Gelehrig: Erotischer Roman (German Edition)
so gut wie keine Sorgen machte.
Die ersten Tage ihres Shoppingtrips waren der reinste Himmel, doch schon bald wurde Melanie wieder von ihren Dämonen eingeholt. Vielleicht war es der unaufhaltsam steigende Stress, der sie zum Klauen verleitete. Möglicherweise lag es auch an der Erinnerung an ihre Jugend, als sie dafür bekannt gewesen war, ihre Anspannung zu lindern, indem sie in den Geschäften einen neuen Lippenstift oder ein Schmuckstück mitgehen ließ.
In einem Moment sah sie sich noch die zum Verkauf stehenden Dessous an und betrachtete ein Mieder aus weinrotem Satin, und im nächsten Augenblick war ihr Mund auf einmal trocken, und ihr Herz raste in einer Geschwindigkeit, wie sie es seit Jahren nicht mehr erlebt hatte. Plötzlich war Melanie wieder ein Teenager, der vor einem verlockenden Objekt stand, während ihre Tasche offen und wartend an ihrer Seite hing. Sie genoss den Thrill des Verbotenen und überlegte, ob sie das Mieder jetzt kaufen oder einfach klauen sollte.
Sie nahm die Unterwäsche vom Bügel. Das Korsett war eine Nummer zu klein für sie, aber mit etwas Glück würde es passen. Notfalls konnte sie ja einige Wochen lang auf Cocktails und Schokolade verzichten, um ihre Taille ein wenig zu straffen. Die zarten Rippen, die delikaten Ränder und die Seidenverzierungen waren viel zu perfekt, um darauf zu verzichten.
Melanie sah sich um. Sie musste das Geschäft während einer seltenen Flaute im Weihnachtstrubel betreten haben, da sie die einzige Kundin in der Boutique war. Die Verkäuferin stand am Tresen und wandte ihr den Rücken zu, da sie telefonierte. Außer dem Rauschen ihres eigenen Pulses konnte Melanie nichts anderes hören. Ihre Hände zitterten, als sie ihre schwarze Ledertasche öffnete.
»Her damit.«
Auf einmal bemerkte sie, dass neben ihr ein Mann stand. Das Blut, das durch ihre Venen gerast war, schien sich direkt in ihrer Muschi zu sammeln. Wenn es noch etwas Aufregenderes gab, als ein Verbrechen zu begehen, dann war es, dabei erwischt zu werden.
Doch beim Ladendiebstahl erwischt zu werden war das Letzte, was Melanie jetzt brauchte. Sie konnte sich einen weiteren Skandal nicht leisten, und sie verspürte auch nicht den Wunsch, von einem eingebildeten Sicherheitsmann zur nächsten schäbigen Polizeistation geschleift zu werden. Dieser Kerl hatte sie bei nichts Kriminellerem erwischt als beim Bewundern eines schönen Dessousteils, das ihr eine Nummer zu klein war. Melanie wirbelte herum.
»Warum sollte ich es Ihnen geben? Haben Sie etwa vor, es für mich zu kaufen?«
Nathan Wentworth stand nur wenige Zentimeter hinter ihr und sah größer und imposanter aus als jemals zuvor. Und er schien attraktiver denn je: Er war frisch rasiert und hatte sein blondes Haar in Wellen gekämmt, die sich über seinen Kragen ergossen. Er trug einen marineblauen Kaschmirmantel und einen Zweireiher anstatt des sonst üblichen Pullovers und der Jeans. Als sie seine breite Brust anstarrte, wurde ihr klar, dass er ebenso abgehackt atmete wie sie, und in seinen Augen brannte etwas, das deutlich heißer war als die Bürgerpflicht, einen Ladendiebstahl zu verhindern. Nathan war ebenso erregt wie sie.
»Ich habe tatsächlich vor, dir dieses Korsett zu kaufen«, sagte er. »Und du wirst es mir vorführen. Und während du es trägst, werde ich dich dafür bestrafen, dass du mit dem Gedanken gespielt hast, es zu klauen.«
Melanie lachte laut auf, aber ihre Knie waren so weich geworden, dass sie auf ihren zehn Zentimeter hohen Absätzen schwankte. »Du hast doch gar keine Ahnung, was ich gedacht habe. Und selbst wenn es so wäre, sind Gedanken noch lange nicht strafbar.«
»Da irrst du dich.« Nathans Grinsen passte irgendwie nicht zu seinem strengen Tonfall. »Ich weiß genau, was du gedacht hast. Und wenn du wüsstest, in welche Richtung meine Gedanken gehen, dann würdest du dir wünschen, dass Gedanken strafbar wären.«
Nathan blickte hinüber zu der Verkäuferin, die gerade metallicgrünen Nagellack auf ihre Fingernägel auftrug, während sie telefonierte. Er zog Melanie an sich und schob ihr hinter dem sie verdeckenden Regal mit der Unterwäsche den mit Schottenkaros verzierten Wickelrock hoch und ihre schwarze Wollstrumpfhose herunter. Dann nahm er ihren Hintern in eine Hand und drückte fest zu, als würde er die Reife einer Melone überprüfen.
»Was machst du da?«, zischte Melanie und blickte über ihre Schulter. Die Verkäuferin bekam weiterhin nichts mit, aber vor dem Schaufenster standen
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