Geld fressen Seele auf
beruhigen gewesen.
Er selbst allerdings fuhr nun komplett neben der Spur, sodass er seinen Stellvertreter bitten musste, das Führungsmeeting in seiner Hauptniederlassung zu übernehmen.
Sein Rechtsanwalt war leider auch nicht erreichbar gewesen und so hatte er sich an einen anderen Anwalt, der angeblich Spezialist in Sachen Schuldbetreibungs- und Konkursrecht war, gewandt. Dieser bot ihm allerdings erst einen schnellen Termin an, nachdem er hörte, um wen, was und welche Streitsumme es sich handelte. Jener Jurist, seines Zeichens Dr. lic. iur., skizzierte Francisco die weiteren möglichen Ablaufszenarien:
Szenario Nr.1 als normales und chronologisches Vorgehen:
Widerspruch des Betriebenen mit Rechtsvorschlag, Frist für diesen Rechtsvorschlag 30 Tage.
Gläubiger stellt Antrag auf Rechtsöffnung, Frist für diesen Antrag 1 Jahr.
Rechtsöffnung wird durch das Gericht erteilt und Hauptverhandlungstermin verkündet.
Die Kosten dieses Szenarios würden je nach späterem Gerichtsentscheid anteilig auf die Parteien verteilt.
Bei dem Streitwert von 789000 Schweizer Franken lägen diese insgesamt sicher bei 20000 bis 25000 plus Anwaltskosten von circa 10000 bis 15000 Schweizer Franken.
Szenario Nr. 2 als Dringlichkeitsvorgehen:
Feststellungsklage des Betriebenen.
Dafür Kostenvorschuss an die Gerichtskosten gemäß Streitwert circa 20000 bis 25000 plus zusätzliche Kosten für Zeugentermine circa 6000 bis 10000 Schweizer Franken eventuell mehr.
Gerichtstermine abhängig von Gerichtsbelastung Beweisführungs- und Zeugenaufwand.
Klageentscheid, Kosten und Entschädigungen je nach Gerichtsbeschluss.
Diese beiden Szenarien zeigten Francisco auf brutale Weise, dass er im Grunde keine Chance haben würde als Gewinner aus dieser Betreibungsattacke hervorzugehen.
C. M. hatte eigentlich, so oder so, schon gewonnen, denn: Würde er Szenario 1 wählen, würde er wahrscheinlich ein ganzes Jahr darauf warten müssen ob C. M. den Schritt des Rechtsöffnungsantrages überhaupt geht. Während dieser langen Wartezeit stünde der GFS-Forderungs- und Schuldenbetrag in jedem Fall in seinem Betreibungsregister und verursachte Folgereaktionen in seinem Umfeld.
Würde er Szenario 2 wählen, müsste er mindestens 40000 Franken Vorkasse berappen und wahrscheinlich noch viel mehr, da die GFS das Verfahren so weit und so lange wie möglich hinauszögern und verschleppen würde, bis ihm finanziell die Puste ausginge. Das Prozessrisiko wäre sehr hoch, weil Gerichte derartige Prozessausgänge gerne in einem Vergleich zu klären versuchten, womit er unter dem Strich sehr wahrscheinlich noch draufzahlte.
Am nächsten Tag kam Francisco die Idee bei K. T. Wischnewski anzufragen, ob er respektive die NVG diesen Feststellungsklageprozess finanzieren würden. Doch von Wischnewskis Sekretärin bekam er nur die lapidare telefonische Auskunft, dass Herr Wischnewski seit dem 1. Dezember im Ruhestand sei und der neue Chef Dr. Helmut Feldmann heiße. Dr. Feldmann sei aber derzeit nicht im Haus.
Francisco war verblüfft. Wieso hatte er davon nicht früher erfahren, wieso hatte ihm der Auslandsgeschäftsführer Peter Franzen, mit dem er in den letzten Wochen doch so oft zusammengekommen war, nichts davon erzählt? Merkwürdig!
Jedenfalls schien ihm damit dieser Prozessfinanzierungsweg über die NVG versperrt, denn jenen unbekannten Neuen zu fragen, hielt er für wenig sinnvoll; obwohl ihm dieser Name Helmut Feldmann irgendwie bekannt vorkam. War der nicht bei einer dieser privaten C. M.-Partys in Norddeutschland dabei gewesen – und war das nicht sogar jener Typ, der seinerzeit so plump und total betrunken seine Angelina angebaggert hatte? Das wäre aber ein komischer Zufall – oder war es vielleicht doch nur eine Namensgleichheit?
Er beschloss Peter Franzen anzurufen, um ihn über diesen neuen Chef etwas auszuhorchen. Allein Franzen war am Telefon so unnahbar wie sonst auch. Francisco musste ihm jedes Wort aus der Nase ziehen; doch vergebens, er erfuhr von ihm nur, dass Feldmann zuvor Vorstandsvorsitzender bei der Münchenfinanz gewesen war, einem Finanzstrukturvertrieb kleinerer Prägung. Allerdings hatte Franzen nun Francisco gefragt, ob es denn etwas Neues in Sachen GFS bei ihm geben würde.
Diese Nachfrage wiederum machte Francisco sehr stutzig: »Wie kommen Sie jetzt auf die Frage?«
» Ach, nur so interessehalber «, war die knappe Antwort von Franzen.
Francisco konnte
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