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Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Geliebte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Cillian
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darüber aus, wie schnell die Schmerzen eintraten und in welcher Stärke, aber sie sah ihm jedes Mal an, wenn er den Helden spielte und der Abstand zwischen ihnen unzumutbar groß war. Im Augenblick bewegte er sich hart an der Grenze seines Freiraums.
    Sie warf ihm einen besorgten Blick zu, dem er gelassen begegnete. Sie glaubte ihm nicht eine Sekunde und bedachte ihn mit einem Kopfschütteln, ehe sie sich dem Verletzten widmete. Sie säuberte ihn von dem blutigen Schaum, der nichts Gutes über den Zustand seiner Lungen verhieß. Aus den schmalen Schlitzen geschwollener Lider strahlte ihr die warme Dankbarkeit bernsteinfarbener Augen entgegen.
    „Nêrah“, wiederholte Nathairs Leibwächter, ohne durch einen schmerzhaften Bluthusten am Weitersprechen gehindert zu werden. Aber auch jetzt sagte er nichts weiter. Und das lag nur in zweiter Linie daran, dass sein Kehlkopf zum Opfer stumpfer Gewalteinwirkung geworden war. Ihrem Expertenblick entging die Blutunterlaufung nicht, die unter und über dem Sklavenring das Profil eines Stiefels abbildete. Außerdem war ihm mindestens einmal die Kehle durchschnitten worden, aber weder das stumpfe noch das scharfe Trauma trugen die Hauptverantwortung für sein Schweigen. Wenn es nicht so lächerlich wäre, nähme sie an, er wage aus Ehrfurcht nicht das Wort an sie zu richten, ehe sie es ihm nicht gestattete.
    „Er nannte dich seine Gebieterin“, übersetzte Quinn. Er war wieder nähergetreten, streifte wie zufällig mit dem Handrücken ihren Kopf. Suchte körperlichen Kontakt, obwohl er nicht damit einverstanden war, was sie tat. „Er denkt wohl, sein Herr wäre erfolgreich gewesen. In meinen Augen ist er immer noch besser bei Nathair aufgehoben.“
    „Keine Sorge, wir kümmern uns um dich“, beruhigte Morrighan den Beirshin, in dessen Augen nackte Angst aufflackerte. Quinn zog sie am Arm auf die Füße.
    „Du willst ihn nicht ernsthaft hierbehalten? Er könnte Nathairs Spitzel sein.“ Er lachte freudlos auf. „Was heißt hier könnte, er ist es. Wir schicken ihn postwendend zurück.“ Quinn verschränkte die Arme vor der Brust, war nicht bereit, auch nur einen Millimeter von seiner Meinung über den Beirshin und dessen Zukunft abzuweichen.
    „Ich kann nicht glauben, dass du ihn an Nathair ausliefern willst. Wer hat ihm das wohl angetan?“
    „Teàrlach?“ Kaum ausgesprochen sog Quinn scharf die Luft ein, während sie Morrighan wegblieb. Von einem Moment auf den anderen beschleunigte sich ihre Atemfrequenz. Schnell und flach, ohne ihr das Gefühl zu geben, genügend Sauerstoff in die Lungen zu befördern. Das passierte immer, wenn sie auf ihn zu sprechen kamen. Sie drückte eine Hand auf ihr Brustbein, aber das half nicht gegen das beängstigende Gefühl der Enge. Ihre Hände kribbelten, ihre Lippen. Sie fühlte sich benommen und rang in ihrer aufsteigenden Panik immer heftiger nach Luft. Ihre Hände verkrampften sich und Quinn verschwamm vor ihren Augen. Das alles nahm nur Sekunden ein, aber es kam ihr wie Stunden vor.
    „Halte den Atem an“, erinnerte Quinn sie an die Übung, mit der sie bisher stets erfolgreich eine Hyperventilationsattacke abgewehrt hatte. Seine Hand lag auf ihrem verkrampften Rücken, rieb beruhigende Kreise, während er bis fünf zählte. „Jetzt ausatmen und entspannen. Gut so. Jetzt atme langsam durch die Nase ein und aus.“ Während sie das tat, zählte er bis sechs. Eigentlich sollte sie bei jedem Ausatmen ihr Mantra aufsagen, aber ihre Stimme versagte bei den ersten Versuchen. Sie musste die Atemübung erneut wiederholen und noch einmal, bis ihr endlich, das ‚Entspanne dich‘ über die Lippen kam.
    „Tut mir leid, ich wollte …“
    Morrighan hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. Sie hatte gerade erst einen Anfall hinter sich. Sie legte keinen Wert auf eine erneute Attacke. Und die käme bei der Nennung seines Namens so sicher wie das Amen in der Kirche.
    „Ich will, dass es aufhört“, sagte sie, sobald sie genug Luft für diese wenigen Worte bekam. Erschöpft sank sie gegen Quinn, der ihr beruhigend übers Haar strich. Sie war Ärztin, sie wusste, wie sie die Anfälle unter Kontrolle bekam. Sie war es, die Quinn mit der Entspannungsübung vertraut gemacht hatte, nachdem er bei der ersten Attacke sein Glück mit einer Papiertüte versucht hatte. Im Notfall war Rückatmung zur Erhöhung der CO 2 -Konzentration im Blut sicher nicht die schlechteste Idee, aber sie wollte nicht, dass er ständig eine Tüte in der Hosentasche

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