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Gekroent

Gekroent

Titel: Gekroent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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die Fragen in ihrem Kopf zu ordnen. Sie konnte nicht aufhören, die Frau anzustarren, die vor ihr kniete. Sie sah genauso aus wie ihre Grandma, außer dass G-ma ihre Haare immer kurz trug. Das Haar dieser Frau war offensichtlich lang und zu einem dicken Zopf geflochten, der ihr schwer über den Rücken hing. Morrigan schaute genauer hin und sah, dass es viel mehr graue Strähnen hatte als das von G-ma. Sie sah überhaupt älter aus als ihre Großmutter. Ihr Gesicht durchzogen tiefe Falten, ihre Haut wirkte durchscheinender.
    Grandma war Morrigan immer alterslos erschienen. Sicher, sie war alt, aber voller Energie und selten krank. Diese Version hier sah aus wie ihre zerbrechliche Zwillingsschwester. Sie trug ein wunderschönes Lederkleid, das Morrigan an die zeremoniellen Kleider der Indianerfrauen erinnerte, die sie zu den Oklahoma-Powwows trugen. Allerdings war dieses nicht mit Fransen und Federn geschmückt. Stattdessen hatte es zwischen der Perlenstickerei ein ausgefeiltes Muster aus ineinander verschachtelten Knoten. Ein wenig überrascht merkte Morrigan, dass die Frau immer noch im Hofknicks versunken war, während sie sie wie eine Idiotin anstarrte. „Oh! Stehen Sie auf“, sagte sie schnell und fügte dann ein unbeholfenes „Bitte“ hinzu.
    Die Frau, die aussah wie ihre Großmutter, sich aber Birkita nannte, erhob sich so graziös, wie sie sich in den Knicks hatte sinken lassen, und nahm wieder ihren Platz auf dem fellbezogenen Hocker neben dem Bett ein. Als hätte sie keinerlei Kontrolle über ihren Mund, platzte es aus Morrigan heraus: „Wo bin ich?“
    „Ihr seid in den Höhlen der Sidetha.“
    Morrigans Magen zog sich zusammen – sie war nicht sicher, ob aus Vorfreude oder aus Angst. „Die liegen nicht in Oklahoma, oder?“
    Birkitas Stirn legte sich wieder in Falten. „Oklahoma? Tut mir leid, Mylady, den Bergfried kenne ich nicht.“ Sie hielt kurz inne, dann fügte sie hinzu: „Liegt er in den südlichen Gefilden Partholons? Ich habe mich nie weit von unseren Höhlen entfernt, und vieles von Partholon ist mir unbekannt.“
    Morrigan keuchte und meinte, ihr Herz würde jeden Moment aus ihrem Körper springen. „Partholon!“ Sie stieß den Namen wie ein Gebet aus, und Birkita lächelte. „Ich bin in Partholon!“
    „Das seid Ihr, Lichtbringerin.“
    „Bin ich tot?“
    Birkitas melodisches Lachen klang genauso wie das ihrer Großmutter. Es ließ sie außerdem mindestens zehn Jahre jünger aussehen.
    „Nein, Mylady. Ihr seid sehr lebendig, auch wenn ich mich um Euer Leben gesorgt habe, nachdem Ihr aus dem heiligen Fels gestiegen seid.“
    „Heiliger Fels? Ich verstehe nicht …“ Noch während sie das sagte, erinnerte Morrigan sich daran, wie sie durch den Selenitbrocken einen Blick in diese andere Höhle hatte werfen können. Geschockt erinnerte sie sich dann ebenfalls daran, dass ihre Mutter auf einmal in diesem Felsen vor ihr aufgetaucht war. Rhiannon hatte sie davor bewahrt, in der treibsandähnlichen Flüssigkeit zu ertrinken.
    „Der heilige Kristallfelsen im Usgaran.“
    „Der riesige Findling aus Selenit?“ Morrigans Stimme klang schwach. „Ich … ich bin durch ihn entkommen.“
    „Entkommen, Mylady?“
    „Die Höhle stürzte ein. Ich … ich wäre getötet worden, wenn ich nicht durch den Findling gegangen wäre.“ Kyle war umgekommen. Die Erinnerung traf sie so hart, dass ihre Hände zitterten. Sofort beugte Birkita sich vor, tätschelte sie und gab tröstende, groß-mütterliche Laute von sich.
    „Aber Ihr seid nicht umgekommen, Mylady. Adsagsonas Hand hat über Euch gewacht. Die Göttin hat Euch beschützt und nach Hause zu Eurem Volk geführt.“ Sanft, beinahe andächtig berührte Birkita ihr Gesicht. „Die Göttin ist mir letzte Nacht im Traum erschienen. Adsagsona hat zu mir gesprochen und mir erzählt, dass sie eine Lichtbringerin auserwählt hat, die wir daran erkennen werden, dass sie durch einen heiligen Kristall geboren wird. Ich habe Eure Geburt selbst miterlebt, Tochter der Göttin, Lichtbringerin, Auserwählte der Adsagsona.“
    Morrigan hatte ein betäubendes Summen in den Ohren, als stünde sie in einer riesigen Muschel.
    „Ich muss den heiligen Felsen sehen.“ Sie setzte sich ruckartig auf und schwang die Beine von der breiten, mit Fellen bedecktenPritsche, auf der sie lag. Birkita eilte ihr zu Hilfe. Morrigan war froh über ihren festen Griff, denn von der schnellen Bewegung war ihr schwindelig, und alles verschwamm vor ihren Augen.
    „Vorsichtig,

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