Gelehrig: Erotischer Roman (German Edition)
höchstens eine oder zwei Wochen gut gehen konnte. Ted dachte daran, sich einen Job in einer anderen Stadt zu suchen, doch dann hätte er sein Haus verkaufen müssen. Schließlich entschieden wir uns für eine kleine, ruhige und äußerst korrekte kirchliche Trauung, damit alle sehen konnten, dass wir alles so tun, wie es sich gehört. Anfangs gab es noch einige, die sich über uns das Maul zerrissen, aber das hörte auch schnell wieder auf.«
»Morne Bay beschäftigt sich lieber mit größeren und besseren Skandalen.« Ted seufzte zufrieden.
»Wie eure außerehelichen Eskapaden?«, schlug Melanie mit einem verschlagenen Lächeln vor.
»In dieser Hinsicht sind wir äußerst diskret«, stellte Ted klar. »Wir versuchen, uns mit niemandem von hier einzulassen, es sei denn, wir sind uns absolut sicher, dass er ebenso wie wir den Mund hält. Und wir geben uns Mühe, die Sache nicht zu ernst zu nehmen, damit es nicht zu emotionalen Komplikationen kommt. Nicht wahr, Hannah?«
»Genau.«
Melanie stellte fest, dass sich eine Röte von Hannahs Kehle bis zu ihrer Stirn ausbreitete. Eine Rothaarige wie sie konnte nichts verbergen, da sie aufgrund ihrer durchscheinenden Haut ihre Gefühle wie eine Neonreklame zur Schau stellte. Als ob sie Melanies Gedankengänge spürte, beugte sich jetzt Hannah vor, um die getigerte Katze zu streicheln, die wieder in die Bibliothek gekommen war.
»Ist es denn wirklich möglich, Komplikationen zu vermeiden?«, wollte Melanie wissen. Sie sah zu den Aberhundert Stücken und Büchern hinüber, die in den Regalen standen. »Seht euch doch nur all diese Geschichten über obsessive Liebe, Leidenschaft, Eifersucht an. Othello, Medea. Selbst die Götter und Göttinnen hatten mit ihrer Eifersucht zu kämpfen. Ihr beide müsst sie doch auch von Zeit zu Zeit spüren.«
»Sicher tun wir das. Aber wir versuchen, unsere Gefühle zu kontrollieren, indem wir so ehrlich sind, wie wir nur können. Wir erzählen einander von jedem Erlebnis, das wir haben – und zwar bis ins intimste Detail.«
»Und auf diese Weise haben wir das Vergnügen gleich zweimal«, fügte Hannah hinzu. Sie lächelte, während sie die Katze streichelte, die es sich auf ihrem Schoß bequem gemacht hatte.
»Möchtest du uns noch irgendetwas sagen, Hannah?«, fragte Ted. »Du siehst gerade ebenso zufrieden aus wie die Katze, die sich an dich kuschelt.«
»Ja, das möchte ich allerdings.«
»Dann erstatte uns bitte Bericht. Aber wenn ich feststellen sollte, dass du etwas auslässt, dann werde ich dich vor unserem Gast schwer bestrafen.«
Ted fiel wieder in seine disziplinarische Rolle. Was für ein Glück Hannah doch hatte, dass sie ihre Sexualität innerhalb der Grenzen einer derart wunderbaren Ehe erkunden konnte! Und als ob das noch nicht genug wäre, war ihr Ehemann auch noch ein natürlicher Dom, der ihr all die sexuelle Kontrolle geben konnte, nach der sie sich sehnte. Melanie seufzte. Wenn es einen Makel in diesem selbst gebastelten Libertinismus gab, dann hatte sie ihn bisher noch nicht entdeckt.
Hannah setzte die Katze auf den Boden, stand auf und ließ sich neben ihrem Mann auf der Ledercouch nieder. Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und begann, ihre Kehle und ihre Brüste zu streicheln.
»Nun ja«, setzte Hannah an, »ich habe seit einiger Zeit Fantasien, in denen jemand, der gerade in die Stadt gezogen ist, eine große Rolle spielt. Jemand, der auf Spanking steht.«
»Und wer ist das?«
»Nathaniel Wentworth.«
»Nathaniel Wentworth?« Melanie blieb der Mund offen stehen. »Willst du damit sagen, dass der neue Kurator ein Spanker ist?«
Hannah lächelte Melanie auf eine Art und Weise an, die der irritierenden Geheimnistuerei der Mona Lisa in nichts nachstand. Daraufhin nahm sich Melanie vor, den Kurator so schnell wie möglich wiederzutreffen. Offenbar war er doch nicht so langweilig, wie sie angenommen hatte. Und wenn sie sich Hannahs strahlendes Lächeln so ansah, dann musste das, was Nathan anzubieten hatte, einiges wert sein.
»Ich fand sofort, dass er aussieht wie ein Disziplinar«, merkte Ted an. »Er hat dieses steinharte, puritanische Benehmen an sich. Ihn kann ich mir gut in einem Tribunal kolonialer Richter vorstellen, die kokette Frauen wie dich verurteilen. Vermutlich hat er hinter seinem Haus sogar einen Pranger stehen.«
»Soweit ich weiß, hat er keinen Pranger, aber angeblich stellt er seine eigene Spanking-Ausrüstung in seiner Werkstatt her. Wenn ich großes Glück habe, probiert er mal
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