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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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das Leiden der Lebenden. Nur Fakten, Puzzlestücke. Und Owen ... ich glaube, er hat irgendetwas in mir gesehen. Vielleicht meinen Hunger. Ich weiß es auch nicht. Aber er und seine Frau nahmen mich bei sich auf. Und sie haben dafür gesorgt, dass ich einen Halt hatte.«
    »Und was ist mit deinen Eltern?«
    »Sie sind wie immer. Owen war der bessere Vater. Du würdest ihn mögen.«
    »Nun, ich habe vor, ihn kennenzulernen. Schon bald.«
    »Der ewige Optimist.«
    »Aber nur weil man lächeln muss, wenn das Herz wehtut«, wiederholte er leise die Worte eines Songs. »Lächle, auch wenn es bricht und die Wolken am Himmel stehen.«
    Schließlich lächelte Miri tatsächlich. »Ich bin froh, dass du bei mir bist«, sagte sie.
    »Das erleichtert mich wirklich«, erklärte er. »Du warst so grausam zu mir, dass mir langsam Zweifel kamen.«
    »Grausam?« Sie kämpfte gegen ein Lachen an und schob ihn von sich weg. Er packte ihre Hand, nahm sie zwischen die seinen und küsste sie.
    Ihr stockte der Atem. Sie hörte seine Stimme im aufgeregten Pochen ihres Herzens. »Ich bin hier, Miri. Ich verlasse dich nicht. Du musst das hier nicht allein durchstehen.«
    In ihren Augen brannten Tränen. Sie sah auf ihre Hand, die Dean immer noch festhielt, genoss die Wärme seiner Haut, kostete das Wunder aus, von diesem Mann und Freund, den sie verloren geglaubt hatte, berührt zu werden.
    »Hast du mich vermisst?«, fragte sie ihn leise. »In all den Jahren?«
    »Das ist eine dumme Frage.«
    »Hast du mich wirklich für tot gehalten?«
    »Diese Frage ist noch dümmer. Wie kannst du so etwas nur fragen?«
    »Wie könnte ich das nicht?« Sie bemühte sich zwar, zärtlich zu sprechen und die Schärfe aus ihren Worten zu nehmen, doch sie merkte, wie tief ihn diese Frage getroffen hatte. Sie selbst schmerzte diese Frage auch, mehr, als sie sich eingestehen mochte. Sie starrte nach draußen durch die Windschutzscheibe, während sie ihre Gedanken sammelte, die Lichter in sich aufnahm, die endlosen Werbetafeln, Schilder und Laternen, die Dekorationen: alles nur billiger und seelenloser Tand fürs Auge.
    »Du hättest zu Ni-Ni gehen können«, sagte sie schließlich. »Vor allem wenn du mich für tot gehalten hast. Sie hätte dich in einer solchen Zeit gebraucht. Aber das bist du nicht. Du bist nie wieder zurückgekommen.«
    »Miri ...«
    »Nein, Dean. Man hat nicht einmal deine Leiche gefunden. Weißt du, was das für mich bedeutet hat? Ich konnte dich nicht loslassen. Ich habe gehofft, mir eingeredet, ich hätte mir nur eingebildet, dich sterben zu sehen. Ich sagte mir, du wärst noch irgendwo da draußen. Aber als du nicht zurückkamst, dachte ich, du hättest vielleicht einen anderen Grund.«
    »Zum Beispiel?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte sie hilflos. »Das war das Schlimmste. Mir all die Gründe auszumalen, weswegen du nicht nach Hause kamst. Bis schließlich ... Am Ende war es einfacher, zu glauben, dass du tot wärst. Das hat weniger wehgetan.«
    Sie spürte seinen Blick, und als er sprach, klang seine Stimme so rau und brüchig, dass sie beinahe von ihrem Sitz hochfuhr. Es war ein völlig anderer Mann, der da redete, einer, dem man die Kehle durchgeschnitten zu haben schien und der jetzt verblutete. »Himmel, Miri«, stieß er hervor. »Es tut mir so unendlich leid. Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich dich so verletzt habe. Ich wäre niemals verschwunden, wenn ich auch nur geahnt hätte, dass du noch am Leben warst. Niemals. Aber du bist gestorben. Ich musste es mit ansehen.«
    »Ich bin gestorben.« Unwillkürlich berührte Miri ihr Herz. »Ich bin wirklich gestorben. Aber dann kam ich wieder zu mir. Im Krankenwagen. Sie nannten es ein Wunder. Es ist den Sanitätern gelungen, mein Herz wieder in Gang zu setzen. Ich bekam eine Bluttransfusion. Es stand auf Messers Schneide, ich lag eine Weile im Koma.«
    »Das wusste ich nicht«, flüsterte Dean. »Ich schwöre dir, ich wusste das nicht.«
    Ich glaube dir, hätte sie gern gesagt. Ich glaube dir, dass du es wirklich ernst meinst. »Ich habe dich auch sterben sehen«, gab sie stattdessen zurück. »Du hast dir eine Kugel eingefangen.«
    »Aber du bist vor mir gestorben.« Er sprach sehr leise. »Vielleicht habe ich auch das Bewusstsein verloren - und du hast geglaubt, ich sei tot. Ich weiß nur noch, dass wir zusammen in dem Wagen saßen und dieser Mann auftauchte. Dieser verrückte, namenlose Hundesohn. Er wollte unseren Wagen stehlen, und dann wollte er dich auch noch mitnehmen. Das konnte

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