Geld fressen Seele auf
Kinder seine beiden Kinder nach der Schule blutig geschlagen habe.
Der Mann im offenen Fenster rief daraufhin: » Euse Bueb hät soöpis sichr nöd gmacht! «, und schloss das Fenster.
Alle weiteren Türläut- und Kontaktbemühungen Franciscos blieben ohne Reaktion, sodass er unverrichteter Dinge von dannen ziehen musste, was später natürlich durch Unmut und Wutausbruch seiner Ehefrau quittiert wurde.
Sein Anwalt versprach ihm, dass er sich darum bemühen werde, den Fahrer und Halter des gelben Porsches ausfindig zu machen; schliesslich gebe es im Kanton Luzern sicher nicht allzu viele derartige Sportwagen. Zwei Tage später informierte der Anwalt, dass es sich bei dem Porsche-Fahrzeughalter um einen Anwaltskollegen handeln würde. Er kenne diesen Kollegen nur flüchtig, wisse aber, dass dieser bei einer international renommierten Kanzlei tätig wäre.
Francisco und sein Jurist fragten sich, was es mit diesem Anwalt, seinem fragwürdigen Erscheinen in der NVG-Bürotiefgarage und im Hause Suter wohl auf sich haben könnte? Eine plausible Antwort dazu fiel den beiden aber nicht ein und einen Zusammenhang konnten sie auch nicht erkennen.
Einige Wochen später bekam Francisco wieder einen schockierenden Telefonanruf eines Ex-Mitarbeiters. Diesmal war es Marcel Rubin, einer seiner ehemaligen GFS-Führungsmanager aus seinem damaligen Genfer GFS-Büro. Rubin wollte Francisco davon in Kenntnis setzen, dass wieder eine fürchterliche Selbsttötung stattgefunden hatte. Diesmal habe eine ganze Familie mit Vater, Mutter und drei Kindern, per Selbstunfall ihrem bis dahin blühenden Leben ein Ende gesetzt.
Die Familie des ehemaligen GFS-Kollegen Richard Leconte war dem Ehepaar Ansa bestens bekannt gewesen. Die Ansas und die Familie Leconte waren zu Genfer GFS-Zeiten einige Male gemeinsam mit ihren Kindern auf GFS-Incentive-Reisen gewesen. Die beiden Frauen, aber auch die Kinder verstanden sich seinerzeit untereinander bestens, sodass sie sich gegenseitig auch privat einige Male besuchten.
Rubin erzählte, dass Richard Leconte damals, kurz nachdem Francisco Ansa die GFS verlassen habe, von C. M. hofiert und gedrängt worden sei, sein eigenes GFS-Office in Yverdon le Bain zu eröffnen. C. M. hätte Leconte dafür finanzielle Unterstützung zugesagt, diese aber später nicht eingehalten. Leconte habe sich deshalb immer wieder mit Bankkrediten über Wasser halten müssen. Irgendwann habe ihm seine Bank den Geldhahn zugedreht und die Kredite fällig gestellt. Leconte musste infolge dessen seine Kinder von der Privatschule nehmen und seine Eigentumswohnung verkaufen. Ausserdem kündigte er bei der GFS und verklagte die Firma auf ausstehende Provisionszahlungen und unbezahlte Sozial- und Arbeitslosenbeiträge. Sein letztes Geld soll Leconte dabei in diese drei Zivilprozesse – vor dem Arbeitsgericht, dem Handelsgericht und dem Sozialgericht – investiert haben.
C. M. habe diese Prozesse so lange hinausgezögert, bis Leconte illiquide respektive finanziell ausgeblutet gewesen sei.
Der Prozess vor dem Arbeitsgericht ging dann leider verloren und der GFS wurde eine Prozessentschädigung von 6500 Schweizer Franken zugesprochen. Als Leconte diese Prozessentschädigung nicht zahlen konnte, hätten ihn die GFS-Anwälte in den Privatkonkurs getrieben.
Leconte sei dann zum Sozialamt gegangen, um für sich und seine Familie Sozialhilfe zu beantragen. Dies deshalb, weil er ja als bis dahin selbstständiger GFS-Subunternehmer keine Prämien in die Arbeitslosenversicherung einzahlte. Leconte war somit nichtversichert und hatte keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld.
Als dann schlussendlich noch die Leasingfirma sein Auto habe abholen wollen, hätte er offensichtlich für sich und seine Familie keinen Ausweg mehr gesehen. Er habe sich und seine Familie mit dem Family-Van vor einen Betonbrückenpfeiler auf der Autobahn gefahren. Alle Familienmitglieder seien dabei ums Leben gekommen.
Francisco war durch diese fürchterlichen Schilderungen totenblass geworden und er fühlte wie sein Herz schwer wurde. Verzweiflung, Ohnmacht und Schmerz des Familienvaters Leconte konnte er ganz und gar nachempfinden. Denn oft schon waren auch ihm ähnliche Gefühle und Gedanken gekommen; doch gottlob war er bisher stark genug gewesen, um den Kampf mit C. M. weiter durchzustehen. In stillen Gebeten hatte Francisco immer wieder darum gebeten, dass der Herrgott ihm und seiner Familie weiterhin diese körperlichen und geistigen Kräfte erhalten
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