Geliebte der Finsternis
waren.
Grinsend schenkte Chris Drinks für alle ein. »Das ist der große Augenblick, in dem sich Wulfs Volk betrinken und eine Woche lang feiern würde. Ein Hoch auf die Wikinger, die Vorläufer fröhlicher Studenten!«
»Feiern darfst du«, entschied Wulf. »Aber lass dich bloß nicht betrunken erwischen!«
Seufzend verzog Chris die Lippen. Dann bückte er sich und sagte zu Cassandras Bauch: »Wenn du schlau bist, Kleiner, bleibst du da drin, wo dieser neurotische Tyrann dir nicht den ganzen Spaß verderben kann.«
Wulf schüttelte den Kopf. »Warum hast du deine neuen Freundinnen nicht eingeladen?«
»Die werde ich bald holen. Kyra arbeitet an einem neuen Programm, das ich testen will.«
»So kann man’s auch nennen«, meinte Urian verächtlich.
Chris’ Gesicht lief feuerrot an. »Und ich dachte, der …« Er zeigte mit seinem Daumen auf Wulf. »… wäre ein Ekelpaket. Was ist denn mit den Peters-Frauen los? Warum fühlen sie sich zu diesen Losern hingezogen?«
»Da muss ich widersprechen«, entgegnete Cassandras Vater.
Wulf lachte. »Geh lieber Kyra suchen, mein Junge, bevor du alles noch schlimmer machst.«
»Ja, gute Idee«, murmelte Chris, entschuldigte sich und verschwand.
Kat trat hinter Cassandra und nahm ihr die Krone ab. »Jetzt werde ich sie in die Schatulle zurücklegen.«
»Danke.« Plötzlich entstand ein beklemmendes Schweigen.
»Möchtest du in unser Apartment mitkommen, Daddy?«, fragte Phoebe.
»Ja, natürlich«, stimmte ihr Vater zu und küsste Cassandras Wange. »Kein grandioser Hochzeitsempfang. Aber ich glaube, ihr beide wollt jetzt allein sein.«
Auch Kat verließ das Apartment. Wulf nahm einen Ring mit einem perfekt geschliffenen Diamanten aus der Tasche seines Smokings und steckte ihn an Cassandras Finger. Am goldenen Reif war ein zierliches norwegisches Muster eingraviert. Noch nie hatte sie einen so schönen Schmuck gesehen.
»Danke, Wulf«, flüsterte sie, und er nickte ihr zu.
Im schwachen Licht schaute er sie an und sah eine warme Glut in ihren Augen.
Seine Frau.
Kein einziges Mal in den letzten zwölfhundert Jahren hatte er sich vorgestellt, er würde ein solches Glück erleben.
Normalerweise blickte ein frisch verheiratetes Paar in den Flitterwochen der gemeinsamen Zukunft entgegen und malte sich aus, wie es sein Leben verbringen würde.
Doch er wollte nicht an die Zukunft denken, es war zu schmerzlich. Hätte er Cassandra bloß nicht gestattet,
sein Herz zu erobern. Jeden Tag hatte er sich dagegen gewehrt. Und sie war immer tiefer in sein innerstes Wesen eingedrungen.
»Cassandra Tryggvason«, flüsterte sie, um ihren neuen Namen auszuprobieren.
»Klingt das nicht wundervoll?«
Wulf berührte ihre Lippen mit seinen Fingerspitzen. So sanft und weich. »Bist du glücklich?«
»O ja.« Trotzdem lag unverhohlener Kummer in ihren grünen Augen.
Wenn er diese Trauer doch für immer verscheuchen könnte.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Atemlos genoss er den süßen Geschmack ihres Mundes, die Liebkosung ihrer Finger, die sich in sein Haar schlangen. Ihr Rosenduft schürte sein Verlangen.
»Wie schön du bist, meine Cassandra.«
Die geflüsterten Worte jagten einen wohligen Schauer durch ihren Körper. Meine Cassandra … Wie sehr sie es liebte, dass er sie so nannte.
Dann ergriff er ihre Hand und führte sie ins Schlafzimmer.
Unsere Hochzeitsnacht, dachte sie lächelnd, als er sie in die Arme nahm und auf das Bett legte.
»Wie sollen wir uns ausziehen, wenn unsere Handgelenke mit diesen Bändern aneinandergefesselt sind?«
»Meine Ärmel lassen sich mit Reißverschlüssen öffnen.«
»Aber meine nicht.«
»Dann musst du den Smoking eben anbehalten. Igitt!«
»Was, igitt?«, wiederholte er in gespielter Entrüstung. »Plötzlich bin ich igitt ?«
Leise stöhnte sie, als er an ihren Lippen knabberte. »Ganz wahnsinnig igitt!«, hänselte sie ihn.
Sie spürte, wie er den Reißverschluss am Rücken ihres Kleides langsam nach unten zog. Offenbar wollte er die Vorfreude auf ihren nackten Körper genießen.
»Nach der Wikingertradition würden jetzt Zeugen den Vollzug unserer Ehe beobachten, Cassandra.«
»Nichts für ungut.« Zitternd genoss sie die sanfte Berührung seiner Hände. »Aber ich bin froh, dass wir nicht in deinem früheren Leben geheiratet haben.«
»Ja, ich auch. Jeden Mann, der deine Schönheit sieht, müsste ich töten. Wenn dich jemand betrachtet, würde er von dir träumen. Das könnte ich niemals
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