Gekroent
täuschen.“
Für eine Sekunde klang die Göttin so menschlich, so nah, dass Morrigan sie beinahe nach den verschiedenen Stimmen gefragt hätte, die sie schon ihr ganzes Leben lang hörte. Sie öffnete den Mund, aber die Worte kamen einfach nicht. Musste sie dieses einmalige Erlebnis mit den Zweifeln ihrer Vergangenheit verderben? Wie Birkita gesagt hatte: Dieses hier war eine andere Welt. Sie sollte die Vergangenheithinter sich lassen. Also sagte sie stattdessen: „Danke, Göttin. Ich werde versuchen, auf meine Instinkte zu hören.“
„Dann wisse, dass du meinen Segen hast, Morrigan MacCallan, Lichtbringerin. Durch dich soll das Volk gesegnet sein, und dein Licht wird die Dunkelheit erhellen …“
Morrigan spürte eine leichte Brise in der Finsternis. Sie schlang sich wie Arme um ihren Körper, hob ihr Haar an und streichelte ihre Haut, beinahe wie die liebevolle Umarmung einer Mutter. Morrigan erzitterte unter der Schönheit des Gefühls und flüsterte unter Tränen: „Heil dir, Adsagsona!“
Als die Gegenwart der Göttin die Kammer verließ, flammte jedes Kohlebecken mit dem Rauschen von Wellen auf, die an die Meeresküste schlagen. Morrigan hob den Kopf, wischte sich die Tränen ab und schlang glücklich die Arme um ihren Oberkörper.
Sie gehörte zu einer Göttin!
8. KAPITEL
Morrigan hätte fast vergessen, das Oberteil wieder anzulegen, bevor sie den Usgaran verließ. Beinahe. Zum Glück erinnerten sie ihre hüpfenden Brüste und die, nun ja, Blöße daran, dass sie halb nackt war. Jetzt, wo das Ritual vorüber und die Göttin verschwunden war, schien es ihr keine besonders gute Idee, oben ohne herumzulaufen. Auch wenn sie beim Zubinden der Lederbänder zugeben musste, dass das Ausziehen des Capes schon ziemlich woodstockmäßig von ihr gewesen war. Grandma hätte es gefallen. Sie hoffte, dass es auch Birkitas Zustimmung gefunden hatte. Gemeinsam mit Deidre und Raelin erwartete die Priesterin sie in der Großen Halle. Die Vorfreude darauf, die Frauen wiederzusehen, und die Tatsache, dass sie kurz vor dem Verhungern war, trieben sie an, den Usgaran schnellen Schrittes zu verlassen. Brina trottete treu neben ihr her.
Morrigan freute sich, dass sie sich an den Weg zur Großen Halle erinnerte. Natürlich, wenn nicht, wäre es ein Leichtes gewesen, einfach ihrer Nase zu folgen. Der Geruch von frisch gebackenem Brot war so effektiv wie ein Wegweiser. Als sie und Brina die Kammer betraten, war sie überrascht, wie viele Menschen sich dort versammelt hatten. Alle waren in angeregte Unterhaltungen vertieft, und ihr fiel sofort auf, dass sehr viel gelacht und geredet wurde – viel mehr als beim Essen am Abend zuvor. Eine Frau, in der sie die Bildhauerin Gladys wiedererkannte, sah sie als Erste.
„Die Lichtbringerin kommt!“, rief sie.
Sofort standen alle Frauen auf und ließen sich in einen tiefen Knicks fallen, während die Männer – die eindeutig in der Unterzahl waren, aber es waren mehr, als am Tag zuvor – sich wie Gentlemen aus alten Zeiten verbeugten. Die Aufmerksamkeit war Morrigan ein wenig unangenehm, und in ihrem Magen tanzten Schmetterlinge.
Dann war da Birkita und knickste vor ihr. Morrigan beugte sich schnell vor, nahm die Hand der älteren Frau und zog sie daran hoch. „Bitte nicht“, sagte sie.
Birkita lächelte unter Freudentränen. „Es ist nur angemessen, Euch den gebührenden Respekt zu zollen, Hohepriesterin.“
„Nicht du – alle anderen, aber nicht du.“ Morrigan legte ihre Arme um Birkita und flüsterte ihr zu: „Wie war ich?“
„Ihr wart wundervoll – perfekt“, erwiderte Birkita.
„Also war die Oben-ohne-Nummer in Ordnung?“
Birkita neigte sich ein wenig zurück und berührte Morrigans Wange. „Es war richtig, und die Göttin war sehr erfreut, aber ich möchte, dass Ihr vorsichtig seid, mein Kind. Arrogante Missachtung von Autoritäten kann selbst eine Hohepriesterin in Bedrängnis bringen.“
Morrigan hakte sich bei Birkita unter. „Die Göttin ist meine Chefin, und ihre Autorität missachte ich nicht. Weder arrogant noch anderswie.“
Birkita sah aus, als wollte sie noch etwas sagen, aber eine Gruppe fröhlicher, plappernder Frauen umringte sie und zog Morrigan an den Haupttisch, der mit Speisen und Wein reich gedeckt war. Morrigan bemerkte, dass Shayla und Perth nicht anwesend waren, aber sie hatte keine Zeit, sich darüber zu wundern. Sie war zu beschäftigt damit, zu essen und mit den Frauen zu sprechen, die darüber reden wollten, wie magisch
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