigungen, mit dem, was man mit ihr gemacht hat... Du wärst...«
    »Anders. Härter. Älter.«
    »... ein anderer. Ein ganz anderer. Bei ZIVs hängt nun einmal vieles vom Zufall ab. Ihr seid unbeabsichtigt so grausam zueinander.«
    »Meinst du, es sei notwendig? Können wir nicht lernen, ohne unsere Hand ins Feuer zu halten?«
    »Denk dran, du fragst einen Azi.«
    »Ich weiß, daß ich einen Azi frage. Gibt es eine Möglichkeit, aus diesem Genset eine Ariane Emory zu machen... oder mich - aus meinem...?«
    »Ohne den Stress?« fragte Grant. »Können Flux-Zustände auf intellektuellem Wege erreicht werden, wenn sie eine endokrine Basis haben? Können über Band eingegebene Stress-Situationen - ohne die reale Möglichkeit, sich den Hals zu brechen - weniger real, weniger schmerzhaft sein als die echte Erfahrung? Was wäre, wenn das Band, das Ari angefertigt hat, eben nur ein Band war? Was wäre, wenn all das nie passiert wäre aber du genau diesen Eindruck hast? Worin würde der Unterschied bestehen? Was wäre, wenn Aris Mama nie gestorben ist, sondern sie es sich nur einbildete? Wäre sie geistig gesund? Könnte sie der Wirklichkeit trauen? Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht. Mir würde es mißfallen, wenn ich herausfinden würde, daß alles, was ich bisher erlebt habe - vom Band stammt; und daß ich geradewegs aus der Stadt komme und alles nur geträumt habe.«
    »Gott, Grant!«
    Grant drehte sein rechtes Handgelenk ins Licht, über das seit dem Zwischenfall mit Winfield und den Abolitionisten eine Narbe verlief. »Das ist echt. Allerdings nur, wenn es sich nicht um eines der Kennzeichen handelt, die ich mit dem Band verpaßt bekommen habe.«
    »Du solltest nicht so reden.«
    Grant lächelte. »Das ist das erste Mal seit Jahren, daß du mich ausgeschimpft hast. Habe ich dich erwischt?«
    »Mach nicht solche Witze!«
    »Ich habe keine Probleme mit der Wirklichkeit. Ich spür's einfach, wenn's ein Band ist. Und denk daran, ich bin dank meiner Schöpfer mit der richtigen Seite nach oben entwickelt worden, meine Logiksets dort, wo sie hingehören. Aber das Fließen kommt dem Träumen zu nahe. Über Band eingespeistes Fließen hätte keine logische Struktur. Es ähnelt zu sehr dem, was Giraud im Krieg gemacht hat und  worüber ich nicht einmal nachdenken möchte - einen Geist aufbauen und wieder zerlegen; Gehirnwäsche und Rekonstruktion ... und dabei wurde, wohlgemerkt, jedesmal etwas gemacht, das der Betroffene nachträglich nicht mehr überprüfen konnte; und viel blieb der Vorstellungskraft überlassen. Ich weiß es wirklich nicht, Justin. Wenn es eine Möglichkeit gibt, diese Erfahrungen über Band einzugeben - könnte Giraud einige Einblicke darin gehabt haben, ist das keine Ironie?«
    Es ergab auf eine vage, bizarre Art einen Sinn, und ließ es ihm ein weiteres Mal kalt den Rücken hinunterlaufen, während er in den Gliedern ein frostiges Gefühl hatte.
    »Mit Giraud über Theoretisches zu reden...« Aber Giraud war tot. Und sollte doch wieder auferstehen. »Das ist uns nie gelungen.«
    »Die Frage ist im Grunde nur die, ob ein Band die Realität ersetzen kann. Ich bin sehr fähig, Justin; aber ich habe auf diesem Flug nach Planys Blut und Wasser geschwitzt, ich war während der ganzen Reise zu verdammt hilflos. Das ist es, was man aufgibt: die Überlebensfähigkeit in der realen Welt.«
    Justin schnaubte verächtlich. »Du meinst, es kümmert mich nicht.«
    »Aber man könnte sehr viel rascher lernen. Damit sind wir wieder beim alten Unterschied: Du lernst durchs Fließen; ich gehe logisch vor. Und keine Ansammlung von ZIVs ist logisch. Siehst du, ich habe dich wieder

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