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Geliebte des Blitzes

Geliebte des Blitzes

Titel: Geliebte des Blitzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney Croft
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einen unsicheren Schritt nach vorn.
    »Stopp!« Einer der Kidnapper, der ein weißes Hemd mit aufgeknöpftem Kragen und eine ausgebeulte Hose trug, hob eine Hand, und sie erkannte seine Stimme. Mit diesem Mann hatte sie telefoniert. »Sagte ich nicht, Sie sollen allein hierherkommen?«
    Auf einer Treppe in der Ruine erschien Wyatt, den Kopf in resignierter Kapitulation gesenkt. Ein Mann, mit einem Gewehr bewaffnet, stieß ihn auf das Gras hinab.
    Genauso hatte sie es gemeinsam mit Wyatt geplant.
    Die Lage des Landstücks und die aufsteigende Sonne hätten ihn daran gehindert, sich unbemerkt heranzuschleichen. Aber auf diese Weise hatte er eine persönliche Einladung bekommen. Zweifellos hatten sie ihn entwaffnet. Auch das gehörte zu dem raffinierten Plan.
    Ohne Waffen übte er eine viel tödlichere Wirkung aus.
    Faith zog eine Braue hoch und wandte sich an den Mann im weißen Hemd. Offensichtlich war er der Anführer der Bande. »Wie dieses Spiel abläuft, wissen Sie
doch. Sie sagen, ich soll allein hierherkommen. Und ich versuche, meine Freunde mitzubringen. Das ist so etwas wie eine alte Tradition.«
    »Genug!«, zischte er. »Wickeln wir den Austausch ab.« Er drehte sich zu seinem Komplizen um, der Wyatt bewachte. »Pass auf ihn auf. Wenn er blinzelt, erschieß ihn.«
    Beinahe musste Faith lachen. Diese Idioten hatten keine Ahnung, mit wem sie sich anlegten. Jederzeit konnte Wyatt Felsbrocken auf ihre Köpfe heruntersausen lassen.
    Auch auf ihren Kopf — sobald er merkte, dass sie nicht auf die Platine verzichten würde.
    Entschlossen verdrängte sie diesen Gedanken und rief dem Mann im weißen Hemd zu: »Was jetzt?«
    »Geben Sie Liberty die Grundplatine.«
    »Und dann?«
    »Sie legt die Platine auf den Boden, und Sie beide verschwinden. «
    Das gefiel ihr gar nicht. Doch sie hatte keine Wahl. Sie ging der Frau entgegen, die laut Behauptung des Anführers Liberty war.
    Zwei Meter von ihr entfernt, verlangsamte sie ihre Schritte, und die andere Frau blieb stehen. »Faithie? Ich bin es wirklich.«
    »Das weiß ich.« Erleichtert schrie Faith auf, stürmte zu ihr, und sie schwelgten in einer lang ersehnten Umarmung.
    So wie früher roch Liberty nicht – nicht nach der Lakritze, die sie als Kind geliebt hatte. Ihr Haar fühlte sich drahtiger an, ihr Körper härter. Und die Umarmung wirkte steif und ungelenk.

    Schweren Herzens erkannte Faith, dass ihr Liberty fremd war.
    Natürlich, du dumme Gans. Irgendwo tief in ihrer Seele hatte Faith erwartet, bei dieser Begegnung würde alles so sein wie vor der Trennung. Sie hatte an eine mystische Wiedervereinigung von Zwillingen geglaubt, die das Band des gemeinsamen Blutes erneuern und festigen würde.
    Enttäuschung und Trauer verengten ihr die Brust. Um ein Schluchzen zu unterdrücken, musste sie mehrmals schlucken.
    »Verdammt rührend, diese Szene!«, rief der Mann im weißen Hemd. »Machen Sie trotzdem weiter.«
    Liberty ließ Faith los und wich zurück, offenbar unbeeindruckt von diesem Wiedersehen nach so vielen Jahren. »Wenn du mir die Platine gibst, können wir abhauen.«
    »Ja, sicher.« In Faiths Gehirn schrillten sämtliche Alarmglocken. Aber ihr blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Behutsam nahm sie das Gerät aus ihrer Spezialtasche und übergab es ihrer Schwester.
    Voller Unbehagen beobachtete sie, wie Liberty ein paar Schritte zurückging, die Platine ins Gras legte und dann wieder zu ihr kam.
    »Jetzt können wir gehen«, sagte Liberty. »Beeilen wir uns, ehe sie sich anders besinnen.«
    Auf dem Weg zum Rand des Plateaus schaute Faith zu Boden. »Sobald wir den Felsenpfad erreichen, musst du laufen«, flüsterte sie leise. »So kommen mir die nicht davon.«
    »Keine Sorge, es wird keinen Kampf geben, liebe Faithie.« Entsetzt spürte Faith einen Pistolenlauf im Rücken. »Tut mir leid, wir können dich nicht gehen lassen.«
Langsam hob Faith die Hände und drehte sich zu ihrer Schwester um. Jetzt zielte die Waffe auf ihre Brust.
    Woher willst du wissen, dass deine Schwester nicht mit diesen Typen unter einer Decke steckt?
    Sie bekam eine Gänsehaut. Lautlos formten ihre Lippen ein Nein , das sofort erstarb, angesichts der unbestreitbaren Tatsachen.
    Also hatte Wyatt Recht behalten. Dank seines Verdachts hatte sie sich seelisch auf dieses Grauen vorbereitet, trotz ihrer inständigen Hoffnung, er würde sich irren. »Du steckst also mit deinen Entführern unter einer Decke.«
    »Nun, ich bin bei ihnen aufgewachsen. Ehrlich gesagt, an dich und

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