Geliebte des Feuers
schaffen zu können. Aber ich war verzweifelt und hatte zu viele Western im Fernsehen gesehen. Cowboys haben sich doch auch immer selbst zusammengeflickt, stimmt’s?«
Sie schüttelte den Kopf. »Und jetzt das. Mir gefällt das Timing nicht.«
»Mir gefällt gar nichts.« Er rieb sich die Brust.
»Stört dich der Schnitt?«
»Ein bisschen.« Er zögerte. »Du hast gesehen, wie die Wunde geleuchtet hat, nicht wahr?«
»Sehr hübsch, ja, und auch sehr merkwürdig. Wie hast du dir die Verletzung zugezogen?«
»Ich weiß es nicht. Nicht ganz, meine ich. Es ist erst heute Abend passiert. Ich ... ich hatte einen Alptraum, der mit dem Fall zusammenhing, an dem ich arbeite, und als ich aufwachte ... voià.«
»Voilà? Das muss ja ein toller Alptraum gewesen sein, Dean.«
»Du hast keine Ahnung«, murmelte er. Miri rieb sich den Hals und fuhr mit den Fingern zu ihrem Brustbein hinab. Ihre Haut war warm und feucht von Schweiß. Sie versuchte sich einen Schnitt vorzustellen. Stattdessen tauchte vor ihrem inneren Auge die Jade auf.
»Du hast gesagt, es ist erst heute Abend passiert?«, fragte sie leise. »Und dass du in demselben Hotel wohnst wie ich?«
»Ein Stockwerk von dir entfernt.«
»Das ist doch verrückt«, sagte sie leise und fuhr dann lauter fort: »Mir war nämlich heute Abend sehr schlecht. Ich hatte das Gefühl, mein Körper würde brennen. Vor allem hier.« Dabei berührte sie eine Stelle über ihrem Herzen. »Seltsam, oder?«
Als sie Dean ansah, bemerkte sie, wie er sie beklommen musterte. Sein Blick jagte ihr eine Gänsehaut über den ganzen Körper.
»Was ist denn?«, fragte sie. »Sagt dir das etwas?«
»Das könnte man so ausdrücken.« Er klang heiser, erstickt. »Wann ist dir schlecht geworden?«
»So gegen halb acht oder acht.«
Dean schloss die Augen. »Unglaublich.«
Miri betrachtete ihn und zählte eins und eins zusammen. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Nein, Dean. Es kann nichts miteinander zu tun haben.«
»Warum hast du es dann erwähnt?«
»Weil es einfach ein sonderbarer Zufall war.«
»Ich glaube nicht an solche Zufälle, Miri.«
»Aber das ist einfacher, als zu akzeptieren, was ich erlebt habe ... ganz gleich was du durchgemacht hast.«
»Feuer«, antwortete er. »In meinem Traum ging es um Feuer. Ich brannte bei lebendigem Leib.«
Lebendig verbrennen. Genauso hast du dich auch gefühlt, dachte Miri. Dein Inneres war so zerfetzt, als würde ein nuklearer Hochofen in deiner Brust lodern, der jeden Augenblick explodieren konnte.
Dean nahm ihre Hand und legte sie locker auf seine Handfläche. Seine Berührung fühlte sich zwar gut an, aber doch auch irgendwie merkwürdig. Sie war noch so ungewohnt.
»Was geht hier vor?«, fragte sie ihn schließlich mit leiser Stimme.
»Keine Ahnung«, erwiderte er. »Aber wir stecken bis zum Hals drin.«
»Und wer hat uns da hineinmanövriert?«
»Das werden wir herausfinden, Baby. Wir sortieren uns neu und überlegen, was wir als Nächstes tun werden. In diesem Van herumzuhocken bringt uns nicht weiter. Wenn ich auch nur den Ansatz einer Spur hätte, würde ich vorschlagen, hinter Owen herzujagen. Das ist ganz einfach. Aber ich habe keine Fährte, gar keine. Also können wir das auch nicht tun. Das Einzige, woran wir uns halten können, ist dieser Jadestein.«
»Ein Ansatzpunkt.«
»Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Das Problem ist nur, dass wir zahlenmäßig so weit unterlegen sind. Ich kann zwar meine Agentur um Hilfe bitten, aber die meisten von ihnen sitzen in Amerika - und so wird es eine Weile dauern, bis sie hier sind. Ich glaube, vorläufig ist es der beste Plan, den Feinden auszuweichen und selbst auf die Jagd zu gehen.«
»Was sollen wir jagen?«
»Kevin hat doch gesagt, es gäbe noch einen zweiten Jadestein. Vielleicht ist es einfacher, ihn zu suchen, da wir bereits die eine Hälfte haben.«
»Er ist uralt, Dean. Ich dachte, du könntest aus alten Dingen nicht gut lesen.«
»Das kann ich auch nicht, aber es ist der einzige Hinweis, den wir haben. Ich muss es versuchen.«
»Und wenn du eine Spur findest, was dann? Viertausend Jahre sind eine unglaublich lange Zeit. Die andere Jadehälfte könnte längst zerstört oder an irgendeiner vollkommen unerreichbaren Stelle verloren gegangen sein. Und falls wir sie doch finden? Wie soll uns das dabei helfen, Owen aufzuspüren? Noch ein Ansatzpunkt? Du hast recht gehabt: Sie können uns einfach ausschalten, und dann ist die Angelegenheit erledigt.«
»Ja«,
Weitere Kostenlose Bücher