Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
er es schon durch das Nähren getan hatte?
„Temporäre Aussetzer“, unterbrach sie seine Überlegungen. „Der wachsende Tumor hat es nicht nur in Gang gesetzt, er sorgt auch dafür, dass ich mich nur bruchstückhaft erinnere.“
„Wie bruchstückhaft?“ Ab wann hätte er bemerken müssen, dass sie nicht mehr bei ihm war? Welche Anzeichen hatte er übersehen? Quinn erinnerte sich an jede Sekunde, an jede einzelne Zärtlichkeit. Nicht für einen Moment hatte sie ihm den Eindruck vermittelt, unbeteiligt zu sein. Sie hatten verdammt noch mal miteinander geredet.
„Ich weiß noch, dass ich dir gesagt habe, ich wolle mich endlich wieder lebendig fühlen. Der Kuss geschah noch völlig bewusst. Doch dann tauchen nur Erinnerungsfetzen auf. Plötzlich lagen wir auf dem Boden vor dem Kamin. Augenblicke später waren wir beide nackt. Ich erinnere mich an deine Küsse.“ Ihre Fingerspitzen strichen sacht über seine Lippen. „Ich habe dich in mir gespürt, deinen Atem auf meiner Haut. Ich erinnere mich an den Geschmack deiner Ekstase.“ Sie zog die Augenbrauen zusammen. „Ich erinnere mich auch an ein Schwert, einen Krieger, eine Schlacht und an irgendetwas, das du über Blut sagtest …“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber das kann auch meiner Fantasie entspringen“, schob sie diese Erinnerungsfetzen beiseite. „Ich erinnere mich jedoch sehr genau, dass die kleinen Sprenkel in deinen Augen in einem tiefen Schwarz verschwanden. Ich habe mich darin gesehen, nur mich, nicht eine von vielen. Doch dann war alles vorbei.“ Sie blickte auf das zerwühlte Bett, als sähe sie es das erste Mal. „Ich weiß nicht, wie ich hierhergekommen bin.“
Er verstand ihre Erschütterung, ihm ging es nicht anders nach dieser mehr als groben Zusammenfassung. Nach ihrer Darstellung hätte es kaum länger als fünf Minuten gedauert, aber das stimmte nicht.
„Wir haben uns über Stunden geliebt, Morrighan. Wir sind nebeneinander eingeschlafen und haben uns erneut geliebt. Wie kannst du von alldem nichts mitbekommen haben?“ Sie hatten miteinander geredet, während sie sich ermattet im Arm hielten. Die verebbenden Wogen ihrer Ekstase genossen. Verdammt, sie hatten einander geneckt, miteinander gelacht. „Es war nicht bloß Sex. Es war unglaublich intensiv. Und auch ich konnte mich in seinen Augen sehen.“ In diesen silberhellen Spiegeln, die sie für ihn waren. Nie hatte er sich jemandem so nah gefühlt. Sie teilten ihre Geheimnisse miteinander. Morrighan besaß nicht sehr viele. Von dem einen, großen Geheimnis ahnte sie nichts und er wollte sie erst damit konfrontieren, wenn er einen Weg fand, sie davon zu erlösen. Aber er erzählte von seinem Geheimnis, wer er war, was er war. Von seiner Gabe, die ihm peinlich war, die er jedoch, während er sie liebte, heimlich anwandte, um die Spuren der Gewalt an ihrem Körper zu heilen. Er hatte ihr auch anvertraut, was er bisher nur vermutet hatte. Dass er sie für die Frau hielt, die das Schicksal für ihn bereithielt, seine Leathéan. Sie hatte ihm geglaubt.
Jetzt kannte er den Zeitpunkt, zu dem er hätte wissen müssen, dass etwas nicht stimmte.
„Halt mich fest“, riss ihn ihre Stimme aus seiner persönlichen Hölle.
Er zog sie in die Arme, sank mit ihr aufs Bett und klammerte sich mindestens so sehr an sie wie sie sich an ihn.
„Ich werde kämpfen, Quinn, das verspreche ich dir. Ich werde jede medizinische Möglichkeit nutzen. Operation, Bestrahlung, Chemotherapie. Es war so dumm von mir, mich aufzugeben, aber ich werde uns nicht aufgeben.“
„Ich werde bei dir sein, Morrighan.“ Die Feinde bekämpfen, von denen sie nicht einmal etwas ahnte, und gegen die ihre Wissenschaft kein Mittel kannte.
Kapitel 8
L ughaidh, wo versteckst du dich?“
Quinn wünschte, der Anamchaith würde sich wie andere Dämonen durch seinen spezifischen Geruch verraten, ihm die viel zu lange Suche erleichtern und ihn nicht ohne konkreten Hinweis durch die Flure des Schlosses streifen lassen in der Hoffnung, auf eine Spur zu stoßen. Doch so wenig der Anamchaith von der Menschlichkeit seiner Opfer übrig ließ, so wenig trug er von den Merkmalen seiner dämonischen Natur an sich. Quinn stellte sich aufs Neue die Frage, ob es einen Zusammenhang gab, ob Lughaidh, je mehr er sich von anderen Lebewesen einverleibte, Stück für Stück von sich verlor. Ob es für Anamchaith typisch war, den dämonischen Weihrauchgeruch zu verlieren oder nur für diesen einen speziellen Seelenfresser, der zu den
Weitere Kostenlose Bücher