Geliebte des Blitzes
würde. Dankbar überschüttete sie ihn mit ihrer Zuneigung und kümmerte sich so liebevoll um ihn, wie er es eben zuließ.
An manchen Tagen ließ er mehr zu als an anderen. Und als sie diesmal seine Schultern massierte, wusste sie, er würde alles akzeptieren, was sie ihm geben wollte.
»Oh, das tut gut«, murmelte er und schloss die Augen. Die Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt, beugte er sich vor und erleichterte ihr so den Zugang zu seinem muskulösen Rücken. Während sie die vertrauten Verspannungen aus seinem Nacken und den Schultern knetete, entdeckte sie dort neue Kraft. Vier Monate lang gegen die ACRO-Alltagsroutine abgeschirmt, hatte er hart und ausgiebig trainiert. In dieser Zeit hatte man Marlena nicht in seine Nähe gelassen, und das ließ sie um ihr eigenes Seelenheil genauso bangen wie um seines.
Sie war eine schöne Frau, ohne jeden Zweifel. Deshalb war sie von ACRO-Agenten ausgewählt worden, nachdem sie ihre Modelfotos in einem Modemagazin gesehen hatten. Ursprünglich kam sie für die Position einer Verführerin infrage — ein wichtiger, einflussreicher Job, den sie beinahe angenommen hätte. Schon immer war sie eine sinnliche Frau gewesen, genoss Sex und war sich dessen bewusst, dass er Teil von diversen Machtspielen war, mochte es um Liebe oder Geld oder etwas anderes gehen. Sie glaubte, diese Stellung würde ihr helfen, ihre Gefühle in den Griff zu bekommen, sich nicht mehr ständig zu verlieben. Und sie dachte, sie
könnte lernen, wie man Sex und Männer als etwas abtat, das eben Teil des Jobs war.
Doch es hätte nicht funktioniert. Sie besaß dazu kein spezielles Talent. In der Position einer Verführungsausbilderin hätte sie sich in jeden einzelnen ihrer Schüler verliebt, und das wäre unerträglich gewesen. Als sie den Job ablehnte, suchte sie Devlin höchstpersönlich in ihrem Hotelzimmer auf, kurz bevor sie sich auf die Abreise aus den Catskills vorbereitete.
Außer ihrer Familie war er der Einzige, der ihre Geschichte kannte.
Marlenas Schwester war bei einem Autounfall getötet worden, und damit war es ihr gelungen, so gut wie jeden Hoffnungsschimmer zu töten, der Fluch könnte jemals aufgehoben werden. Wie die Parapsychologen bei ACRO ihr erklärt hatten, würde die Person, die den Fluch ausgesprochen hatte, ihn mit ihrem Übergang ins Jenseits noch verstärken. Damit konnte er praktisch nie mehr gebrochen werden. Und bislang hatte ihr auch niemand bei ACRO helfen können. Aber Devlin hatte ihr versprochen, sein Bestes zu tun.
Bei ihm war sie sicher. Und er bei ihr, denn niemals würde er sein Herz an sie verlieren. Deshalb konnte er sich ihr letztendlich sexuell hingeben, ohne dabei Schuldgefühle zu empfinden.
Wie begrenzt ihre Zeit mit ihm war, wusste sie. Denn wenn Oz’ Prophezeiung eintraf, würde Dev eine neue Liebe finden.
Und sie selbst? Würde sie einem anderen begegnen? Es musste jemand außerhalb von ACRO sein, ein Mann, der nicht wusste, dass sie jahrelang mit ihrem Boss geschlafen
hatte – um dessen körperlichen Bedürfnissen zu dienen und im Gegenzug ihre eigenen Gefühle zu schützen.
Welcher Mann, der all das wusste, würde jemals mehr als nur Sex von ihr wollen?
»Ich lasse dich nicht gehen, Marlena«, sagte Dev, und sie schüttelte den Kopf. Weil sie sich so wohl bei ihm fühlte, so geborgen, hatte sie vergessen, dass er Gedanken lesen konnte.
»Ich kann nicht ewig bei dir bleiben, Dev.«
»Ich hasse es, derjenige zu sein, der dir wehtut. Aber wenigstens soll kein anderer auf dieser Welt dich jemals verletzen, das werde ich zu verhindern wissen.«
»Versuch nicht dauernd, die Last der ganzen Welt auf deine Schultern zu laden. Davor hat Oz dich immer wieder gewarnt, zu Recht.«
Er lächelte. Mit niemandem außer ihr hatte er über Oz gesprochen.
»Vielleicht wird man den Fluch ja eines Tages aufheben können.«
»Ja, vielleicht.« Sie strich über seine Wange. »Lass dir helfen, Dev. Bitte. Wie glücklich mich das macht, weißt du.«
Sie hatte schon begonnen, das Hemd seines schwarzen Kampfanzugs aufzuknöpfen, einer, wie ihn alle Agenten bei ACRO trugen. Nun streifte sie es über seine Schultern hinab und küsste die sensitive Haut hinter seinem Ohr, die so süß schmeckte. Voller Vorfreude hielt er den Atem an.
Ja, jeden einzelnen Teil seines Körpers kannte sie. Und sie wusste auch, wie sie ihn beglücken musste, damit er
alles andere vergaß – wenn auch nur für ein paar Augenblicke.
»FAITH? FAITH BLACK?«
O Gott, erst
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