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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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standen, auf denen verschiedene Schnupftabakdosen und allerhand Nippes ausgelegt waren. Die viktorianische Tapete fasste das alles in einen Dschungel gedruckter Vegetation, und das einzige Licht im Raum fiel aus einer Messinglampe geradewegs auf die Noten, die auf dem Flügel aufgeschlagen bereitstanden.
    Das Zimmer roch muffig und unbewohnt, die Fensterläden waren geschlossen, und auf dem schwarzen Lack des Flügels lag eine graue Staubschicht. Dodo wandte sich um und sah mir ins Gesicht. »Also, was gibt’s?« fragte er. Seine Stimme war hart und streitlustig, und seine Augen blitzten. Ich schrieb das alles dem Alkohol zu, aber sicher konnte man bei Dodo nie sein.
    »Also hör mal, Dodo«, sagte ich, »eins sollten wir wohl besser klarstellen …«
    Er hatte sich bewegt, als wollte er an mir vorbeigreifen, richtete sich dann aber plötzlich und ohne jede Warnung gerade auf, um mir einen Fauststoß in den Magen zu versetzen, so wuchtig, dass mir der Atem wegblieb. Als ich mich nach Luft schnappend vornüber beugte, schlug er mir mit der Handkante auf den Hals. Es war ein sehr gut plazierter Karateschlag, und augenblicklich stand jeder Nerv meines Körpers in Flammen. Ich krümmte mich und hustete mein

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    Mittagessen aus. So sah ich zu meinem Glück seinen Fuß kommen und konnte dem gemeinen Tritt ausweichen, so dass die Schuhspitze nur meinen Arm streifte.
    Mein Mantel hatte mich vor der vollen Wucht seiner Schläge geschützt. Hätte Dodo mir den Mantel im Entree abgenommen, läge ich jetzt schon flach. Noch ein Tritt, aber weit daneben diesmal. Ich versuchte, den Fuß zu packen, aber Dodo war zu schnell für mich. Zu schnell und zu erfahren. Ich hatte Dodo von Anfang an unterschätzt, in jeder Hinsicht: seinen Verstand, seinen Einfluss, seine Bösartigkeit und seine Körperkraft.
    Als ich mich aufrichtete, tat mir jeder Knochen im Leibe weh. Ich wich vor Dodo zurück und spürte hinter mir den Flügel. Die Stütze konnte ich gut brauchen, und ich lehnte mich einen Augenblick lang dagegen und wartete auf Dodos nächste Bewegung. Das Licht, das die Noten auf dem Klavier beleuchtete, blendete Dodo. Seine Schläge und Tritte hatten auch ihn ein wenig außer Atem gebracht, aber er wollte mir keine Gelegenheit geben, mich zu erholen. Er ging also wieder auf mich los, langsamer diesmal, breitbeinig, die Hände erhoben. Ich holte tief Luft. Wenn er richtig traf, konnte er mich mit ein paar von diesen Karateschlägen aus dem Verkehr ziehen, soviel war klar. »Gaaah!« schrie er plötzlich und sprang mich an. Oder war das nur eine Finte, um zu entdecken, wie ich reagierte? Ich ging ein bisschen in die Knie und trat nach seinem Bauch, traf aber ins Leere. Immerhin ließ die Drohung ihn zögern. Dann senkte er den Kopf, und sein nächster Schlag traf meinen Arm, so dass der Schmerz mir für einen Augenblick die Hand lähmte. Aber dann griff ich an. Ein Nierenhaken entriss ihm ein zorniges Grunzen, ich hatte ihm weh getan. Einen Augenblick standen wir im Clinch wie Partner auf dem Tanzboden, dann stieß er sich von mir ab und hämmerte mir dabei auf die Brust.

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    Er wich so weit zurück, dass er in den Schatten des spärlich beleuchteten Raums fast verschwand. Schwer atmend belauerten wir einander nun aus der Ferne. Mit dem Überraschungselement konnte er nicht mehr rechnen, und außerdem durchschaute ich ihn langsam. Dodo war kein Boxer.
    Wenn ich ihn in die Finger kriegte, konnte ich ihn bewusstlos schlagen. Aber das war ein großes Wenn. Von der Straße war jetzt das Geräusch eines langsam fahrenden Wagens zu hören.
    Dodo neigte lauschend den Kopf, aber ein oder zwei Augenblicke später gab der Fahrer Gas, und das Geräusch des Wagens verlor sich in der Ferne.
    Klick! Plötzlich hatte er sein Klappmesser in der Hand, und als er langsam näher kam, blitzte die Klinge im Licht auf. Er hielt es niedrig mit aufwärts weisender Spitze, wie ein Mann ein Messer hält, wenn er es ernst meint. »Ich werd’s dir zeigen, Samson«, versprach er mit jenem leisen Knurren in der Stimme, das seine besonders bösartigen Äußerungen jedesmal begleitete. »Ich werde dich aufschlitzen!« Sein Gesicht war gerötet, und Speichel triefte aus seinem Mund.
    Ich schob mich seitwärts. Die Rückendeckung, die der Flügel mir gewährt hatte, wurde jetzt zur Falle. Ich hatte nicht die geringste Lust, mich aufspießen zu lassen. Ich zog mir den Schal vom Hals und wickelte ihn mir um die Hand. Dabei schob ich mich weiter seitwärts.

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