Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
Vom Netzwerk:
die von Fahrrädern und großen Topfpflanzen gesäumt war. Ein alter Mann saß etwas weiter entfernt auf einer Betonstufe und rauchte eine Zigarette. Miri betrachtete ihre Hände am Lenkrad, die weißen Knöchel. Der Motor klickte und rumpelte. Die Luft in dem Lieferwagen war fast schon zu heiß, um sie atmen zu können.
    »Fahr weiter«, murmelte er. »Wir müssen weiterfahren.«
    »Was ist denn los?«
    »Nichts«, fuhr er hoch. »Owen lebt. Ich kann ihn einfach nur nicht aufspüren. Ich kann seinen Aufenthaltsort aus irgendeinem Grund nicht ausfindig machen.«
    Miri schloss die Augen. »Diese Nacht wird immer schlimmer und schlimmer. Ich werde den morgigen Tag nicht überleben, hab ich recht?«
    »Red nicht so. Ich will so etwas nicht von dir hören, Miri, bitte.«
    »Okay.« Sie warf einen kurzen Blick auf sein bestürztes Gesicht. »Okay, Dean.«
    Er ließ sich wieder in den Sitz sinken und schob die Statuette in seine Tasche. »Ich weiß nicht, warum das passiert. Als gäbe es eine Blockade in meinem Kopf. Ich konnte den Killer nicht aufspüren, dann konnte ich dich nicht aufspüren, und jetzt ist auch Owens Spur wie abgeschnitten. Es kommt mir vor, als ... als würde jemand die Energie manipulieren, sie ... ich weiß nicht, irgendwie selbstbezüglich machen.« Er sah sie an, und Miri bemerkte die Veränderung in seinem Blick. Sie wusste gleich, dass er jetzt einen gänzlich anderen Teil ihres Körpers betrachtete, einen, den sie selbst sich nur vorstellen konnte.
    »Du bist auch selbstbezüglich«, flüsterte er. »Du hinterlässt keine Spur, Miri.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, dass alle Menschen Spuren hinterlassen. Das weißt du doch noch, stimmt’s? So spüre ich Menschen auf. Und so hätte ich auch dich aufgespürt.« Er zog das Medaillon unter seinem Hemd hervor und ließ es in seiner Hand tanzen. Miri wusste noch, wie sie es ihm gegeben hatte. Sie hatte ihm die Kette einfach aus einer Laune heraus um den Hals gehängt.
    »Ich habe nach dir gesucht«, sagte er langsam. »Wirklich. Ich dachte, ich könnte trotzdem irgendwie mit dir zusammen sein, selbst wenn du ein Geist wärst. Ich dachte, ich könnte dir folgen. Ich habe dieses Medaillon dazu benutzt, deine Fährte zu suchen, jeden verdammten Tag. Ich habe alles getan, was ich konnte. Und ... einfach nie etwas gefunden.«
    Miri taten die Hände weh, so fest umklammerte sie das Lenkrad. »Du willst damit sagen, dass ich in den letzten zwanzig Jahren keine Spur hinterlassen habe, der du hättest folgen können?«
    »Wenn ich dich ansehe, ist es offensichtlich, dass du lebst, aber du reist wie ein Geist. Dasselbe habe ich bei der ... bei dieser Kreatur in der Universität erlebt. Deshalb war es so schwierig, sie überhaupt aufzustöbern. Heute, etwas früher, hatte ich Glück. Aber wenn ich ihr folgen oder dich aufspüren wollte? Das würde mir nicht gelingen.«
    »Wie kann das passieren?«, wollte Miri wissen. »Warum sollte mein Körper so etwas tun?«
    »Ich weiß es nicht, Bao bei. Aber es muss in der Nacht angefangen haben, als du erschossen wurdest, weil ich vorher nie Schwierigkeiten hatte, dich zu finden.«
    Miri schloss die Augen und zwang sich zu atmen. »Und was ist mit Owen?«
    »Ich weiß es nicht. Wenn ich raten sollte, würde ich sagen, dass jemand sein Feld stört, aber wie das möglich sein soll ...«
    »Gibt es Leute, die dazu in der Lage wären?«
    Dean zuckte die Achseln, während er die Statue in der Hand hielt. »In den letzten Jahren habe ich jede Menge verrückten Mist erlebt, mal ganz abgesehen von heute Nacht. Ich würde sagen, alles ist möglich. Zum Teufel, allein dass ich dich wiedersehe, ist ein gottverdammtes Wunder.«
    »Amen«, murmelte sie, und Dean lächelte. Aber sein Lächeln erlosch rasch. Er rieb über den Messingkopf der Glen-Campbell-Statue.
    »Immer noch nichts. Es tut mir so leid, Miri. Ich glaube, ich weiß, was Owen dir bedeutet, wenn er wirklich wie Ni-Ni ist.«
    »Das ist er«, flüsterte sie. In ihrer Brust tobte ein schrecklicher Schmerz. »Ich war achtzehn Jahre alt, und mir ging es schlecht, als ich aufs College ging. Ich hatte deinen Verlust immer noch nicht überwunden - und Ni-Ni war schon ein Jahr lang tot. Das Einzige, was ich besaß, war meine Fantasie, mein Wunsch, eine Art Indiana-Jones-Archäologe zu werden. He, die Vergangenheit ist tot und vorbei, alter Staub. Sie kann einem nichts tun, stimmt’s? Wenn man sich mit der Vergangenheit beschäftigt, erlebt man nicht den ganzen Mist und

Weitere Kostenlose Bücher