Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
verlierst du nicht gern. Du hättest wahrscheinlich mein Rückgrat herausgerissen statt dem meines Leibwächters, der sich dazwischenwarf.“ Mit einem gleichgültigen Schulterzucken ging er über das Opfer des Mannes hinweg. „Das nächste Mal verzichten wir einfach aufs Vorspiel.“
Mit einiger Verzögerung drang der Inhalt seiner Worte zu ihr vor. „Ich habe was getan?“
„Meinem Leibwächter das Rückgrat herausgerissen, bevor du dir den Rest meiner Männer vorgenommen und mir nur diese hier gelassen hast.“
Morrighan wusste nicht, worauf Nathair anspielte. Die Männer, die durch ihre bloße Anwesenheit dem Kellerraum eine erdrückende Enge verliehen, würden leichtes Spiel mit ihr haben. Ihr Blick blieb an einem der Männer hängen. Er wollte nicht so recht in die Reihen derjenigen passen, die sie anzüglich oder abschätzig musterten. Die sich offen an ihrer demütigenden Lage weideten. In den bernsteinfarbenen Augen dieses Mannes lag eindeutig Trauer.
„Das hat man davon, wenn man Sklaven zu Soldaten macht.“ Nathair war ihrem Blick gefolgt. Er betrachtete seinen Leibwächter mit unverhohlener Verachtung. „Ich hätte ihn und seinen Bruder zusammen mit seinem Conairt an den Meistbietenden verkaufen sollen.“
Morrighan kannte das gälische Wort für Rudel. War er …
„Ist er ein Werwolf?“ Warum waren seine Augen dann nicht die des Raubtiers, dessen Werk sie auf ihrem Autopsietisch begutachtet hatte. Das Quinn und sie töten wollte.
„Ein Beirshin.“ Es klang wie ein Fluch. „Ich sollte mich künftig auf Caochladh verlassen. Sie besitzen mehrheitlich eine erfrischende Bosheit. Menschliche Bosheit gepaart mit einem tief sitzenden Minderwertigkeitsgefühl gegenüber ihren geborenen Verwandten. Willkommene Eigenschaften blind gehorchender Soldaten. Dieses wertlose Exemplar hingegen macht nur Ärger. Ständig muss ich ihn disziplinieren, ihn erinnern, wem sein Leben gehört. Sein Bruder war nicht besser. Im Grunde hast du mich von einer Last befreit.“ Nathair seufzte. „Ich sollte dasselbe mit ihm machen und den Verlust abschreiben. Ich bekäme ohnehin nicht mehr viel für ihn.“
„Ich wollte das nicht.“ Morrighan drängte das aufkommende Gefühl der Zufriedenheit zurück. Sie hatte den Bruder dieses Mannes getötet, sie war ganz sicher nicht zufrieden mit ihrer Tat.
Ein Sklave, nicht mehr wert als Schlachtvieh. Aber eine hervorragende Gelegenheit, um meinen neuen Körper an seine Grenzen zu bringen
.
Sei still, er ist ein fühlendes Wesen
. Morrighan ignorierte das hämische Gelächter in ihrem Kopf.
Und das ist nicht dein Körper, Miststück!
Wieder erntete sie nur Gelächter.
„Ich dachte, ich hätte schon alles gesehen“, fuhr Nathair im Plauderton fort. „Aber das war wirklich faszinierend. Wie du deine Hand in seinen Brustkorb gestoßen und seine Wirbelsäule herausgerissen hast – als bestünde er aus fauligem Fleisch statt Muskeln und Knochen. Es war ein nahezu lustvolles Erlebnis.“
Sein Finger umkreiste ihre Brustspitze, die sich bei der Berührung verhärtete. Morrighan presste die Lippen zusammen und schloss vor Scham die Augen. Scham darüber, dass Nathair diese Reaktion auslöste, aber mehr noch, dass sie jemanden auf so grauenvolle Weise getötet hatte.
„Ich wollte das nicht“, wiederholte sie flüsternd, wagte nicht, denjenigen anzusehen, der um seinen Bruder trauerte.
„Natürlich wolltest du das.“ Nathairs Stimme im Ohr, öffnete sie ihre Augen. „Es steht dir zu.“
„Wie viele?“
Sein Lächeln drückte Bewunderung aus. „Sieben. Und es wären sicher mehr gewesen, wenn Lughaidh nicht eingeschritten wäre.“ Bei diesen Worten wanderte Nathairs Blick zu dem Anamchaith, dessen Anwesenheit sich Morrighan bislang nicht bewusst gewesen war.
Weil er es nicht wollte, da war sie sicher. Kaum sprach Nathair seinen Namen aus, spürte sie seine Gegenwart auch in ihrem Geist. Sie schloss sofort die Lider. Das war es doch, was Quinn ihr geraten hatte. Sie durfte dem Seelenfresser nicht in die Augen sehen, dann besäße er keine Macht über sie. Doch die fortdauernde Berührung ihres Geistes durch seinen belehrte sie eines Besseren. Lughaidh benötigte keinen Blickkontakt, Quinn hatte seine Macht unterschätzt. Oder sie hatte ihn falsch verstanden. Krampfhaft überlegte sie, wie Quinns Warnung exakt lautete, aber immer, wenn sie die Erinnerung hervorkramte, entglitt sie ihr. Stattdessen tauchten Bilder auf, die sie nicht wachrufen wollte. Bilder von Quinn,
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