Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte der Nacht

Geliebte der Nacht

Titel: Geliebte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
Vom Netzwerk:
hätte sie einen Schlag in die Magengrube bekommen.
    Und das hatte sie auch, wie er sich düster eingestand.
    Vielleicht war es das Beste, wenn er sie in dem Glauben weglaufen ließ, er wäre ein Lügner und ein gefährlicher Irrer. Diese Annahme war schließlich gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Aber ihre Meinung über ihn war hier nicht entscheidend. Eine Stammesgefährtin in Sicherheit zu bringen hingegen schon.
    Er konnte sie nach Hause gehen lassen und ihr ein paar Tage Zeit geben, damit sie sich beruhigte und mit seinem Täuschungsmanöver abfand. Dann konnte er Gideon wieder losschicken, damit der die Sache in Ordnung brachte und Gabrielle ohne Panik unter den Schutz des Stammes stellte, wohin sie gehörte. Gabrielle konnte sich ein neues Leben in einem der Dunklen Häfen aussuchen, die überall auf der Welt verborgen lagen. Sie konnte glücklich und sicher leben und einen Mann finden, der ihr ein wahrer Gefährte sein würde.
    Sie würde Lucan nicht einmal Wiedersehen müssen.
    Ja, dachte er, das wäre jetzt wohl die beste Vorgehensweise.
    Nichtsdestoweniger stellte er fest, dass er vom Gehsteig auf die Straße getreten war und ihr hinterherlief. Er war einfach nicht fähig, Gabrielle jetzt zu verlassen, selbst wenn es das war, was sie am dringendsten brauchte.
    Als er die Straße überquerte, auf der nur wenig Abendverkehr unterwegs war, weckte das Quietschen von Reifen seine Aufmerksamkeit, und er wandte rasch den Kopf. Aus einer Seitengasse in der Nähe der Polizeiwache kam eine alte amerikanische Schrottkiste angeschossen und raste mitten auf die Straße. Der Motor heulte auf, und die Räder drehten durch, als der Fahrer Gas gab und die Schnauze der röhrenden Bestie auf sein Ziel ausrichtete, das sich ein Stück vor ihm auf der Straße befand.
    Gabrielle.
    Verdammte Scheiße.
    Lucan rannte los, als gelte es sein Leben. Seine Stiefel fraßen den Asphalt, er beschleunigte auf Höchstgeschwindigkeit.
    Wenige Meter vor Gabrielle schoss das Auto auf den Gehsteig, um ihr den Weg abzuschneiden. Sie kam schlingernd zum Stehen. Ein leiser Befehl wurde durch das offene Autofenster an sie gelichtet. Sie schüttelte heftig den Kopf. Ihr Gesicht wurde starr und sie fing an zu schreien, als sich die Tür des Fahrzeugs öffnete und ein Mensch heraussprang.
    „Verdammt. Gabrielle!“, brüllte Lucan. Er versuchte mit seinem Geist die Kontrolle über Gabrielles Angreifer zu erlangen, aber er stieß ins Leere – was er vorfand, war nichts als ungreifbare, tote Luft.
    Ein Lakai, wie er voller Verachtung begriff. Nur der Rogue-Meister, dem dieser Mensch gehörte, konnte seine Gedanken beherrschen. Aber die geistige Anstrengung seines vergeblichen Versuchs hatte Lucan körperlich langsamer gemacht. Es kostete ihn nur wenige Sekunden, aber das war verdammt noch mal zu viel.
    Gabrielle brach schnell nach links aus und raste über einen leeren Kinderspielplatz. Ihr Verfolger blieb ihr dicht auf den Fersen.
    Lucan hörte sie aufschreien und sah, wie die Hand des Mannes plötzlich nach vorn stieß und den Pferdeschwanz packte, der hinter ihr her schwang.
    Der Scheißkerl zerrte sie zu Boden. Zog eine Pistole aus dem Bund seiner Khakihose.
    Stieß Gabrielle den Lauf der Waffe ins Gesicht.
    „Nein!“, brüllte Lucan, erreichte sie endlich und verpasste dem Menschen einen heftigen Stiefeltritt, der ihn von ihr weg und in die Luft schleuderte.
    Die Waffe ging los, als der Kerl aufschlug, ein ungezielter Schuss, der eine Baumkrone traf. Aber Lucan roch Blut. Der metallische Geruch davon haftete an beiden, an Gabrielle und ihrem Angreifer. Es war nicht ihres, stellte er rasch und erleichtert fest, da dem Blut Gabrielles einzigartiger Jasminduft fehlte.
    Das Blut vorn auf dem Hemd des Lakaien war ganz frisch, und in dem tödlichen Teil von Lucan, der noch immer unterernährt war und zu heilen versuchte, flammte neuer Hunger auf. In seinem Mund pochte es, als der Fresstrieb erwachte, aber noch heißer brannte der Zorn bei dem Gedanken, dass Gabrielle von diesem Abschaum hätte verletzt werden können. Lucan heftete den Blick in tödlicher Absicht auf den Lakaien und reichte Gabrielle eine Hand, um ihr aufzuhelfen.
    „Hat er dir was getan?“
    Sie schüttelte den Kopf. Ein kleiner Laut drang erstickt aus ihrer Kehle, halb Schluchzen, halb hysterisches Stöhnen. „Das ist er, Lucan – der Kerl, der mich neulich im Park beobachtet hat!“
    „Es ist ein Lakai“, knurrte Lucan mit zusammengebissenen Zähnen. Es war ihm

Weitere Kostenlose Bücher