Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
hatte deswegen einen Fehler gemacht ... dann wäre ich bestimmt der Letzte, den er jemals wiedersehen wollte ... In welchem Fall wäre meine Angst noch gleich unbegründet gewesen?
Aber wie auch immer, nun war es so weit. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. Jetzt oder nie, dachte ich mir. Ich stopfte ein paar Dinge in meinen Rucksack und machte mich auf den Weg zur Polizeiwache.
Ehrfürchtig kletterte mein Blick das G ebäude rauf. Zu Hause hatte ich mir in Gedanken schon tausendmal ausgemalt, wie es wohl werden würde, Polizisten gegenüberzustehen, und es hatte so einfach gewirkt ... doch nun kapitulierte ich schon vor der Eingangstür.
Einige Male näherte ich mich den dunkelgrünen E isenstangen, die das Dach über dem Eingang trugen. Doch immer wieder ging ich einfach daran vorbei, als es mir zu kritisch wurde. Und immer wieder sagte ich mir in Gedanken: Diesmal aber! Doch sobald die Stufe vor der Tür in unmittelbarer Nähe war, wurde die Panik zu groß und ich wich wieder aus.
Ein älteres Ehepärchen blieb stehen und beobachtete sta unend, wie ich scheinbar ziellos immer wieder hin und her ging und vor mich hin grummelte.
Der Mann des Pärchens fragte sich mittlerweile offe nsichtlich, was mich wohl daran hinderte weiterzugehen, und näherte sich, um sich selbst ein Bild davon zu machen. Er begutachtete die Stufe und schaute dann mit einem fragenden Blick zu mir. Ich sah ihn entgeistert an. Was wollte der von mir? Verlegen und genervt drehte ich mich in die andere Richtung und hoffte, er würde bald verschwinden. Tat er aber nicht. Ganz im Gegenteil, immer wieder beugte sich der Mann runter zu der Stufe, nur um festzustellen, dass da nichts war. Wie lange braucht denn ein einzelner Mensch, um zu begreifen, dass da einfach nichts ist?!
Dann endlich sagte der Mann zu seiner Frau: „Also ich seh da nichts“, und ging kopfschüttelnd Hand in Hand mit ihr weg.
Erleichtert sackte ich in mich zusammen und schaute ihnen verständnislos hinterher. Ich hatte schon gedacht, die hätten vorgehabt, für immer da stehenzubleiben!
Als sie außer Sichtweite waren und auch niemand anderes in der Nähe zu sein schien, konnte ich mich wieder meiner Mission wi dmen. Nachdem ich also neuen Mut gefasst hatte, ging ich entschlossen durch diese Tür, fest mit dem Gedanken im Hinterkopf: Es ist wegen Marco.
Ich schluckte einmal schwer und ging rauf auf die Stufe. Schnell öffnete ich die mit tlerweile so verhasste Tür, bevor ich es mir wieder anders überlegen konnte. Als sie hinter mir zufiel, atmete ich tief durch. Wow, war ja total einfach!
So, drin war ich schon mal, die erste Hürde war g eschafft. Ich hoffte inständig, dass das nicht noch schlimmer werden würde und mit dem Eintreten in dieses Gebäude das Schlimmste überstanden wäre.
Schüchtern schaute ich mich um. Der Raum war leer und kalt und hatte irgen dwie ein bisschen was von einem Krankenhausflur ... so steril.
Plötzlich erschreckte mich eine Stimme. Ich drehte mich nach links und bemerkte, dass dort jemand hi nter einem Schalter saß.
„Kann ich Ihnen helfen, ju nger Mann?“, fragte mich die Stimme hinter einer Scheibe energisch. Vom Schreck noch ganz benommen starrte ich die Frau an, der die Stimme gehörte, und ließ auf eine Antwort warten. „Junger Mann?“, wurde die Stimme noch ein bisschen ernster.
Ich ging auf den Schalter zu und sagte: „Ähm, guten Tag, Frau ...“ Auf einem silbernen Schildchen, das neben ihr stand, las ich den Namen Hübner. „Frau Hübner. Ich bin hier, weil ich gerne einen ...“
Ja, wen wollte ich eigentlich sprechen? Einen Polizi sten ... aber wie klingt denn das? Darf ich bitte einen Polizisten sprechen ...
Noch bevor ich mir zu Ende ausdenken kon nte, was ich denn nun sagen sollte, fragte mich die nun leicht gereizte Dame durch ein kleines Mikrophon: „Haben Sie eine Vorladung oder einen Termin?“ Ich schüttelte den Kopf. „Möchten Sie eine Straftat melden oder jemanden anzeigen?“
Wieder schüttelte ich den Kopf und fragte vorsichtig: „Warum wo llen Sie das denn wissen? Ich würde das lieber mit einem Polizeibeamten bereden.“
Die Augen hinter dem Glas sahen mich skeptisch an. Verlegen senkte ich meinen Kopf und wollte am lieb sten einfach nur wieder raus. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schlimm werden würde.
Andrea wäre sicher ganz locker hier reinspaziert, hätte kurz gesagt, worum es geht, und wäre direkt weitergelassen worden. Aber für mich schienen sich immer
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