Gekroent
hat, ihre Tochter zu lieben, als klar wurde, dass sie nicht Eponas nächste Auserwählte werden würde?“ In Kais Stimme schwang ein sarkastischer Unterton mit.
„Ich habe nicht gesagt, dass Lady Rhiannon aufgehört hat, Myrna zu lieben. Ich habe nur den allgemein bekannten Klatsch wiederholt, der besagt, Eponas Geliebte war von der Wahl ihrer Tochter enttäuscht.“
„ Allgemein bekannter Klatsch sollte unter deinem Niveau sein.“
Frustriert von der Dickköpfigkeit des alten Steinmeisters ging Kegan unruhig auf und ab, während er versuchte, vernünftig mit Kai zu reden. „Klatsch beiseite, ich habe lediglich das Offensichtliche ausgesprochen – Morrigans Ähnlichkeit mit Myrna ist zu groß, um ignoriert zu werden. Ich glaube, die Götter haben hier ihre Hand im Spiel.“
„Und was schlägst du vor, sollen wir tun?“
„Ich schlage vor, dass wir uns selbst dem Göttlichen überlassen.“
Kai schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen an. „Meinst du wir oder du?“
„Wir beide natürlich.“
„Nun, ich schlage vor, dass uns dem Göttlichen überlassen nicht bedeutet, dass wir Lady Rhiannon die schmerzvollen Neuigkeiten überbringen.“
Kegan setzte zu einer Erwiderung an, doch der Steinmeister unterbrach ihn.
„Es bedeutet außerdem, dass wir niemandem bei den Sidetha von der Ähnlichkeit zwischen Myrna und Morrigan erzählen sollten.“
Kegan hob eine Augenbraue. „Das betrifft eher dich als mich. Du bist Shaylas Favorit, und die Herrin ist eine der wenigen Sidetha, die außerhalb ihres Reiches ausgebildet worden ist. Wenn einer von ihnen etwas von der Ähnlichkeit weiß, dann dürfte es Shayla sein.“
Kai seufzte und starrte in sein Glas. „Ihren scharfen Augen entgeht nichts“, murmelte er. „Ich schätze, ich werde dafür sorgenmüssen, dass die Herrin zu beschäftigt ist, um sich über so etwas Gedanken zu machen.“
Kegan versuchte vergebens, sein wissendes Grinsen zu verbergen. „Es ist gut, dass du ein so erfahrener Mann bist.“ Er verbarg sein unterdrücktes Lachen hinter einem Räuspern. „Ich stimme dir allerdings zu. Niemand in Partholon muss wissen, dass das Spiegelbild von Lady Rhiannons kürzlich verstorbener Tochter die Hohepriesterin der Sidetha ist – zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht. Vielleicht werden wir unsere Meinung noch ändern, bevor wir zu Eponas Tempel zurückkehren.“ Er trank seinen Wein aus, wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und verneigte sich schwungvoll vor Kai. „Ich überlasse Euch dann der Nachtruhe, Steinmeister.“
Kurz bevor er den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um und warf dem älteren Mann einen Blick zu. „Du solltest wissen, dass ich vorhabe, so viel Zeit wie möglich mit Morrigan zu verbringen. Das ist Teil meines Plans, offen für das Göttliche zu sein. Ich schlage vor, dass du genauso viel Zeit darauf verwendest, Shaylas Fragen auszuweichen. Ich bin sicher, du findest einen Weg, ihren Mund mit anderen Aufgaben beschäftigt zu halten.“
„Verdammter arroganter Zentaur!“
Kais grimmiger Ausruf folgte ihm, als Kegan lachend das Zimmer verließ. Immer noch lächelnd begab er sich in seine private Badekammer und wusch sich den Schweiß und den Schmutz von der langen Reise vom Körper. Was für ein erstaunlicher Schlag des Schicksals, eine mächtige Prinzessin zu finden, die das Spiegelbild der toten und definitiv machtlosen Myrna war. Er hatte vor Kai so getan, als hätten seine fehlgeschlagenen Versuche, Myrna für sich zu gewinnen, ihm nichts ausgemacht. In Wahrheit jedoch hatte er sich von der ersten Minute ihres Kennenlernens an zur Tochter der Auserwählten hingezogen gefühlt. Es war mehr als nur ein Schlag für sein Ego gewesen, als sie seine Gefühle nicht nur nicht erwiderte, sondern ihn sogar rundweg abwies, um sich für einen Menschen zu entscheiden. Das verwunderte ihn immer noch.
Vielleicht war das Auftauchen dieser anderen Myrna, dieser jungen Frau, die von einer Göttin berührt und mit ungewöhnlicher Macht ausgestattet worden war, eine zweite Chance für ihn. Eponas Wege waren oft so geheimnisvoll, wie sie schwierig waren.
Allerdings hätte er nichts gegen die zusätzliche Macht einzuwenden, die so eine Partnerin ihm verleihen würde.
Tief in Gedanken versunken kehrte Kegan in sein Zimmer zurück und machte es sich seufzend auf dem weichen Felllager bequem, das für ihn auf dem Fußboden hergerichtet worden war. Er schloss die Augen und versuchte einzuschlafen, doch vor seinen geschlossenen
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