Geliebte der Finsternis
gestatten.«
Die Augen geschlossen, ließ sie seine Worte auf sich einwirken.
Nachdem er ihr das Kleid ausgezogen hatte, küsste er ihren gewölbten Bauch. Im selben Moment spürte sie ein leichtes Flattern unter seinen Lippen.
»Oh, mein Gott!«, wisperte sie. »Soeben hat sich das Baby bewegt!«
»Was?«, fragte er verblüfft und richtete sich auf.
Den Tränen nahe, berührte sie die Stelle, wo er sie geküsst hatte, und hoffte, das Baby würde sich erneut rühren. »Ja, gerade hat unser Sohn gestrampelt.«
Da lächelte er mit väterlichem Stolz, neigte sich herab und küsste ihren Bauch noch einmal. Dann strich er mit den Bartstoppeln seiner Wange über die zarte Haut.
Eigentlich müsste sie sich unbehaglich fühlen, weil ein so perfekt gebauter Mann sie küsste, während sie wie ein Wal aussah. Doch sie war nicht verlegen. Ganz im Gegenteil - Wulfs Nähe war ein wundervoller Trost.
Er war ihr Held. Nicht nur, weil er ihr Leben gerettet hatte, sondern weil er die ganze Zeit bei ihr geblieben war.
Weil er sie umarmte, wenn sie weinte. Weil er sein Bestes tat, um ihr diese letzten Wochen zu erleichtern.
Er gab ihr Kraft, er machte ihr Mut.
Tiefe Dankbarkeit erfüllte ihr Herz. Bis zum Ende ihres Lebens wäre sie nicht allein. Das bedeutete ihr unendlich viel.
Nicht einmal für eine einzige Sekunde würde er sie verlassen. Er würde ihr beistehen. Obwohl sein Herz brechen würde, wenn er sie sterben sah. Er würde ihre Hand halten. Und wenn er sie verloren hatte, würde er sich für alle Zeiten an sie erinnern.
»Seltsam, Wulf - ich kenne nicht einmal den Namen meiner Großmutter.«
»Was?«, fragte er und runzelte die Stirn.
»Ich weiß nicht, wie meine Großmutter hieß. Bevor ich meine Mutter danach fragen konnte, starb sie. Phoebe sagte, daran hätte sie nie gedacht. Wie mein Großvater aussah, weiß ich auch nicht. Immerhin habe ich Fotos von den Eltern meines Vaters gesehen. Nun überlege ich mir - auch für unseren Sohn werde ich nur ein Bild sein. Er wird mich anschauen, so wie ich diese Fotos betrachtet habe. Abstrakte Leute. Nicht real.«
In Wulfs Augen erschien ein intensiver Glanz. »Für unseren Sohn wirst du real sein, Cassandra. Das verspreche ich dir.«
Inbrünstig hoffte sie, er würde recht behalten.
Er nahm sie in die Arme, und sie schmiegte sich an ihn. So dringend brauchte sie seine Wärme. Entschlossen verdrängte sie das tiefe Bedauern und den schmerzlichen Kummer aus ihren Gedanken.
Gegen ihr Schicksal konnte sie ohnehin nichts unternehmen. Das Unvermeidliche nahm seinen Lauf. Wenigstens würde sie diese Nacht in vollen Zügen genießen.
Plötzlich brach sie in Gelächter aus. Und gleichzeitig weinte sie.
Wulf starrte sie verwirrt an.
»Tut mir leid«, entschuldigte sie sich und versuchte ihre Emotionen zu kontrollieren. »Gerade dachte ich an diesen dummen Song, ›Seasons in the Sun‹. Hast du ihn schon mal gehört? ›We had joy, we had fun, we had seasons in the sun.‹ Ach du meine Güte, du solltest mich in eine Irrenanstalt bringen.«
Voller Wehmut küsste er die Tränen von ihren Wangen. »Du bist stärker als alle Krieger, die ich kannte. Entschuldige dich niemals für die seltenen Momente, in denen du mir deine Angst zeigst.«
Die heiße Liebe, die sie für ihn empfand, verengte ihre Kehle noch schmerzlicher als alle Verzweiflung. »O Wulf, ich liebe dich«, hauchte sie. »Viel mehr, als ich sonst jemanden geliebt habe.«
Als er dieses Geständnis hörte, stockte sein Atem. Wie Glasscherben durchschnitten die Worte sein Herz.
»Und ich liebe dich«, beteuerte er mit gepresster Stimme.
Die reine Wahrheit, erkannte er. Nein, er würde sie nicht gehen lassen. Niemals.
Aber was sollte er tun, um ihren Tod zu verhindern?
Weil er seinen Smoking nicht ausziehen konnte, zerfetzte er ihn einfach und riss ihn von seinem Leib.
Bei diesem Anblick lachte sie.
Aber ihr Gelächter verstummte, sobald sie seinen heißen Körper an ihrer Haut spürte, sobald ein neuer Kuss ihren Mund verschloss.
Mit beiden Armen umschlang er sie und drehte sich auf den Rücken, sodass sie auf ihm lag. Bei jedem Liebesakt ging er sehr behutsam mit ihr um und nahm stets Rücksicht
auf ihren Bauch, um ihr nicht wehzutun oder das Baby zu verletzen.
Während er in sie eindrang, stöhnten sie beide. In wilder Glut liebten sie sich, weder Wulf noch Cassandra konnten den Gedanken an das drohende Ende verbannen.
Mit jedem Tag rückte das Grauen näher, dem sie nicht entrinnen würde.
Als
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