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Gekroent

Gekroent

Titel: Gekroent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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– sich vonihm versichern zu lassen, dass das, was er gesagt hatte, immer noch stimmte. Dass sie wirklich füreinander geschaffen waren.
    Der Meisterbildhauer ist in seinem Zimmer.
    Die Worte perlten von den Kristallen durch ihre Finger und in die Tiefe ihrer Seele. Morrigan blinzelte überrascht und setzte sich abrupt auf. Sie drückte die Hände fest gegen die Mauer. „Könnt ihr mich zu Kegan führen?“
    Ja, Lichtbringerin!
    Mit nervös flatterndem Magen sagte sie: „Dann bringt mich bitte zu ihm.“

20. KAPITEL
    Es war spät, und zum Glück traf Morrigan nur auf wenige Menschen, als sie sich von den Kristallen durch das einem Irrgarten gleichende Tunnelgewirr der Höhle leiten ließ. Sie wusste nicht, mit welchen Blicken diese Leute sie bedachten, denn sie hielt die Augen fest auf die Höhlenwand gerichtet und das Gesicht von den Menschen abgewandt. Mit eiserner Entschlossenheit folgte sie dem Weg zu dem Teil der Höhlen, der für Gäste reserviert war. Schnell und leise folgte sie der Spur der Kristalle, die an einem dicken Ledervorhang endete, der vor einem bogenförmigen Durchgang hing – Morrigan zögerte. Jetzt, wo sie hier war, wusste sie nicht, was sie tun sollte. Außerdem war ihr übel.
    Es wäre nett gewesen, hätte sie klopfen oder klingeln können. Sie wäre heilfroh, wenn sie sich aus der Sache herauswinden und ihm einfach eine SMS schicken könnte, aber leider war nichts davon möglich. Also sollte sie einfach seinen Namen rufen? Oder etwas sagen wie: Hey, Kegan, ich bin’s, Morrigan. Kann ich reinkommen? Oder, wie G-ma sie korrigieren würde: Darf ich hereinkommen?
    Was sollte sie tun, falls er erwidern würde, sie solle verschwinden? Das wäre furchtbar. Oh, Mist! Geh einfach hinein. Entweder er will dich sehen oder nicht. Leise schob Morrigan den Vorhang beiseite und linste in das Zimmer.
    Nur ein einziger Leuchter brannte in dem großen Raum. Mitten im Zimmer stand eine Säule aus unbehauenem Marmor, die das Licht der weißen Flamme anzuziehen schien, denn die butterweiße Oberfläche strahlte beinahe. Morrigan erkannte in dem Stein sofort den Marmor, den Kai für Myrnas Denkmal ausgewählt hatte.
    Kegan stand mit dem Rücken zu ihr vor dem Marmor. Die Arme hatte er erhoben, und mit den Händen drückte er fest gegen den Stein. Sein Kopf war gesenkt, die Schultern zusammengesackt, als würde ein großes Gewicht auf ihnen liegen. Morrigan glitt lautlos in das Zimmer, nicht sicher, ob sie husten, sich räuspern oder einfach seinen Namen sagen sollte.
    „Ich weiß, dass du da bist.“ Kegan hielt den Kopf immer noch gesenkt und sprach, ohne sie anzusehen. Seine Stimme klang merkwürdig gedämpft und rau.
    Morrigan zuckte schuldbewusst zusammen. „Ich wollte michnicht anschleichen. Ich wusste nur nicht …“ Sie zögerte und entschied dann, dass sie genauso gut ehrlich zu ihm sein konnte. „Ich wusste nicht, ob du mich empfangen würdest, also bin ich einfach hereingekommen. Ich wollte nicht hören, wie du mich wegschickst.“
    Kegan richtete sich auf. Langsam nahm er die Hände vom Marmor und drehte sich zu ihr um. Sie sah, dass er geweint hatte und ging automatisch mit ausgestreckten Händen auf ihn zu. Da sie den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht deuten konnte, blieb sie kurz vor ihm stehen und ließ die Arme hilflos sinken, ohne ihn berührt zu haben.
    „Glaubst du denn gar nichts von dem, was ich dir heute gesagt habe?“
    Seine Worte schenkten ihr einen Funken Hoffnung, aber seine Miene war immer noch so fremd, dass sie zögerte, ihn zu berühren. „Ich glaube, du hast es in dem Moment, als du es gesagt hast, so gemeint. Nach dem, was mit Kai passiert ist, bin ich mir aber nicht sicher, ob du immer noch genauso fühlst.“
    „Kai ist tot.“
    Die Worte drückten Morrigan nieder, als hätten sie tatsächlich ein Gewicht. „Das tut mir so leid, Kegan.“
    „Weißt du, weshalb ich geweint habe?“
    „Weil du wegen Kai traurig bist.“ Sie schaute auf die vertraute Marmorsäule hinter ihm. „Und wegen Myrna.“
    „Als ich den Marmor berührte und Myrnas Ebenbild darin erfühlte, habe ich geweint, weil ich an dich denken musste und den Gedanken nicht ertragen habe, dass du vor mir davongelaufen bist.“
    „Ich bin nicht vor dir davongelaufen. Ich bin vor dem davongelaufen, was Kai über mich gesagt hat.“
    „Du hättest bleiben sollen. Wir hätten das gemeinsam durchgestanden.“
    „Aber denkst du denn nicht, dass ich böse bin?“ Morrigan spürte, wie sie zu zittern

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