Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
Schule.“
„Du hättest einen Religionskurs belegen sollen. Euer Christengott ist von den Toten auferstanden.“
„Ich bin nicht religiös, ebenso wenig wie du, wie ich deinen Worten entnehme.“ Eine Überraschung. Er war Ire, er war katholisch. Das war eine Gesetzmäßigkeit. Aber vielleicht war es doch keine Überraschung, dass Quinn dieser Regel nicht entsprach. Er war ja auch ein Ehebrecher, der an die Unverbrüchlichkeit eines Ehrenworts glaubte.
„So gesehen bin ich tatsächlich nicht religiös. Aber ich zweifle deshalb nicht an allem, das durch die Wissenschaft nicht zu erklären ist.“
„Jetzt komm mir nicht mit dem abergläubischen Kram …“
„Ich spreche nicht von Aberglaube, ich spreche von Offenheit. Ein klein wenig davon würde dir nicht schaden.“
„Möglich.“ Wenn er das sagte, hielt sie es tatsächlich für möglich. „Aber im Augenblick sind die Dinge wichtiger, die ich wissenschaftlich belegen kann.“
„Welche Belege sind das?“
„Meine Untersuchung lässt mich zu dem Schluss kommen, dass Rebecca Edelstein vergewaltigt wurde.“ Sie musste schlucken. Ihre Kehle brannte vor Schmerz.
„Alles in Ordnung?“
„Bestens.“
Quinns Mund verzog sich unwillig, sie kam mit ihrer Lüge nicht so einfach durch.
„Sie hat Blutergüsse an den Oberschenkeln, den Armen, der Hüfte und den Innenseiten der Knie. Verletzungen im Genitalbereich. Vaginal- und Analrisse. Kratzspuren auf dem Rücken. Würgemale am Hals.“ Sie sprang so unvermittelt auf, dass Quinn zusammenzuckte.
Seine Augen waren wieder einige Nuancen von ihrem warmen Braunton entfernt. Dunkler. Aber er wirkte nicht bedrohlich, eher schockiert. Sie hielt es nicht länger in seiner Nähe aus und konnte ihn schon gar nicht ansehen. Sie hielt ihm den Rücken zugekehrt und ballte die Hände zu Fäusten. „Sichelförmige Blutergüsse mit erheblichen Hautabschürfungen an den Brüsten, auf dem Bauch, den Innenseiten der Oberschenkel und an der linken Schulter.“ Ihre Stimme zitterte. „Dieser Dreckskerl hat sie gebissen.“
Quinn stand plötzlich dicht hinter ihr. Sie glaubte zu spüren, dass er die Hand nach ihr ausstreckte, sie aber nicht zu berühren wagte.
„Was ist mit dir, Morrighan?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Sag du es mir.“ Sie drehte sich zu ihm um. War überrascht, wie nah er bei ihr stand, wich aber nicht zurück. „Hat sich jemand bei Rebecca geholt, was er von mir nicht bekommen hat? Hat er bei ihr zu Ende gebracht, was er bei mir begonnen hat?“ Sie biss auf ihre Unterlippe, um nicht wie ein Häufchen Elend zu erscheinen.
„Das meinst du nicht ernsthaft.“
„Ich sollte diejenige sein. Ich sollte an Rebeccas Stelle sein.“ Sie blickte zu Boden, um unbemerkt die Tränen wegzublinzeln.
„Niemand sollte an Rebeccas Stelle sein. Nicht Rebecca und ganz sicher nicht du.“ Er hob ihr Kinn an. „Wie kommst du nur auf so etwas? Ich dachte, als Pathologin bist du an den Anblick von Opfern wie Rebecca gewöhnt. Warum nimmst du das so persönlich? Weil Rebecca eine ehemalige Mitschülerin war? Bei Iris Blothworth schien das kein Problem zu sein. Ich dachte, du hättest es im Griff. Ich hätte das andernfalls niemals zugelassen.“
„Ich nehme es deswegen persönlich.“ Sie zog den Rollkragen ihres Pullovers so weit hinunter, dass Quinn die Würgemale und Kratzer sehen konnte. Sie wich nicht zurück, erlaubte ihm, ihren Hals und die Blutergüsse und Kratzer zu berühren. Die Geste war tröstlich und gab ihr das Gefühl, er könnte allein dadurch alles ungeschehen machen. Sie hatte sogar das irrwitzige Gefühl, ihre Kehle schmerzte durch seine Berührung weniger.
„Die einzig logische Schlussfolgerung ist, dass ich von demselben Täter angegriffen wurde wie Rebecca. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass mehr als ein Gewalttäter hier sein Unwesen treibt? Iris, Rebecca und ich, wir sind von ein und derselben Person angegriffen worden.“
„Deine Theorie hat nur einen Haken.“ Seine Hand sank nach unten.
„Und der wäre? Ich erkenne an mir dieselben Symptome. Auch ich will mich nicht erinnern und blende alles aus, was mit der Tat im Zusammenhang steht. Es ist ein ähnlicher Schutzmechanismus, wie ihn Rebecca anwendet. Nur nicht so extrem.“
„Ich muss mich korrigieren, zwei Haken. Oder hast du an dir Anzeichen einer zumindest versuchten Vergewaltigung entdekken können?“
„Das nicht“, räumte sie ein, „aber ich habe Abwehrspuren gefunden. Ich bin in
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