Geliebte der Nacht
war die sauberste Art, einen Rogue zu töten, indem man seinen Kopf vom Körper trennte. Das funktionierte prächtig, als Schwerter noch die Waffen der Wahl waren, aber die moderne Technologie brachte neue Herausforderungen für beide Seiten.
Erst zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts hatte der Stamm entdeckt, was für eine einzigartig zerstörerische Wirkung Titan auf den Organismus eines Rogue hatte. Aufgrund einer Allergie, die durch Zellmutationen in ihrem Blut noch verstärkt wurde, reagierten Rogues auf Titan wie eine Brausetablette auf Wasser.
Niko nahm die Waffe von Lucan entgegen und streichelte sie wie eine Trophäe. „Was wir hier haben, ist ein erstklassiger Rogues-Killer.“
„Wann können wir ihn ausprobieren?“, fragte Rio.
„Wie sieht es mit heute Nacht aus?“ Tegan kam ohne einen Laut herein, aber seine Stimme durchschnitt den Raum wie das Grollen eines nahenden Unwetters.
„Sprichst du von diesem Unterschlupf, den du unten beim Hafen ausgekundschaftet hast?“, fragte Dante.
Tegan nickte. „Wahrscheinlich ein Versteck, das rund ein Dutzend Individuen beherbergt, mehr oder weniger. Ich nehme an, dass sie noch unerfahren sind, gerade erst zu Rogues geworden. Sollte keine große Sache sein, sie zu erledigen.“
„Ist eine Weile her, seit wir bei einem Angriff richtig abgeräumt haben“, sagte Rio gedehnt, und sein Lächeln war breit und erwartungsvoll. „Klingt für mich nach einer Party.“
Lucan warf den anderen einen finsteren Blick zu. „Warum zum Teufel erfahre ich jetzt erst davon?“
Tegan starrte ihn ausdruckslos an. „Du musst deinen Arbeitsrückstand aufholen, Mann. Während du dich die ganze Nacht mit deiner Frau verkrochen hast, war der Rest von uns an der Oberfläche und hat seine Arbeit erledigt.“
„Das ist ein Tiefschlag“, protestierte Rio. „Selbst für dich, Tegan.“
Lucan dachte sorgfältig über die vernichtende Kritik nach. „Nein, er hat recht. Ich hätte dort oben sein, mich um meine Arbeit kümmern sollen. Ich hatte hier noch etwas zu erledigen. Aber jetzt ist es erledigt. Das Thema ist durch.“
Tegan grinste. „Ach, wirklich? Denn ich muss dir sagen, als ich die Stammesgefährtin vor ein paar Minuten im Korridor gesehen habe, war sie ziemlich durch den Wind. Als hätte jemand dem armen Mädchen das Herz rausgerissen. Ich hatte ganz den Eindruck, sie braucht jemanden, der die Situation für sie verbessert.“
Lucan verlor die Beherrschung und brüllte los. „Was hast du zu ihr gesagt? Hast du sie angefasst? Mann, wenn du ihr etwas getan hast –“
Tegan lachte leise, ehrlich amüsiert. „Ganz ruhig, Mann. Mach mal halblang. Deine Frau geht mich nichts an.“
„Dass du das ja nicht vergisst“, knurrte Lucan und wirbelte herum, um den neugierigen Blicken der anderen Krieger zu begegnen. „Sie geht keinen von euch etwas an, ist das klar? Gabrielle Maxwell steht unter meinem persönlichen Schutz, solange sie sich in unserem Quartier befindet. Und sobald sie es verlässt, um zu den Dunklen Häfen zu gehen, geht sie mich ebenfalls nichts mehr an.“
Es dauerte einen Moment, bis er sich abgekühlt und davon Abstand genommen hatte, Tegan körperlich anzugreifen. Eines Tages würde es noch mal dazu kommen. Und Lucan konnte dem Mann nicht mal guten Gewissens ankreiden, dass er einen Groll gegen ihn hegte. Wenn Tegan ein gemeiner, seelenloser Mistkerl war, dann hatte Lucan seinen Teil dazu beigetragen, ihn dazu zu machen.
„Können wir jetzt wieder zur Sache kommen?“, knurrte er – eine Warnung für die anderen, ihn nicht noch mehr aufzuregen. „Ich brauche Fakten über diesen Unterschlupf am Hafen.“
Tegan beschrieb präzise, was er an dem mutmaßlichen Rogues-Versteck beobachtet hatte, und machte Vorschläge, wie die Gruppe vorgehen sollte, um es anzugreifen. Auch wenn die Quelle dieser Informationen nicht Lucans ganzes Vertrauen genoss, fiel ihm kein besserer Weg ein, seine Stimmung zu heben, als mit einem Angriff auf ihre Feinde.
Denn wenn er wieder in Gabrielles Nähe landete, würde all sein hartes Gerede über Pflicht und Kriegertum und die Zukunft des Stammes sich in Luft auflösen. Es war Stunden her, dass er sie in seinem Schlafzimmer zurückgelassen hatte, und noch immer beherrschte sie seine Gedanken. Und auch seinen Körper, der vor Verlangen kribbelte, wenn er an ihre weiche, warme Haut dachte.
Wenn er jedoch daran dachte, wie er sie gekränkt hatte, war ihm, als klaffte ein kaltes Loch in seiner Brust. Sie hatte sich als
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