Geliebte der Nacht
Caleb ein.
»Oh du hast recht«, erwiderte er und streckte seinen Kopf in den Flur.
»Esra, lasst die Pferde satteln und Margret packt eine Tasche mit Proviant«, rief er einen Tick zu laut und seine Stimme hallte von den Wänden wider. »Das wäre dann auch erledigt«, bemerkte Caleb sarkastisch.
Unruhig lief James auf und ab. Es kam ihm selbst so vor, als würde er tiefe Furchen in den Boden laufen.
Caleb musterte seinen Freund, während er sein Glas erneut füllte.
»Es ist voll«, sagte James und im nächsten Moment trat der Whiskey über den Glasrand hinweg und verteilte sich auf dem Schreibtisch. »Verdammte … « Er brachte den Satz nicht zu Ende wegen James‘ Blick.
»Hüte dich in meinem Haus zu fluchen«, ermahnte ihn James.
»Verzeih bitte«, meckerte er und schüttelte seine Hand, die nass geworden war.
»Wo bleibt denn Esra?«, fragte James ungeduldig. »Zwei Pferde satteln sich nicht von selbst«, antwortete Caleb.
»Für diese Aufgabe habe ich einen Stallknecht und einen Stallburschen angeheuert. Esra muss diese zusätzlichen Arbeiten nicht mehr allein verrichten«, meinte James.
Er zuckte die Schultern und leerte seinen zweiten Becher Whiskey.
»Gewiss wird er dir gleich Bescheid geben«, erwiderte er.
»Vermutlich und du solltest nicht zu viel trinken, wir haben einen weiten Weg vor uns«, ermahnte ihn James abermals.
Caleb schnaubte. Geräuschvoll stellte er das Glas auf das Tablett und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über sein Kinn. Langsam hatte seine Geduld mit James ein Ende. Immer stand er ihm zur Seite und half ihm, wenn er rief. Nun gut, auch James war stets für ihn da und so wiegte James‘ Hilfe die seines Freundes auf. Mit Seitenstichen lief der Bedienstete durch den Korridor und atmete tief durch, bevor er das Schreibzimmer betrat.
»Die … Pferde … sind … bereit«, japste er.
James nickte. »Vielen Dank Esra.«
Hinter seinem Butler tauchte die Dienstmagd auf und sah ihn schüchtern an.
In den letzten zwei Tagen war der Graf häufig ungehalten und aufbrausend gewesen, weshalb sie es vermieden hat te, ih m über den Weg zu laufen. Wortlos übergab sie James eine Ledertasche und ihm stieg der Duft des frischen Brotes in die Nase. »Danke Margret«, sagte er freundlich und schulterte die Tasche. Caleb kam neben ihn und sah ihn an. »Lass uns aufbrechen, James«, meinte er.
»Wir werden in einigen Tagen zurück sein, sollte sich etwas ändern, dann werde ich einen Brief schicken«, wandte James sich an seine Bediensteten.
»Sehr wohl Herr«, antworteten sie im Chor und traten zur Seite. James und Caleb verließen das Schreibzimmer und schritten den Korridor hinab. »Ich hoffe, dass sie wohlauf sind«, murmelte James besorgt.
Seine Stimmung schwang in den letzten Tagen häufig um. In einem Moment war er aufgebracht wegen Cassandras unangekündigter Abreise und im nächsten angstbesetzt, wegen der Nimrode die sich in Avabruck herumtrieben. Sie konnten nichts anderes, als Jäger sein. Schließlich hatten sie sich über seinen Tod unterhalten, geplant ihn zu ermorden, zumindest hatte er es so interpretiert. »Deine Gemahlin kann sich verteidigen, denk nur an ihre Vergangenheit«, sagte Caleb.
James nickte, doch er hatte Cassandra seit Monaten mit keiner Waffe üben sehen. Sie hatte ihrem Vorleben völlig den Rücken gekehrt und nicht mehr davon gesprochen.
»Ich hoffe sie weiß noch mit einem Schwert umzugehen, aber ich bezweifle, dass sie bewaffnet auf Reisen gegangen ist«, erwiderte James.
Sie verließen sein Haus und schritten auf die beiden gesattelten Hengste zu. Shadow sein treuer Kamerad scharrte mit der Hufe über den Kies. Das Pferd spürte seine Sorge. Caleb saß als Erster auf dem Rücken seines Tiers auf und auch James schwang sich in den Sattel. Die Freunde warfen sich einen Blick zu und ritten los. James fragte sich, ob Caleb sich von Barbara verabschiedet hatte, doch zuckte er die Schultern und konzentrierte sich auf das, was vor ihm lag. Cassandra zu erreichen.
~ Cassandra ~
Schweren Herzens war Cassandra abgereist und erinnerte sich nun an die Worte ihres Gemahls. »Ich finde dich nicht mehr anziehend«, hatte er gesagt und das war mit das Netteste gewesen. Wusste er denn nicht, dass sie für ihn ihr Leben aufgegeben hatte? Spürte er nicht ihre Einsamkeit? Normalerweise war James ein empathischer Mann und hatte ihre Stimmung stets richtig gedeutet, aber seit Aydans Geburt war diese Eigenschaft wie weggeblasen. Die holprige Kutschfahrt
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