Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
würde die Sonne gleich durch die Wolkendecke brechen.“ Er würde sich nicht an ein Fenster setzen, das jede Kreatur, die Nathair auf sie hetzte, wie Reispapier durchschlug.
„Meinst du das ernst? Der Himmel ist so schwarz, als würde die Sonne nie wieder scheinen.“
„Ich sitze bereits.“ Es war amüsant, ihre Reaktion zu beobachten, wenn er auf so etwas Unbedeutendem beharrte. „Und die Sonne scheint sicher wieder.“ Es reizte ihn, den zornigen Zug in ihrem Mundwinkel zu küssen. Vor nicht allzu langer Zeit hätte er darin die Sceathrach gesehen. Nun gefiel er ihm. Nun, da er ihn mehr als einmal hatte verblassen sehen und wusste, dass er dieses kleine Wunder fertigbrachte.
„Ich wünschte, du würdest dich auch an die anderen Dinge so gut erinnern, die ich zu dir gesagt habe.“ Sie setzte sich ihm gegenüber. „Wie etwa, dass du mehr essen solltest als dieses blutige Roastbeef.“
„Versuchst du, mich zu mästen?“ Mit Tierblut würde ihr das nicht gelingen. Von ihrem Blut hingegen könnte er abhängig werden, wenn er es nicht schon war. Doch wie ein Junkie auf Entzug von Crystal Meth, musste er die Finger von Morrighans Blut lassen, wenn er die Sceathrach nicht wecken wollte.
„Du hast mich erwischt. Erst niete ich dich auf der Straße um, schleife dich in mein Zimmer und nun sorge ich dafür, dass du mir auch schmecken wirst. Obwohl ich als blutsaugender Vampir vielleicht mehr auf deine Blutfettwerte achten sollte. Du könntest mir sauer aufstoßen.“
Er schüttelte den Kopf. „Wie konnte ich Blutfettwerte nur so vernachlässigen?“
Sie waren beide sehr gut darin, nicht über das zu sprechen, was vorhin auf dem Zimmer passiert war. Seine Eifersuchtsszene. Die ihr gefallen hatte, ob sie das je zugeben würde oder nicht. Er besaß gute Gründe, nicht darüber zu reden. Er war an einen Eid gebunden, an dem er zunehmend zweifelte, den er jedoch nicht so einfach abschütteln konnte. Er musste sich in Zurückhaltung üben, solange er keinen Weg gefunden hatte, dem Eid gerecht zu werden und Morrighan zu retten. Wenn es nicht anders ginge, würde er sich nur auf Letzteres konzentrieren.
Seine Beweggründe lagen auf der Hand, über ihre rätselte er. Morrighan war frei und sie empfand etwas für ihn. Sie musste nicht einmal befürchten, ihn lange am Hals zu haben, weil sie diese wahnsinnige Entscheidung traf, nicht mehr leben zu wollen.
Wenn es wirklich ihre Entscheidung war. Er legte das Besteck beiseite, ehe er es verbog. Da täuschte sich die Sceathrach. Sie konnte nicht einfach das Gefäß zerschlagen, um mit oder ohne Nathairs Hilfe Verderben über die Welt zu bringen. Wer immer die Entscheidung traf, keine der beiden bekam ihren Willen. Weder diese Ausgeburt der Hölle noch Morrighan. Verlieren würde hier nur eine, die Sceathrach, die er aus Morrighan herausreißen würde.
„Hallo? Hörst du mir überhaupt zu?“
Irritiert blickte er auf die Finger, die vor seinem Gesicht schnipsten. „Selbstverständlich … Ausgewogene Ernährung“, riet er ins Blaue. Landete einen Treffer, wie er ihrer Miene entnahm.
„Dein Körper muss sich regenerieren.“ Morrighan war mit ihren Unterweisungen wohl noch nicht durch.
„Hast du etwas Bestimmtes damit vor, Dothúir?“ Das bremste ihren Übereifer. Sie wurde knallrot, hob die Hand an ihren Hals und berührte die Stelle, an der er sich nährte. Ihr Daumen malte kleine Kreise darauf. Es war ihm schon aufgefallen, wie sehr sie auf die Sprache seines Volkes ansprach. Er konnte sie spielend damit umgarnen, selbst mit diesem einen Wort. Jeden Versuch, sie auf andere Weise zu beeinflussen, schüttelte sie einfach ab, aber ein paar Worte auf Rugalainn zogen sie sofort in seinen Bann, lösten Vorgänge aus, die er bei anderen menschlichen Frauen nur durch Berührungen auszulösen vermochte.
„Kaffee, schwarz.“ Seine Bestellung und die Anwesenheit des Kellners, die sie völlig ignoriert hatte, brachten Morrighan in die Realität zurück. Ihre Hand sank auf die Tischplatte, wo sie ihre verlegenen Kreise weitermalte.
„Ich nehme einen Latte macchiato mit Zimtsirup.“
Es erstaunte ihn aufs Neue, was sie an Kalorien zu sich nahm, ohne dass man es ihr ansah. Es bereitete ihm Sorge. Die Sceathrach oder die Krankheit fraßen sie auf, vermutlich beide.
Ein vertrauter weihrauchdurchwirkter Moschusgeruch lenkte seine Aufmerksamkeit auf einen Mann vordergründig hispanischer Abstammung, der in Clarissa Vandermers Begleitung den Speisesaal betrat.
Ein
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