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Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt

Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt

Titel: Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Weigel
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sich kreativ mit den eigenen Kindern auseinander zu setzen? Mütter und Väter verdienen Anerkennung, die es schaffen, sich für ihre Kinder Zeit zu nehmen und sich mit ihnen zu beschäftigen.
     
    Wissenschaftler erteilen diesem Förderwahn eine klare Abfuhr. Remo Largo meint, „dass das Kind immer nur so viel von seiner Umwelt aufnehmen kann, wie ihm von seinem Entwicklungsstand vorgegeben ist“.

    „Das Kind entwickelt sich aus sich selbst heraus.“

    (nach: DVD Prof. Dr. med. Remo Largo: Vortrag: Kindern begegnen, Kinder wahrnehmen, 3. Öffentlicher pädagogischer Kongress, Köln, 25.-27. Mai 2006, Schönemetzer Filmproduktion 2006).

    Interessen und Neigungen des Kindes richten sich nach seinem Entwicklungsstand. Er sagt, das Kind ist aktiv und selektiv. Das bedeutet, dass es bestimmte Erfahrungen sucht. Dabei orientiert es sich an seinen Interessen und Neigungen. Largo sagt in dem Vortrag:

    „Ein Angebot, welches über seine Bedürfnisse hinausgeht, bleibt ungenutzt und behindert gar seine Entwicklung.“

    Professor Gerald Hüther resümiert bezüglich des Förderwahns heutiger Eltern:

    (Geo Wissen Nr. 37, Kindheit und Erziehung, 2006: Der Kult um die Kleinen, S. 81):

    Durch übertriebene Förderung leide die Eltern-Kind-Beziehung. Mit Sorge sieht Hüther die „Instrumentalisierung der Kinder zur Erhöhung des eigenen Selbstwertes“. Der Erwartungsdruck der Eltern führe zur „Angst des Kindes, es den Eltern nicht recht zu machen“. Das sei „eine negative Selbsterfahrung, die das Hirn speichert“.

    (zur Problematik des Förder-Hypes siehe auch S. 93f. und 154f. in diesem Buch)

    10 Disziplin, Regeln, Grenzen setzen – das Erfolgsrezept
    in der Erziehung?

    Eingangs habe ich gesagt, dass ich ein Problem damit habe, wie derzeit in der Frage nach einer angemessenen Erziehung Hardliner-Parolen laut werden. Dieses Schreien nach Regeln, nach Grenzen für Kinder, das Verlangen nach mehr Disziplin (Bueb), der Aufruf nach mehr Drill der Kinder, gebrüllt von der amerikanischen „Tigermutter“ Amy Chua. Was sagt das über all die deutschen Mütter und Väter aus, welche diese Bücher kaufen und zu Bestsellern werden lassen? Ich empfinde es als grausam, den Inhalt dieser Bücher zum Programm von Erziehungsbemühungen zu erheben.

    Juul zitierte einmal Goethe in einem Interview, in dem er den Erziehungsaktionismus in Deutschland verurteilte: „Man spürt die Absicht und fühlt sich unwohl.“

    (Artikel in der „Zeit“: Wolfgang Uchatius über Jesper Juul: Eine Frage des Respekts. Quelle: Die „Zeit“, Nr. 19, 30. April 2009)

    Mir geht es auch nicht gut mit dieser Form der Machtausübung von Eltern über ihre Kinder. Für mich gibt es drei Arten der Macht: die schützende, die strafende und die Orientierung spendende Macht. Letztere beruht auf Vorbild und Dialog. Mit der strafenden Form kann ich nicht gut umgehen. So empfinde ich zum Beispiel Disziplinmaßnahmen an meiner Schule in Form von Verweisen und Aussperrungen oft als Bankrotterklärung von Pädagogen. Im Grunde belegen diese Strafen, dass man jungen Menschen Vertrauen entzieht.

    Ich bin ganz auf Jesper Juuls Linie, dass Kinder und auch Jugendliche kompetent und kooperativ sind. Entsprechend achte ich ihre Bedürfnisse, fordere aber auch ein, dass meine Bedürfnisse als Lehrer geachtet werden. Ich sage nie „Du musst…“, sondern nutze bewusst viele Ich-Botschaften. Ich habe in den vergangenen Jahren in Anlehnung an Juul ganz bewusst eine „persönliche Sprache“ entwickelt. Ich habe das Gefühl, das ist beziehungsbildend, fördert die Persönlichkeit der Schüler und hilft mir im Umgang mit ihnen, insbesondere in Konfliktsituationen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Schüler im Vieraugengespräch sehr einsichtig und sehr reflektiert sind. Sie erweisen sich als kompetent und recht kooperativ.

    (zum Thema Kommunikation siehe auch Seite 147)

    Welchen Schaden insbesondere der momentan en vogue geratene Drill von Kindern anrichten kann, hat mir die Lebensgeschichte von Andre Agassi gezeigt. Der Mann von Steffi Graf nahm Drogen und litt unter tiefen Depressionen und Selbstzweifeln. Sein Vater wollte unbedingt einen Tennisstar aus ihm machen und investierte viel Geld in seine Ausbildung. Im Grunde wollte er das, wonach sich so manche Eltern sehnen, dass die Kinder das leben, was man selbst nicht geschafft hat. Das ist auch so ein Irrdenken, zu meinen, das sei das Beste für das Kind. Ein Muster, das man bei Eltern oft antrifft.

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