Gekroent
trägst?“ Alannas normalerweise weiche Stimme klang unnatürlich scharf und erregte unsere Aufmerksamkeit.
„Ja, ich bin sicher“, erwiderte Myrna fröhlich.
Ich hätte sie gerne ebenso fröhlich erwürgt.
Alanna schloss die Augen, als hätte sie Schmerzen. Was zum Teufel war los mit ihr? Als sie die Lider wieder öffnete, trafen sich unsere Blicke, und ich sah, dass ihr Blick von Trauer erfüllt war. Einer Trauer, die weit über das Mitgefühl mit einer Freundin hinausging, deren viel zu junge Tochter von einem Troll geschwängert worden war.
Dann traf es mich wie ein Schlag, und ich bekam keine Luft mehr. Zitternd trat ich einige Schritte zurück, bis ich die Marmorbank erreicht hatte, von der ich wusste, dass sie hinter mir stand. Ich setzte mich, bevor meine Beine endgültig unter mir nachgaben.
„Oh nein“, war alles, was ich sagen konnte. Alanna eilte an meine Seite und nahm meine Hand.
„Mama?“
„Myrna, wir reden hier über den Grant, den du kennst, seitdem du ein Kind warst, ja? Den jungen Mann, der der einzige Sohn der McClures ist, denen die an den Tempel angrenzenden Weinberge gehören?“
„Natürlich, Mama. Es gibt keinen anderen Grant.“
Ich sah an ihren Augen, dass sie wusste, was Alanna und mir eben erst aufgefallen war. Sie sprach weiter und kam dabei auf mich zu.
„Und es gibt keinen anderen Mann oder Zentauren für mich. Ich liebe Grant, und Grant ist der Vater meines Kindes. Frag Epona, Mama, sie weiß es.“
Ich hörte ClanFintans unterdrückten Fluch. Auch ihm waren jetzt die Konsequenzen von Myrnas Zustand bewusst geworden.
„Mama …“
Myrna setzte sich neben mich und nahm meine andere Hand. Sie sprach sehr sanft und klang auf einmal alt und erwachsen.
„Du wusstest doch schon lange, dass ich nicht deine Nachfolge als Auserwählte von Epona antreten würde.“
„Nein“, flüsterte ich unter Tränen. „Nein, das wusste ich nicht.“
Hör ihr zu, Geliebte. Myrna kennt ihr Herz und akzeptiert ihr Schicksal.
„Doch, das hast du. Du weißt, dass Epona nie zu mir gesprochen hat.“
Ich öffnete den Mund, aber sie sprach schnell weiter.
„Oh, die Göttin liebt mich, das weiß ich, und ich liebe sie auch. Ich liebe die Rituale, die du durchführst, und ich liebe die Segnungszeremonien, aber ich hatte nie auch nur das geringste Verlangen, diese Rituale oder Zeremonien anzuführen. Mehr noch, Mama, ich habe keine gottgegebene Verbundenheit mit irgendetwas. Die Bäume grüßen dich. Die Steine singen deinen Namen. Deine Seele reist während des Magischen Schlafs. Ich habe nichts davon, nicht den kleinsten Hauch.“ Myrna hielt inne und senkte den Blick. „Ich liebe dich, und ich habe wirklich versucht, das zu sein, was du dir von mir erhofft hast. Aber alles, was ich immer wollte, war Mutter zu sein und Grant zu helfen, wenn er sich um die Weinberge kümmert.“ Sie geriet ein wenig ins Stocken, als sie anfing zu weinen. „Es tut mir leid, dass ich dich und Pa enttäuscht habe.“
Mit schmerzendem Herzen legte ich einen Arm um ihre Schultern. „Oh, Liebes, du könntest deinen Vater und mich niemals enttäuschen. Wir lieben dich.“
Myrna klammerte sich an mich, alle Zeichen von trotziger Tapferkeit waren verschwunden. Ich fühlte ihre Schultern unter ihren Schluchzern erbeben. Dann schlang ClanFintan seine Arme um uns beide. Er küsste erst unsere Tochter und dann mich.
„Wenn dieser Mann der ist, den du begehrst, dann bring ihn her, damit ich ihm meinen Segen geben kann.“
„Versprichst du es mir?“ Myrna lehnte sich gerade so weit zurück, dass sie ihrem Vater ins Gesicht schauen konnte.
„Du hast den Schwur von Partholons Hohem Schamanen“, sagte er ernst.
Meine Tochter schaute mich an und sagte: „Es tut mir wirklich leid, dass ich nicht als Auserwählte von Epona geboren worden bin, Mama. Ich weiß, dass du dir das immer für mich gewünscht hast.“
Ich schaute meiner Tochter in die Augen und wusste, wenn ich ihr sagen würde, welche verzweifelte Traurigkeit ich bei dem Gedanken verspürte, dass sie mir nicht in die Dienste Eponas folgen würde, würde ich ihr irreparablen Schaden zufügen, und das konnte ich nicht. Also lächelte ich stattdessen und wischte ihr mit einem Zipfel meiner Seidenrobe die Tränen vom Gesicht.
„Das Einzige, was ich mir für dich immer gewünscht habe, war, dass du glücklich wirst. Und wenn der Troll dich glücklich macht, dann hast du meinen Segen.“ Ich verspürte den vertrauten Stups in meinem Kopf und
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