Gelehrig: Erotischer Roman (German Edition)
dann befahl er ihr, still zu stehen, während er die Nadeln aus ihrem Haar entfernte und es löste. Er ließ die Finger durch ihre dunklen Locken gleiten und kämmte sie mit hypnotischen Strichen. Melanie schloss die Augen und überließ sich dem warmen, beruhigenden Gefühl, umsorgt zu werden. Als ihr Körper ganz locker geworden war, hörte Nathan auf. Er wühlte in seinen Schubladen herum, sah sich erst ein Objekt und dann das nächste an. Nur zu gern hätte Melanie auch einen Blick auf seine Spielzeuge geworfen, aber sie wusste, dass sie keinen Mucks von sich geben durfte. Schließlich entschied er sich für zwei Gegenstände: eine schwarze Schlafmaske aus Satin und eine langen Kette mit Schlittenglöckchen.
»Okay«, meinte er. »Es wird Zeit, ein bisschen Zurückhaltung zu üben.«
Er legte die Maske und den Gürtel beiseite und machte sich mit dem roten Band an die Arbeit. Mit sanfter, künstlerischer Präzision wickelte er Melanie in ein purpurrotes Netz ein, kreuzte das Band über ihren Brüsten und band ihr die Arme an der Seite fest. Er zog das Band so zwischen ihren Beinen durch, dass es ihre Schamlippen spreizte, zog es zwischen ihren Pobacken nach oben und verknotete es hinter den Schulterblättern. Melanies Augen weiteten sich vor Freude, als sie das Endresultat erblickte. Der rote Samt hob sich deutlich von Melanies elfenbeinfarbener Haut ab, und ihr schwarzer Strumpfhalter und ihre Strümpfe vertieften den Kontrast. Das Band war gerade so fest gebunden, dass ihre Brüste ein wenig abstanden und doppelt so groß wie zuvor wirkten. Sie sah seltsam, wunderbar und sehr, sehr heiß aus. Doch bevor sie Nathans Werk noch länger bewundern konnte, zog er ihr die Schlafmaske über den Kopf, und alles wurde dunkel.
Zuerst hörte sie die Schlittenglöckchen fröhlich bimmeln, doch als sie deren kühles Gewicht an ihrem Schlüsselbein spürte, zuckte sie zusammen. Nathan legte ihr die Kette um den Hals.
»Die Katze braucht ein Glöckchen«, erklärte er ihr. »Nur eine kleine Vorsichtsmaßnahme. Ich muss nach unten gehen und einiges holen, und ich möchte, dass du dich nicht bewegst, bis ich zurück bin.«
Wie sollte sie sich denn überhaupt rühren können?, fragte sich Melanie. Sie war so eng in das Band eingeschnürt, dass sie sich fühlte, als hätte man sie in Klebeband verpackt. Und wenn Nathan unten noch interessantere Dinge hatte als hier oben, dann musste er der wohl am besten ausgestattete Perverse an der gesamten Ostküste sein.
Melanie hörte Nathans feste Schritte auf den Dielenbrettern, als er, wie sie vermutete, in Richtung Fenster ging. Den daraufhin ertönenden Geräuschen nach zu urteilen, hob er wohl die Keramikschüssel und den Krug auf und trug sie aus dem Zimmer.
»Ich lasse die Tür offen«, sagte er zu ihr. »Wenn du dich auch nur einen Zentimeter bewegst, höre ich die Glöckchen. Und glaube mir, Melanie, du möchtest nicht, dass ich die Glöckchen höre.«
Geknebelt, gefesselt und mit verbundenen Augen wartete Melanie. Irgendwo im Zimmer tickte leise eine Uhr. Beim Betreten des Zimmers war ihr keine Uhr aufgefallen, aber jetzt wurde sie ihr überdeutlich bewusst. Sie merkte außerdem, dass vom Fenster ein kühler Luftzug herüberwehte, der bewirkte, dass sich auf ihren Brüsten, Armen und Oberschenkeln eine Gänsehaut bildete. Nathan polterte unten herum, aber Melanie wusste, dass sie nicht zu heftig zittern durfte, wenn sie nicht wie ein Rentier klingeln wollte, also versuchte sie, sich von der Kälte abzulenken, indem sie sich auf ihre anderen Sinne konzentrierte. Nathans Schlafzimmer roch nach altem Holz und ganz entfernt nach Red-Door-Parfum. Um den Knebel herum verzogen sich Melanies Lippen zu einem Lächeln. Es war schon lustig, wie alle anderen Sinne an Bedeutung gewannen, wenn man nichts sehen konnte. Hätte Nathan ihr keine Augenbinde umgelegt, dann hätte sie nie gemerkt, dass in der letzten Nacht eine andere Frau in diesem Zimmer geschlafen hatte.
Der Gedanke daran, dass erst vor Kurzem eine andere Frau hier gewesen war, erregte sie. Was hatte Nathan mit seinem letzten Gast getan – oder ihr angetan? Wie war sie im Vergleich zu Melanie? Als Nathan wieder ins Zimmer kam, war Melanie trotz der niedrigen Temperatur überall ganz warm geworden. Dennoch war sie erleichtert, als sie hörte, wie Nathan Feuerholz in den Kamin legte und ein Streichholz entzündete. Es kam ihr so vor, als würde er stundenlang im Zimmer herumlaufen und Vorbereitungen treffen. Die Zeit verging
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