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Gekroent

Gekroent

Titel: Gekroent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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Rituals sollte dann allein und in totaler Finsternis abgehalten werden.
    Wie in Oklahoma stand der Findling auch hier nicht in der Mitte des Raumes, sondern näher an der nördlichen Wand. Morrigan warf einen Blick auf den dahinter verlaufenden Sims und sah dort einen goldenen Kelch stehen. Sie hob ihn auf und bewunderte sein zartesDesign. Der Kelch war aus einem Stück rosafarbenem Quarz gemeißelt worden. Mit dem roten Wein darin sah der Stein aus, als würde er erröten. In der Hoffnung, das Richtige zu tun, schritt Morrigan einmal um den Findling und vergoss den Wein in einem exakten Kreis. Er parfümierte die Luft mit dem Duft von Weintrauben und Gewürzen und verursachte ihr ein angenehmes Schwindelgefühl – ein wenig so, als hätte sie ein Glas Wein getrunken.
    Mit Füßen, die kaum den Boden berührten, trat Morrigan an die erste der mehr als ein Dutzend offenen Kohlepfannen, die im Raum verteilt waren. Zu ihrer Erleichterung hing dahinter ein riesiges, schüsselförmiges Ding, das aussah wie ein großer Kerzenlöscher. Schnell löschte sie alle Flammen, dann kehrte sie zum leuchtenden Selenitbrocken zurück.
    Mit den Fingerspitzen streichelte sie die Oberfläche des Steins. „Du bist so schön, vor allem jetzt, wo außer dir kein Licht mehr scheint.“ Sie schaute auf die Haut an ihren Armen, die immer noch von diesem seltsamen, inneren Licht erstrahlte. Sie lachte. „Nun ja, abgesehen von mir bist du das einzige Licht.“
    Wir hören dich, Lichtbringerin, Auserwählte der Göttin.
    Die Worte glitten warm und aufregend durch ihre Finger.
    „Danke. Ich danke dir so sehr, aber jetzt muss ich dich für eine Weile abschalten, damit ich das Ritual zu Ende bringen kann.“
    Wie immer Ihr befehlt, Lichtbringerin.
    Sofort erlosch das von Tausenden Selenitkristallen strahlende Licht in der Höhle und ließ Morrigan in totaler Dunkelheit zurück. Selbst ihre Haut leuchtete nicht mehr. Morrigan blinzelte ein paarmal und versuchte, sich an die undurchdringliche Dunkelheit zu gewöhnen. Einen Augenblick verspürte sie einen leichten Anfall von Panik. Nicht weil es so dunkel war, sondern weil sie wieder an die erstickende Reise durch den Findling dachte, mit der sie von einer Welt in die andere gelangt war.
    Dann spürte sie die Wärme von Brinas Fell an ihren Beinen und hörte das vertraute „huh, huh“, das die Katze oft von sich gab. Sie war nicht allein, und sie erstickte nicht. Brina war bei ihr. Die Göttin war bei ihr. Sie zwang sich, einige tiefe, lange Atemzüge zu nehmen, um ihre Fassung zurückzuerlangen. Dann hob sie erneut die Arme. „Adsagsona, ich rufe dich oben!“ Sie nahm die Arme nach unten und zeigte mit den Fingerspitzen auf die tiefsten Tiefen derHöhle. „Und unten.“ Sie behielt die Position bei und senkte den Kopf. „Nun sind es nur noch wir beide, also muss ich nicht mehr so tun, als wüsste ich, was ich mache. Ich … ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich einfach mit dir spreche, als wärst du eine normale Person. Ich will damit nicht respektlos erscheinen, denn ich weiß, dass du keine normale Frau bist.“ Morrigan hielt inne und biss sich auf die Unterlippe. Sie wünschte, sie würde nicht so jung und dumm klingen.
    „Fahrt fort, Lichtbringerin.“
    Morrigan unterdrückte das erschreckte Quietschen, das in ihrer Kehle aufstieg. Die Stimme der Göttin war nicht so kräftig wie vorher und schwebte beinahe greifbar in der Luft um sie herum.
    „Ich möchte dich um deinen Segen für die Sidetha für die nächste Mondphase bitten.“
    „Alle Sidetha?“ , fragte die körperlose Stimme aus der Dunkelheit.
    „Ehrlich gesagt, da ist etwas, das ich gerne ansprechen würde. Mir gefällt es nicht, wie Birkita behandelt worden ist. Einige Dinge, okay, einige Menschen hier fühlen sich für mich nicht richtig an. Also schätze ich, dass ich, etwas spezifischer ausgedrückt, um deinen Segen für diejenigen bitte, die sich nicht falsch anfühlen.“ Morrigan kaute wieder auf ihrer Unterlippe herum; sie war unsicher, was sie noch sagen sollte.
    „Sollte die Auserwählte einer Göttin nicht für ihr gesamtes Volk beten?“
    Morrigan runzelte die Stirn. „Vermutlich schon, aber ich bin noch nicht so lange Hohepriesterin, und wie du sicher weißt, stamme ich noch nicht einmal aus dieser Welt. Also kann es gut sein, dass ich gerade alles verkehrt mache.“
    Das Lachen der Göttin ließ in der Dunkelheit kleine Lichter aufblitzen.
    „Folge deinen Instinkten, Kind. Sie werden dich nicht

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