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Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Geliebte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Cillian
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zuzieht. Nun aber, da der Bluterguss auf Morrighans Haut verblasste, fragte er sich, ob er überhaupt etwas Besseres besaß als diese Fähigkeit. Das Einzige, das ihm von einer Mutter geblieben war. Nie hatte er die Chance erhalten, zu erfahren, wer sie war. Nicht von der Amme, die ihn großzog, nicht von seinem Vater Cahir Dál Goran, der ihn mied und Quinns Anblick als Qual empfand. Er hatte auch nie ein Porträt seiner Mutter zu Gesicht bekommen – sein Vater verbrannte sie alle –, dennoch wusste er, dass er seiner Mutter auf grausame Weise ähnelte und seinen Vater mit jedem Atemzug an den schmerzlichen Verlust erinnerte. Sein Vater schrie ihm wieder und wieder ins Gesicht, dass er seinen Anblick nicht ertrage, dass er besser niemals geboren wäre und er den Tag herbeisehne, ihn nicht mehr sehen zu müssen. Quinn erfüllte diesen Wunsch und ging. Er war erst zurückgekehrt, nachdem Cahir Dál Goran, Großmeister der Bráthair an Dorchadas, Vater eines unerwünschten Sohnes, auf dem Schlachtfeld in den Tod gestürmt war. Vielleicht nach all diesen Jahrhunderten der Trauer wieder glücklich war, weil er stets daran geglaubt hatte, Asarlaír vereine ihn nach einem ehrenvollen Tod wieder mit seiner geliebten Leathéan. Quinn hoffte, dass seinem Vater dieser Wunsch gewährt wurde und es nicht nur der verzweifelte Glaube eines gebrochenen Mannes war, der ihn davon abhielt, sich das Herz herauszuschneiden, weil sein Schöpfer, weil Asarlaír, einen solchen Frevel niemals verzeihen würde.
    Quinn beugte sich über den beinah restlos verheilten Bluterguss und küsste ihn, um ihn vollständig zum Verschwinden zu bringen. Er wünschte, seinem Vater jetzt sagen zu können, dass er ihn verstand. Dass er endlich nachvollziehen konnte, warum ihn seine Schreie jede Nacht aus dem Schlaf geschreckt hatten. In Morrighans Nähe wusste er, warum sein Vater sich den Schmerz über den Verlust seiner Leathéan von der Seele schreien musste. Er könnte nie wieder aufhören zu schreien, falls er Morrighan verlieren würde. Er küsste noch eine der Kratzspuren ihres Angreifers, die aber nicht mehr vollständig verheilte.
    Quinn zog das Laken über Morrighans nackte Schulter. Ihm wäre lieber, er könne sie wärmen, aber die Sonne würde bald aufgehen, und obwohl sie keine Gefahr mehr darstellte, musste er sich dennoch beeilen, wenn er seine Arbeit ohne Zeugen erledigen wollte. Also zog er seine Drillichhosen, ein Langarm-Shirt und seine Stiefel an. Dass alles bis auf das Shirt, das er sich neu gekauft hatte, nach Tod stank, störte ihn nicht. Er käme ohnehin wieder direkt mit dem Tod in Berührung.
    Leise schloss er die Schlafzimmertür und vermied, Morrighan noch einmal anzusehen, weil er sonst umkehren würde. Und dann hätte er sicher eine Menge zu erklären, wenn sie in seinen Armen aufwachte. Nackt. Wenn er sie aufweckte, weil er in diesem Augenblick nichts mehr wollte, als sich in ihr zu verlieren. Sie würde mit Sicherheit das gesamte Hotel zusammenschreien, ihn lautstark an sein Versprechen erinnern. Kratzen, schlagen und beißen. Es würde ihm gefallen, wenn sie ihn biss. Angst sollte dabei aber keine Rolle spielen. Morrighan sollte zwischen ihren Schreien, ihrem Schlagen, Kratzen und Beißen seinen Namen in sein Ohr seufzen.
    Er musste sich beeilen, wollte er verhindern, dass jemand über die Leichen im Keller stolperte. Oder schlimmer, dass Morrighan darüber stolperte. Bis er zurückkehrte, würde ihr Schlaf tief und traumlos sein, dafür hatte er gesorgt. Ebenso, dass sie sich nur an die Dinge erinnerte, von denen er wollte, dass sie es tat. Dinge, die gut für sie waren.
    „Was hast du hier zu suchen, Incubus“, knurrte Quinn.
    Er hatte sich entschlossen, den kürzeren Weg durch den Weinkeller in die oberen Stockwerke zu nehmen. Eine Entscheidung, die er zu bereuen begann, als Clarissas neuer Bekannter ihm in die Arme lief.
    „Dasselbe könnte ich dich fragen. Die Sonne ist bereits aufgegangen, solltest du nicht schlafen, Vampir?“
    „Möglicherweise ist das Sonnenlicht mein geringstes Problem. Möglicherweise hängst du einer veralteten Vorstellung nach. Wir sollten hinausgehen und die Sache überprüfen.“
    Die Augen seines Gegenübers flackerten überrascht auf. Leos Reaktion war verständlich. Ihm war es nicht anders ergangen, als das durch den Spalt im Vorhang dringende Sonnenlicht seine Haut nicht verbrannte und er sich weigerte, den einzig logischen Schluss zu ziehen. Dabei schmeckte er die Macht, die in

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