Gelehrig: Erotischer Roman (German Edition)
interviewen.
Bridget traf pünktlich um zehn Uhr ein und brachte auch einen Fotografen mit. Da Bridget zufälligerweise auch einen Sitz im Stadtrat hatte und seit der Einführung des Alkovens nicht mehr im Chimera gewesen war, füllte Melanie die ersten fünfzehn Minuten allein damit, dass sie sie überall herumführte. Der Fotograf begleitete sie und machte Schnappschüsse von Melanie, die demonstrierte, wie das Warenangebot aus fabrikneuen Waren und Secondhandobjekten einander ergänzte. Auf Vorschlag des Fotografen warf sie sich auch vor dem Alkoven in ein paar lächerliche Posen und schob dabei den Perlenvorhang zur Seite, damit die erotischen Bücher und Spielzeuge zu sehen waren.
Während Melanie über ihre Pläne für die Erweiterung des Ladens und die Vergrößerung der Auswahl an heißen Produkten sprach, warnte sie eine innere Stimme, ihre Worte ja sorgfältig auszuwählen. Bridget wirkte zwar nett und offen, aber sie war immer noch eine Journalistin, und man wusste nie, was die letzten Endes so über einen schrieben.
Melanie ignorierte ihre innerliche Zurückhaltung. In ihrem Kopf war nicht genug Platz für ermahnende Stimmen, da sie die ihr verbliebene mentale Energie schon dafür brauchte, um sich ihr Treffen mit Jason auszumalen. Wenn sie den richtigen Eindruck auf ihn machte, würde sie dann vielleicht auch eine Einladung zu seinem geheimen Klub bekommen oder wenigstens eine vorübergehende Mitgliedschaft?
Aber welchen Eindruck sollte sie auf ihn machen? Melanie dachte den ganzen Tag lang über ihre möglichen Optionen nach, während sie im Laden bediente. Nachdem sie das Geschäft abgeschlossen hatte, sah sie sich die Waren an und überlegte, was sie am nächsten Tag anziehen sollte. Mit fünfundzwanzig fand sie sich zu alt und würdevoll, um noch ohne Höschen rumzulaufen oder etwas so Enges zu tragen, dass ihre Nippel zu sehen waren. Am Beardsley College gab es genug jugendliche Schönheiten, die genau das taten. Melanie musste sich von ihnen abheben, indem sie elegant, geheimnisvoll und fast, aber nur gerade so eben, unerreichbar wirkte. Sie entschied sich für ein Outfit, das gut zu Jasons Reithose passte: eine flaschengrüne Samtreitjacke mit wattierten Schultern über einer weiten Bluse aus venezianischer Spitze zu einem schmalen, knielangen Rock und Stiefeln aus Leder und Spitze mit sehr hohen Absätzen. Ihr Haar drehte sie zu einem Dutt auf, und als letztes Detail setzte sie sich eine Brille, die perfekt zu einer Lehrerin gepasst hätte, auf die Nase.
Melanie lächelte ihr Spiegelbild an. Sie sah aus wie eine viktorianische Gouvernante mit einem Lederfetisch. Wenn sie noch eine Reitgerte oder einen Prügel in die Hand nahm, wäre sie der feuchte Traum jedes Subs. Danach schlenderte sie durch den Alkoven auf der Suche nach einem Spielzeug, das ihrem Kostüm den letzten Schliff geben würde. Eine Gerte wäre zwar super gewesen, aber sie wollte etwas, das nicht ganz so offensichtlich war. Das Paddle aus Holz? Nein, damit zog sie das Ganze nur ins Lächerliche.
»Ah, das ist es. Danke, Tom Brown«, murmelte Melanie und griff nach einem langen, unglaublich dünnen Bambusstock. Als sie diesen gerade in ihre Hand schnalzen ließ, klingelte das Telefon.
»Hallo?« Melanie befummelte weiterhin den geriffelten Stab, während sie telefonierte, und stellte sich die Streifen vor, die er auf einem Paar junger, knackiger Pobacken hinterlassen würde. Wow, das wäre ein heißer Anblick!
»Melanie, hier ist Harrison. Dein Lieblingsschüler.«
Dem seltsamen Tonfall von Harrisons Stimme entnahm Melanie, dass ihr »Lieblingsschüler« entweder eine Erkältung hatte und starke Medikamente nehmen musste, oder dass er schon gut was getrunken hatte. Sie hörte das leise Klappern von Eiswürfeln im Hintergrund und erkannte, dass Letzteres zutreffen musste.
»Harrison. Wie läuft es mit deinem Training? Hast du immer schön fleißig geübt?«
»Jeden Tag. Du weißt doch, wie sehr ich dich anbete.«
»Bist du denn bereit, den Plug auch bei der Sitzung zu tragen?«
Es folgte eine lange Pause. »Bei welcher Sitzung?«
»Beim Treffen des Planungsausschusses, bei dem ich meine Vorschläge für den Laden vorstellen werde.«
»Ach ja, das meinst du.«
»Du hast es doch nicht vergessen, oder? Harrison, diese Sitzung ist sehr wichtig für mich!«
»Das weiß ich. Die Planungskommission hält ihr Jahresabschlusstreffen immer kurz vor Weihnachten ab.«
Harrisons Stimme hatte einen merkwürdigen Tonfall
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