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Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt

Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt

Titel: Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Weigel
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leben zu können.“ (S.199)

    All das ist aber kein Feld für viel Gerede und Moralisierung. Insbesondere Kinder in der Pubertät mögen das gar nicht. Die essenzielle Instanz für Werte und Moral ist das Gewissen . Alle Schüler, die ich kennenlernen durfte, waren diesbezüglich im „grünen Bereich“, erreichbar in Vieraugen-Gesprächen und mit Appellen an ihre Vernunft. Letztendlich werden Moral und Werte am Vorbild und in der Gemeinschaft (Familie, Schule) entwickelt, ganz automatisch, über das Funken der Spiegelneuronen. (Die Funktionsweise der Spiegelneuronen wird auf S. 92 erläutert.)

    Aber irgendwie „ticken“ unsere Kinder heute anders als wir. Wir, meine Frau und ich, die wir über 50 Jahre alt sind, waren noch die Generation „Gandhi, Martin Luther King“…, Gleichgesinnte für Gerechtigkeit und Zivilcourage, Anhänger von friedlichem Widerstand. Aufgewachsen kurz nach der Generation der 68er, ausgestattet mit einem rebellischen Geist. Manchmal glaube ich fast wir sind rebellischer und frecher als unsere Kinder.

    Eines Tages kamen meine Frau und ich begeistert aus dem Kino. Wir sahen „Die fetten Jahre sind vorbei“. Ein Film, der hervorragend zu unserer Gesinnung passte: Studenten in Berlin bekämpfen das Establishment, die „großkopfigen“ Kapitalisten. Das Ganze illegal, aber mit friedlichen Mitteln. Sie observierten entsprechende Villen, drangen dort ein, stecken den Schmuck in den Kühlschrank, zerrten die Sofas zum Swimming-Pool und so weiter. Nichts wurde geklaut, es gab nur eine Parole an der Wand: „Die fetten Jahre sind vorbei.“ Eine Botschaft, welche die Reichen verunsichern sollte. Auf dem Heimweg dachten wir an die Einstellung unserer Kinder. Nun gut, dass sie nicht so gestrickt waren wie die Berliner Studenten, das passte uns schon. Aber dass man Werte entwickelte wie eine schöne Wohnung und eventuell ein eigenes Auto, da dachten wir: „Wer ist hier eigentlich spießiger?“ Zuhause dauerte es gar nicht lange bis der Vorwurf bei den Kindern landete: Wir erzählten von dem Film, wie mutig die Studenten seien, wie sympathisch wir das fänden und wir behaupteten: „Wisst ihr was, wir haben den Eindruck ihr seid spießiger als wir!“ – Unser Sohn meinte nur: „Also Papa, zwei Lehrer, Beamte, Doppelhaushälfte, zwei Kinder, VW-Passat, Garten und Hund, wer ist hier spießig?“

21 Eltern, welche die Bedeutung von Selbstwertgefühl als Bildungsziel sehen

    Selbstwertgefühl ist für mich das wichtigste Ziel von Bildung und Erziehung. Darunter verstehe ich ein positives Selbstverständnis. Eine 16-jährige Schülerin von mir brachte es auf eine einfache Formel: „Ich kann was, ich bin wer. Und jetzt gehe ich das Leben an.“ Und genau das müssen Kinder und Jugendliche spüren: Ich habe Stärken und Schwächen, aber mit denen kann ich leben. Ich bin okay, so wie ich bin. Ich kann etwas und das, was ich tue, macht Sinn. Es hat Bedeutung. Und ich bin anderen (als Person) wichtig. Ich fühle mich geliebt und verstanden. Und dieses Land bietet mir Chancen. Die kann ich nutzen. Wenn ich mich anstrenge, kann ich viel (alles) schaffen. Ich mach` mein Ding.

    In der Realität scheint es mir miserabel um unser Selbstwertgefühl bestellt. Fehlendes Selbstwertgefühl, wohin man schaut: all dieser narzisstische Körperkult, dieser Jugendwahn, Schönheitsoperationen, Amokläufe. Ich bin der Meinung, dass so mancher Amokläufer nicht tötete, weil er Ballerspiele spielte. Das tun viele. Auch nicht, weil sie Waffen-Narren waren. Sieht man es von der Seite der Psychologie, so sind viele offensichtlich verlorene Seelen, derer Taten insbesondere durch mangelndes Selbstwertgefühl bedingt waren; sicherlich auch durch fehlende gute Freunde.

    Und ich fürchte, all die U-Bahn-Schläger leiden auch darunter. Man kann diese Taten natürlich nicht akzeptieren, man muss die Opfer sehen. Aber das hat mit unserer Gesellschaft, mit unseren Schulen und auch mit unseren Familien zu tun, natürlich. Und unsere Gesellschaft ist so gestrickt, dass wir diese verlorenen Seelen produzieren, das ist der „Ausschuss“ unseres Leistungs- und Wohlstands-Hypes – selbstgemacht.

    Dazu kommt: Wir Deutsche sind Weltmeister im Leben von Konventionen, im Aufstellen von Regeln. Bei uns ist alles geregelt, genormt. Und wenn jemand aus der Bahn läuft, kommen die Moralisten, die Juristen, die „Klugscheißer“ aus dem Gebüsch und fordern Grenzen, Strafen, Sanktionen.

    Bildung von Selbstwertgefühl ist für mich

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