Geliebte des Blitzes
er Haley mitgeteilt hatte – und der vielleicht Itors Pläne für die Maschine enthielt –, hielt er es für eine schlechte Idee, noch länger zu warten.
Er bog um eine Ecke auf dem Tauchdeck – und erstarrte. Da stand Faith Black, nicht gerade an der sichersten Stelle, während der Sturm immer näher kam und die Wellen aufwühlte, nur wenige Meter tiefer unten. Aber diese Frau war eben alles andere als risikofrei, das wusste er ja schon.
Seit dem Gutenachtkuss hatte er ständig an sie gedacht. Auf dem Weg zu seinem schäbigen Motelzimmer, dort hatte er von ihr geträumt und sich unter der Dusche,
mit ihrem Bild vor Augen, einen runtergeholt. Danach war sein Penis sofort wieder erigiert gewesen.
Er hatte überlegt, ob er am Morgen ihr Hotel aufsuchen sollte, und stattdessen den ersten Flug zur Bohrinsel genommen, um das Terrain zu sondieren. Dabei hatte er wieder an Faith gedacht und gewünscht, er könnte sie irgendwie dazu bringen, sich an den Sex mit ihm zu erinnern.
»He«, rief er, »du stehst zu nah am Rand!«
Sie fuhr auf einem Stiefelabsatz zu ihm herum. Ganz in Leder. Scheiße, sein Atem stockte.
Wenigstens sperrte auch Faith Mund und Nase auf. Aber sie erholte sich sehr schnell von ihrem Schrecken. Schneller als er. Glücklicherweise wusste er, dass sie sich nur an die Begegnung im Pub erinnern würde, an nichts anderes. Doch stimmte ihn das auch ein bisschen traurig. Keine Frau erinnerte sich an die Intimitäten, das war der Vorzug und zugleich der Fluch, was den sexuellen Aspekt seiner besonderen Begabung betraf.
»Läufst du deinem Ex immer noch davon?«, fragte er, und sie schenkte ihm das Killerlächeln, mit dem sie ihn letzte Nacht geködert hatte.
»Nicht direkt, ich bin wegen meines Jobs hier.«
»Wie ein Bohrarbeiter siehst du nicht aus.«
»Du auch nicht, obwohl du einer bist«, konterte sie, entfernte sich vom Rand der Plattform und ging auf ihn zu. »Was mich angeht – ich bin die Buchprüferin der Firma, der die Bohrinsel gehört. Ich muss nach dem Rechten sehen.«
»Allzu viele Buchprüferinnen, die Leder tragen, kenne ich nicht.«
»Freut mich, dass ich deine erste bin.«
»Hoffentlich bin ich wieder da, wenn du deinem Ex nächstes Mal wegläufst. Wenn ich auch wünschte, du wärst nicht so schnell abgehauen.«
»Du warst es, der mein Bett verlassen hat – und ich erinnere mich nicht, dass gestern Nacht irgendwas zu schnell passiert wäre.«
»Was, du erinnerst dich?«
Sie biss auf ihre Unterlippe, und er musste sich zusammenreißen, um nicht hier und jetzt über sie herzufallen, direkt an den Metallrohren. »Natürlich erinnere ich mich.«
Da stimmte was nicht. Verdammt, da stimmte was nicht.
»Machst du auf cool, oder warst du letzte Nacht betrunken? «, fragte sie. »Diesen Eindruck hatte ich eigentlich nicht. Soll ich drüber reden – und dir erzählen, wie oft wir’s getrieben haben?« Er blinzelte, und sie fuhr fort: »Im Jacuzzi, unter der Dusche, dann wieder im Bett …«
Der Donner, vor wenigen Minuten noch ein leises Grollen, wurde immer lauter. Es donnerte gewaltig.
Als der Wind auffrischte, erzitterte die ganze Plattform. Faith hielt sich an der Metallreling hinter ihr fest. Auch Wyatt umfasste die Metallstange links und rechts von ihr, schirmte sie mit seinem Körper gegen den Regen ab, den der Wind fast horizontal heranpeitschte.
»Ich will nicht, dass du dich mit anderen Männern einlässt«, sagte er unvermittelt, denn wann immer er derart intensiv empfand, kamen solche Gedanken ärgerlicherweise wie von selbst über seine Lippen.
Sie schaute ihn an, als wäre er komplett verrückt geworden. Auch egal, wenn seine Gefühle mit ihm durchgingen, ließ er sich nun mal von ihnen leiten. Bevor sie ihm antworten konnte, ging die Alarmglocke los.
»Was ist los?«, fragte sie.
»Könnte ein Blowout sein.«
»He, Len kommt nicht rauf!«, rief Don vom oberen Teil der Plattform herab. »Er ist runtergesprungen, um einen der Pontons zu reparieren und müsste inzwischen längst wieder da sein. Bald geht ihm die Luft aus.«
Len war einer der Taucher. Dieser Job wäre Wyatt viel lieber gewesen, und dank seines SEAL-Trainings war er auch dafür ausgebildet. Aber die Arbeit unter Wasser hätte ihm keine Gelegenheit geboten, die höllische Wettermaschine zu zerstören.
»Warum ist er denn allein unten?«, schrie er.
»Weil Clarence sich nicht gut fühlt. Und vor zehn Minuten war’s noch ruhig. Mit diesem Wetterumschwung konnte niemand rechnen.«
So wie
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