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Geliebte der Nacht

Geliebte der Nacht

Titel: Geliebte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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Danika aus einem der Räume führte.
    Eine Schockwelle traf ihn.
    Also war Conlan der Tote. Der große Highlander mit seinem ungezwungenen Lachen und dem tiefen, unerschütterlichen Ehrgefühl … tot. Bald würde er zu Staub zerfallen sein.
    Himmel, er konnte die harte Wahrheit kaum fassen.
    Lucan blieb stehen und verbeugte sich mit tiefem Respekt vor der Witwe des Kriegers, als sie an ihm vorbeiging. Danika klammerte sich an Savannah. Deren starke, mokkafarbene Arme schienen alles, was Conlans große blonde Stammesgefährtin vor dem Zusammenbruch bewahrte.
    Savannah sah Lucan an, ihr weinender Schützling war dazu außerstande. „Sie erwarten dich drinnen“, sagte sie sanft zu ihm, und in ihren dunkelbraunen Augen glitzerten Tränen. „Sie werden deine Stärke und Führung brauchen.“
    Lucan nickte Gideons Frau ernst zu, dann wandte er sich ab und erreichte mit wenigen schnellen Schritten die Krankenstation.
    Leise trat er ein, um ja nicht die Besinnung dieser kurzen Zeitspanne zu zerstören, die er und seine Brüder noch mit Conlan verbringen konnten. Der Krieger hatte erschütternd schwere Verletzungen abbekommen. Schon beim Betreten des Raumes konnte Lucan den schrecklichen Blutverlust riechen. Dann stieg ihm die ganze üble Mischung aus Schießpulver, elektrischen Verbrennungen, verbogenen Metallsplittern und versengtem Fleisch in die Nase.
    Es hatte eine Explosion gegeben, und Conlan war mittendrin gewesen.
    Conlans Überreste lagen auf einem mit einem Leichentuch bedeckten Untersuchungstisch. Sein Körper war entkleidet bis auf den breiten Streifen aus bestickter weißer Seide, der seine Lenden bedeckte. In der kurzen Zeit, seit man ihn hergebracht hatte, war Conlans Haut gereinigt und mit einem Duftöl eingerieben worden. Das gehörte zur Vorbereitung auf die Begräbnisriten, die beim nächsten Sonnenaufgang stattfinden würden, das war noch etliche Stunden hin.
    Um den Tisch, auf dem der Krieger lag, hatten sich die anderen versammelt: Dante, starr bei seiner stoischen Betrachtung des Todes. Rio mit tief gesenktem Kopf, einen Rosenkranz in den Fingern, während seine Lippen stumm Worte aus der menschlichen Religion seiner Mutter rezitierten. Gideon, ein Tuch in der Hand, betupfte behutsam eine der zahllosen grässlichen Wunden, die beinahe jeden Zentimeter von Conlans Haut bedeckten. Und Nikolai, der in dieser Nacht mit Conlan auf Patrouille gewesen war. Sein Gesicht war bleicher, als Lucan es je gesehen hatte, der Blick trostlos und leer, die Haut entstellt von Ruß, Asche und kleinen, blutenden Schnittwunden.
    Sogar Tegan war da und erwies Conlan die letzte Ehre, auch wenn der Vampir sich etwas abseits des Kreises hielt, seine Augen verschattet, düster in seiner Einsamkeit.
    Lucan trat an den Tisch, um seinen Platz unter seinen Brüdern einzunehmen. Er schloss die Augen und betete in der anhaltenden Stille für Conlan. Erst nach längerer Zeit brach Nikolai das Schweigen im Raum.
    „Er hat mir heute Nacht da draußen das Leben gerettet. Wir hatten ein paar Arschlöcher am Green-Line-Bahnhof eingeäschert und waren schon auf dem Rückweg, da sah ich diesen Kerl aus dem Zug steigen. Ich weiß nicht, warum er mir ins Auge fiel, aber dann grinste er uns so feist und überheblich an, als ob er uns herausforderte, ihn zu verfolgen. Er hatte eine Art Schießpulver bei sich. Danach stank er auch und nach irgendeinem anderen Mist, den ich so schnell nicht zuordnen konnte.“
    „TATP“, sagte Lucan. Er konnte das beißende Zeug auf Nikos Kleidung jetzt noch riechen.
    „Dann wurde klar, dass der Scheißkerl einen Gürtel mit Sprengstoff um den Körper trug. Er sprang aus dem Zug, als der gerade anfahren wollte, und rannte los, eine der alten Gleisstrecken entlang. Wir verfolgten ihn, und Conlan trieb ihn in die Enge. In dem Moment sahen wir die Bomben. Sie hingen an einem Sechzig-Sekunden-Zünder, und der stand schon unter zehn. Ich hörte Conlan brüllen, ich sollte in Deckung gehen, dann stürzte er sich auf den Kerl.“
    „Gott“, Dante fuhr sich mit der Hand durch das schwarze Haar.
    „Das war ein Lakai?“, fragte Lucan. Es schien ihm eine plausible Schlussfolgerung.
    Die Rogues hatten keinerlei Skrupel, das Leben von Menschen wie Staub zu verschwenden, wenn es um ihre kleinlichen Territorialkriege oder auch um persönliche Vergeltungsmaßnahmen ging. Lange Zeit hatten nicht nur religiöse Fanatiker die Willensschwachen als billige, entbehrliche, aber doch wirkungsvolle Werkzeuge des Terrors

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