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Gekroent

Gekroent

Titel: Gekroent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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überraschte Morrigan, indem sie antwortete: „Herrin, die Lichtbringerin kommt von weit her. Aus einem Bergfried namens Oklahoma.“ Das lange, ungewohnte Wort kam ihr einigermaßen flüssig über die Lippen. „Vielleicht trägt der Ort, der die Kristalle hält, dort einen anderen Namen?“
    Am Tisch richteten sich alle Blicke erwartungsvoll auf sie.
    „Der Lagerplatz“, sagte Morrigan, die sich überhaupt nicht wohlfühlte. „So nennen wir den Ort in Oklahoma.“
    „Oklahoma?“ Perth klang verwundert. „Von so einem Bergfried habe ich noch nie gehört. Wo liegt er?“
    Morrigans Handflächen wurden feucht, und wieder einmal dankte sie ihrem Großvater dafür, dass er sie all die Jahre zum Schauspielunterricht gezwungen hatte. Improvisation – nichts anderes war das hier. „Oklahoma ist weit weg. Im Westen. Im Südwesten, um genau zu sein.“
    Immer noch skeptisch sagte Perth: „Die Sidetha verlassen ihr Land normalerweise nicht, aber der Rest von Partholon ist mir nicht gänzlich unvertraut. Es gibt keinen Oklahoma-Bergfried im Südwesten. Ich glaube, in ganz Partholon gibt es keinen Bergfried namens Oklahoma.“
    „Er liegt auch nicht in Partholon.“ Das ist definitiv keine Lüge, dachte sie zufrieden.
    Die Menschen schnappten überrascht nach Luft. Sätze wie „Nicht in Partholon“ und „Die Lichtbringerin ist von der anderen Seite der B’an See“ schwebten durch den Raum.
    „Ja, Oklahoma ist weit entfernt von Partholon, und deshalb ist vieles von dem hier“, sie streckte in einer dramatischen Geste einen Arm aus, „mir auch fremd. Ich werde also eure Hilfe brauchen, um die Namen von allem zu lernen und auch, wie das Leben in eurem Bergfried funktioniert.“
    Auch wenn Shaylas Lachen jegliche Fröhlichkeit vermissen ließ, nahmen einige Menschen an den umliegenden Tischen es auf.
    „Die Höhlen von Sidetha sind nicht nur ein einfacher Bergfried.
    Wir sind ein eigenes Reich mit eigenen Regeln – auch wenn wir Eponas Auserwählter die Ehre erweisen“, sagte Shayla, als wäre es ihr gerade noch rechtzeitig eingefallen. Dann verschärfte sich ihr Blick, und Morrigan spürte die lauernde Gefahr in der nächsten Frage. „Gibt es kein Höhlenreich in Oklahoma?“
    „Natürlich gibt es dort Höhlen.“ Morrigan entschied sich, so nah wie möglich an der Wahrheit zu bleiben. „Man nennt sie die Alabasterhöhlen von Oklahoma.“
    „Und Adsagsona? Wart Ihr auch in den Alabasterhöhlen von Oklahoma die Lichtbringerin der Göttin?“, wollte Shayla mit einem bissigen Unterton in der Stimme wissen.
    Die Wahrheit, ermahnte Morrigan sich und ignorierte die aufkeimende Wut, die unabhängig von ihren Gedanken durch ihren Kopf schwebte. Ich werde so nah an der Wahrheit bleiben, wie es geht.
    „Die Kristalle haben auch in Oklahoma zu mir gesprochen und für mich geleuchtet, aber ich wusste nichts von Adsagsona. Bis ich hierherkam, dachte ich …“ Morrigan zögerte und beendete den Satz dann schnell. „Ich dachte, ich wäre Eponas Auserwählte.“
    Das erste Mal gestand sie sich – und diesen Menschen – diesen Gedanken ein. Doch anstatt auszuflippen, schienen die Sidetha ihre Worte mit Verständnis aufzunehmen – vielleicht waren es aber auch die ehrlichen Gefühle, die in ihrer Stimme mitschwangen, oder die Traurigkeit, die sich so sichtbar auf ihrem Gesicht abzeichnete, die das bewirkten. Was auch immer es war, die Menschen verstanden sie. Sie sprachen im Flüsterton und nickten. Sogar Shayla und Perth wirkten besänftigt. Birkita legte kurz eine Hand auf ihre.
    „Die Wege der Götter und Göttinnen sind teilweise unergründlich und schwer zu begehen. Es wäre unvorstellbar, von Adsagsona auserwählt und zur Lichtbringerin berufen zu sein und doch getrennt von der Göttin leben zu müssen. Wie ihr Volk verlässt auch Adsagsona die Höhlen von Sidetha nicht gerne. Es zeigt die Tiefe ihrer Liebe zu Euch, dass Adsagsona Euch in Oklahoma gefunden und vom dunklen, einsamen Ort, an dem Ihr gelebt habt, hierher zu ihrem Volk gebracht hat – Eurem Volk.“
    Ihre Berührung und ihre Worte waren in ihrer Freundlichkeit so vertraut, dass Morrigan Tränen fortblinzeln musste, so stark war ihr Heimweh plötzlich.
    „Heil dir, Adsagsona“, sagte Birkita, und ihr fröhlicher Rufwurde von den vielen Frauen, die in der Höhle versammelt waren, erwidert.
    Morrigan fiel auf, dass Shayla und Perth zwar ihre Lippen bewegten, den Namen der Göttin aber nicht wirklich aussprachen. Seltsam …
    Der Rest des

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