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Gekroent

Gekroent

Titel: Gekroent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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zu berühren. Sofort floss das geflüsterte Wissen durch ihre Fingerspitzen, dass es sich bei dem Stein um polierten Alabaster handelte und die Figur Adsagsona, die Göttin der Sidetha, darstellte. Einen Moment lang war Morrigan von Ehrfurcht ergriffen über die neue Art des Wissens, die ihr hier zuteilwurde, und über die Stimme, die sie hörte, seitdem sie in Partholon war. Wenn sie wirklich Adsagsonas Lichtbringerin und die Auserwählte einer Göttin war, wie Birkita gesagt hatte, sollte dann nicht auch die Göttin zu ihr sprechen? War diese neue Stimme also wirklich Adsagsona und nicht ihre Mutter oder der dunkle Gott, vor dem ihre Großeltern sie gewarnt hatten? Ihr blieb jedoch keine Zeit, sich weiter den Kopf über die komplizierten Verwicklungen in ihrer neuen Position zu zerbrechen, weil das Murmeln aufgeregter Menschen, das durch die Höhle brandete, sie aus ihren Gedanken riss.
    „Lichtbringerin … Adsagsonas Auserwählte … Tochter der Göttin …“
    Morrigan nahm einen tiefen, stärkenden Atemzug und drehte sich um. Die Halle war gefüllt mit Menschen. Erschrocken fragte sie sich, wie lange sie wohl schon dagestanden hatte, blind gegenüber allem außer dem Mosaik von der Göttin. Offensichtlich lange genug, dass die Information von ihrer Ankunft sich verbreitet hatte und alle herbeigeeilt waren, um einen Blick auf sie zu werfen. Als hätte sie nur auf deren volle Aufmerksamkeit gewartet, breitete sichMorrigans natürliche Schüchternheit mit rasender Geschwindigkeit in ihr aus und ließ sie erstarren. Jahrelanger Schauspielunterricht an der Schule hatte ihr das Rüstzeug gegeben, ihre Angst vor großen Menschenmengen und ihre Abneigung, in der Öffentlichkeit zu sprechen, zu überspielen. All diese Hilfsmittel konnten aber nicht ändern, was sie tief in ihrem Inneren war – eine schüchterne junge Frau, die nichts mehr wollte, als dazuzugehören. Jetzt starrte sie ein ganzer Raum voll Fremder aus einer unbekannten Welt an und …
    Nein, rief Morrigan sich zur Ordnung. Sei nicht so zynisch. Sie starren dich nicht an, sie sind nur begeistert. Und diese Welt war nicht unbekannt – es war ihre eigentliche Welt, die, in die sie endlich hineinpasste und zu der sie gehörte.
    Sie beten dich an, wie es dir gebührt … hallte es durch ihren Kopf.
    Sie versuchte, die Aufregung zu ignorieren, die sie beim Klang dieser Worte erfasste. Die Leute beteten sie an! Das war kein Grund, auszuflippen – das war einfach nur cool! (Oder etwa nicht?)
    Es ist dein Recht … dein Schicksal …
    Wieder erschauerte sie vor Aufregung. War das Adsagsonas Stimme? Es schien nur logisch, ja folgerichtig zu sein, dass die Göttin sie beruhigte und bestärkte. Sie hatte sie hierhergebracht. Nach Hause, nach Partholon, wohin sie gehörte
    Das hatte sie doch, oder?
    Mit großer Anstrengung gelang es Morrigan, ihre Aufmerksamkeit von ihrem inneren Tumult zu lösen und sich auf Birkitas Ausführungen zu konzentrieren.
    „Lichtbringerin, ich möchte Euch Sidethas Höhlenmeister Perth und seine Gefährtin Herrin Shayla vorstellen“, sagte Birkita und trat an Morrigans Seite.
    Morrigan unterdrückte den automatischen Drang, ihre Hand auszustrecken, um die beiden zu begrüßen. Kurz darauf sah sie, dass sie gut daran getan hatte, denn der Mann verbeugte sich und die Frau sank in einen anmutigen Hofknicks.
    „Eure Anwesenheit ehrt uns sehr“, sagte Perth.
    „Adsagsona hat uns reichen Segen erteilt“,sagte Shayla.
    „D…danke Ihnen“, murmelte Morrigan. Sie war überwältigt, weil diese beiden Menschen, die alt genug waren, um ihre Eltern zu sein, und die so reich in Fell und Juwelen gekleidet waren, als wärensie der König und die Königin von Sidetha, sich vor ihr verbeugten.
    „Bitte“, sagte Perth und zeigte auf den Platz am Kopf des Tisches. „Leistet uns auf dem Ehrenplatz Gesellschaft.“
    „Der Euch so lange gehören wird, wie Ihr uns mit Eurer Gegenwart beehrt“, fügte Shayla hinzu. Ihr Lächeln enthüllte perfekte weiße Zähne, die der Stolz eines jeden Zahnarztes aus dem zwanzigsten Jahrhundert wären.
    Morrigan murmelte einen weiteren Dank, dieses Mal jedoch ohne zu stottern, und setzte sich auf den angebotenen Platz. Brina streckte sich besitzergreifend neben ihr auf dem Boden aus, Birkita knickste nur und entfernte sich graziös rückwärtsgehend vom Tisch.
    „Nein, Birkita, warte!“, platzte Morrigan heraus, woraufhin die Unterhaltung an den Nebentischen sofort verstummte und alle sie anstarrten. Morrigan

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