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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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und ist inzwischen wahrscheinlich auch tot. Lisl sagt, ich hätte sie bei einem ihrer Besuche in Berlin kennengelernt, aber daran kann ich mich nicht erinnern. Sie hätte jedenfalls einen Anspruch auf das Haus. Lisl hat mir mal erzählt, dass ihr Vater es beiden Töchtern hinterlassen hat, dass aber nur Lisl dort wohnen wollte. Trotzdem gehört es zur Hälfte dieser Inge Winter. Und abgesehen von der Schwester könnte es natürlich auch noch Verwandte von Lisls verstorbenem Mann Erich geben. Ich muss noch mal mit Lisl reden.«
    »Wenn Lisl sagt, dass das Haus zur Hälfte ihrer Schwester gehört, kann es sein, dass auch die Schwester den Antrag auf den Bankkredit unterschreiben musste.«
    »Ich weiß«, sagte Werner und strich sich über den Schnurrbart. »Ich habe mich schon gefragt, ob die Schwester deswegen nach Berlin gekommen ist.«
    »Du solltest dich bei der Bank erkundigen«, schlug ich vor.
    »Ohne Lisls Einwilligung verrät die Bank mir nichts.« Er strich sich noch einmal über den Schnurrbart. »Er juckt«, erklärte er.
    »Die Sache muss jedenfalls geklärt werden«, sagte ich. »Ich werde mit ihr reden.«
    »Das wirst du nicht«, entgegnete Werner wie aus der Pistole geschossen. »Das würde alles verderben. Es muss so aussehen, als wollte ich ins Hotelfach einsteigen. Sie muss überzeugt sein, dass sie mir einen Gefallen tut. Das siehst du doch hoffentlich ein?«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis ich nickte. Aber Werner hatte recht. Er musste einige schlaflose Nächte mit der Lösung dieses Problems verbracht haben. »Soll ich versuchen rauszukriegen, ob die Schwester noch lebt?« Ich machte dieses

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    Angebot eher zur Beruhigung meines Gewissens als aus der Überzeugung, es würde irgend etwas dabei herauskommen.
    Vielleicht verstand Werner meine Beweggründe. Jedenfalls sagte er: »Das wäre wirklich sinnvoll, Bernie. Wenn du diese Schwester aufspüren könntest, wäre das wichtigste Problem gelöst. Ich habe ihre letzte Adresse in Frankreich. Sie steht in dem grünen Adreßbuch in Lisls Büro. Ob sie da noch wohnt, weiß ich natürlich nicht.« Er sah zur Theke hinüber, wo Willi die verchromte Espressomaschine bedient hatte, und sagte:
    »Willi bringt den Kuchen.«
    »Wird ja wohl auch Zeit.«
    »Er wird sich ein bisschen zu uns setzen wollen«, sagte Werner warnend. »Bitte sag einstweilen nichts von dem Hotel.
    Ich ruf dich an wegen der Adresse der Schwester.«
    »Laß dir ein, zwei Tage Zeit zum Überlegen«, schlug ich vor. Willi kam mit dem Nachtisch und dem Kaffee auf uns zu.
    »Es ist schließlich ’ne schwerwiegende Entscheidung.«
    »Ich hab’s mir überlegt«, sagte Werner mit fester Stimme, in der nur ganz fern Trauer anklang. »Ich weiß, was ich zu tun habe.« Frankreich, dachte ich. Warum muss ich solche blöden Versprechungen machen? Woher soll ich die Zeit nehmen, in Frankreich einer alten Frau nachzuspüren, die zweifellos schon lange tot und begraben ist? Als ob mir eine Lisl im Leben noch nicht genug wäre.

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7
    »Wir hätten einen Mikrowellenherd kaufen können«, sagte Gloria plötzlich und spontan.
    »Ist es das, was du willst? Einen Mikrowellenherd?«
    »Mit dem Geld, das uns dieser verdammte Flug kostet«, erklärte sie in bitterem Ton.
    »Ach so«, sagte ich. »Natürlich.« Sie machte im Kopf eine Liste. Das tat sie gelegentlich. Und je länger die Liste, desto erbitterter wurde ihr Hass auf die Luftfahrtgesellschaft und deren Leitung. Zum Glück der Direktoren der
    Luftfahrtgesellschaft saß auf dem Flug von London nach Nizza keiner neben ihr. Dort saß ich. »Der reine Betrug«, sagte sie.
    »Das weiß doch jeder«, sagte ich. »Trink also den guten, warmen café , pack den homogenisierten fromage aus, und genieße die ambiance .«
    Die Plexiglasfenster waren zerkratzt, so dass die dicken, grauen Wolken draußen schraffiert aussahen. Gloria antwortete nicht und aß auch nicht, was auf dem winzigen
    Kunststofftablett vor ihr aufgebaut war. Sie holte ihren Nagellack aus der großen Handtasche, die sie überall mitschleppte, und begann, sich mit ihren Fingernägeln zu beschäftigen. Das war immer ein schlechtes Zeichen.
    Ich nehme an, ich hätte ihr von vornherein sagen sollen, dass wir diese Reise machten, weil ich versprochen hatte, Lisl Hennigs Schwester aufzuspüren. Ich hätte wissen können, dass Gloria wütend sein würde, wenn die Wahrheit ans Licht kam, und dass ich sie ihr eher früher als später sowieso würde sagen müssen. Rückblickend weiß

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