Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

mit eigenen Augen gesehen, was der Killer Iris angetan hatte. Kein Selbstverteidigungskurs der Welt hätte ihr Überleben gesichert.
    „Du hast mich nicht im Stich gelassen. Du bist zurückgekommen und hast ihn vertrieben. Ich bin diejenige, die einen Fehler begangen hat. Zwei, wenn ich die vergessenen Pillen mitrechne. Ich hätte einfach meinen Job machen müssen. Alles deutete darauf hin, dass der Täter der Leiche etwas injiziert hat, um sie zu beseitigen.“ Noch immer interessierte sie, was den Verfall derart beschleunigt hatte. Sie wünschte, ein vollausgestattetes Labor stünde ihr zur Verfügung. Aber vielleicht war es möglich, einige Inhaltsstoffe mit einfachsten Mitteln zu isolieren. Quinns Nähe half ihr nicht nur, sich zu fokussieren, sie half ihr auch, wieder analytisch zu denken. „Es war klar, dass er nicht aufgeben wird, bis alle physischen Beweise vernichtet sind. Ich muss meine Autopsie beenden, ehe er es erneut versucht.“
    Quinn hob ihr Kinn an, damit sie ihn ansah.
    „Du darfst auch über mich wachen, mir gefällt, wenn du das tust.“ Seine Nähe ermöglichte ihr sogar, in dieser Hinsicht endlich ehrlich ihm gegenüber zu sein.
    „Du kannst die Autopsie nicht beenden.“
    „Doch.“ Sie löste sich aus seiner Umarmung. „Siehst du, es geht mir gut.“ Sie hielt ihm die Hände hin. „Kein Zittern. Und ich nehme ein Hexamethason zur Sicherheit.“
    „Darum geht es nicht. Es ist nichts mehr da, das du untersuchen könntest. Die Leiche ist völlig zerfallen.“
    „Für eine Probe wird es reichen.“ Sie wollte an ihm vorbei.
    Er hielt sie am Arm zurück. „Ich habe die Überreste entsorgt.“
    „Aber warum?“ Die Leiche war ihr wichtigstes Beweisstück, ihr einziges. Sie würde nie herausfinden, was den Verfall beschleunigt hatte.
    „Siehst du, er steht dir nur im Weg“
, meldete sich die Stimme. Morrighan schüttelte den Kopf, um sie zu vertreiben. Quinn hatte sicher eine Erklärung für sein Handeln.
    „Der Killer sollte keinen Grund haben, zurückzukommen.“
    „Das wird er ohnehin. Ich habe ihn gesehen und früher oder später werde ich mich an sein Gesicht erinnern.“ Sie schob seine Hand von ihrem Arm und wandte sich zur Tür. „Was du getan hast, war unnötig. Aber vielleicht finde ich ja etwas in den bereits entnommenen Proben. Das nächste Mal solltest du mit mir absprechen …“
    „Er wird nie wieder in deine Nähe kommen, dafür habe ich gesorgt.“
    Das nahm ihr den Schwung.
    „Ich habe ihn getötet.“
    „In Notwehr“, beantwortete sie die Frage, die im Raum schwebte. „Du musstest dich verteidigen, nicht wahr?“ Sie ging zu ihm. „So ist es abgelaufen.“ Sie fragte das nicht, sie stellte es schlicht fest. Er durfte kein kaltblütiger Mörder sein. Nicht einmal einer, der sich an dem Kerl rächen wollte, der sie überfallen hatte.
    „Ja, Morrighan, genauso ist es gewesen. Er hat mich überrascht, als ich die Überreste über die Klippe entsorgen wollte. Es kam zum Kampf und er stürzte in die Tiefe.“
    „Notwehr.“ Erleichtert umarmte sie ihn. „Möglicherweise ein Unfall, wenn er unglücklich gestolpert ist. Keine Sorge, wenn sie die Leiche bergen, kann ein guter Pathologe eine Notwehrhandlung beziehungsweise einen Unfall nachweisen. Ich selbst bin in den Fall involviert, kein Gericht der Welt würde meine Expertise anerkennen, aber ich kenne einige sehr gute Kollegen. Und wenn sie niemanden aus den Staaten zulassen, finde ich hier einen Spezialisten, der deine Unschuld beweisen kann. Alles wird gut.“ Nach kurzem Zögern schloss nun auch er die Arme um sie.
    „Ja, das wird es.“ Er küsste ihren Kopf.
    Doch sie wollte mehr, stellte sich auf die Zehenspitzen, legte eine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu sich herunter. Nutzte seine Verblüffung aus, um ihn zu küssen. „Ich will mich wieder lebendig fühlen“, wisperte sie auf seine Lippen.

    Quinn erholte sich schnell von Morrighans Überraschungsangriff. Nichts anderes war es. Ihre Hand in seinem Nacken, die zweite in sein Haar verkrallt, um ihn auf ihren Lippen zu halten. Das war unnötig. Es sprach nichts dagegen, dass sie sich nahm, was sie wollte und nicht mehr hinauszögerte, was unabwendbar war. Das Schicksal besaß vielleicht einen absonderlichen Sinn für Humor, aber es irrte sich niemals. Also bat er nicht, von seinem Versprechen entbunden zu werden. Ihr Mund, der seinen nicht mehr zaghaft umschmeichelte, sondern leidenschaftlich verschlang, war ihm Antwort genug. Ihre Hände, die an