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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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räumte er ein. »Ich weiß, dass meine Logik gewisse Schwächen hat. Aber mir fällt nichts Besseres ein. Dir vielleicht? Ich will nicht einfach nur herumsitzen oder blindlings in der Gegend rumfahren. Verdammt, wenn sie diesen Jadestein unbedingt in ihren Besitz bringen wollen, dann muss er auch wichtig sein. Vielleicht wäre es besser, wenn sie die Steine nicht bekämen. Zum Beispiel aus gewichtigeren Gründen als nur aus Prinzip.«
    »Weil sie magisch sind?«, scherzte Miri.
    Dean lächelte. »Das könnte sein. Außerdem, was ist besser, als einen Schatz zu finden?«
    »Hoffnung zu finden«, erwiderte sie. »Ich weiß, wie langweilig sich das für dich anhören muss.«
    »Keineswegs. Ich liebe Oprah.«
    »Wow. Du musst wirklich einsam sein.«
    »Dasselbe sagen mir meine Action-Man-Figuren auch immer wieder.«
    Miri lachte. Dean lächelte, aber sein Lächeln erlosch, als er sich erneut die Brust rieb. Sie beobachtete ihn, spürte sein Unbehagen.
    »Kevin hat diese Narbe erkannt«, sagte sie schließlich, um die Stille zu überbrücken. »Nur deswegen hat er dir den Jadestein gegeben.«
    »Außerdem hat er mich ein Monster genannt.«
    »Du musst ihm Angst gemacht haben.«
    »Er hat sich fast ins Höschen gemacht vor Schiss.«
    »Buch und Körper und Jade und Narben«, sinnierte sie. »Was bedeutet das alles?«
    »Ärger. Andererseits hat es uns zusammengebracht, also kann es nicht nur schlecht sein.«
    »Ich warte mit meiner Antwort noch, bis ich etwas länger als nur ein paar Stunden mit dir zusammen bin.«
    »Au, Baby. Sei lieb. Mein Herz tut schon weh genug.«
    »Es tut ein bisschen mehr als das.« Sie runzelte die Stirn. »Deine Narbe glüht schon wieder.«
    »Was? Mist!« Dean drückte die Hand auf das Licht, das durch sein T-Shirt schien. Dann sah er nach vorn, durch die Windschutzscheibe auf die Straße. Miri folgte seinem Blick. Der alte Mann war verschwunden. Aber etwas weiter vorn auf der Straße stand noch eine andere Gestalt, mit einer glühenden Zigarette im Schatten. Sie hörte das Rauschen von Flügeln und sah unter einer der Laternen eine Krähe, die auf der Sitzbank eines Motorrades hockte. Ob sie goldene Augen hatte?
    Dann setzte sich die Person im Schatten in Bewegung und kam ins Licht, das von einer billigen Neonröhre an einer glatten Betonwand verbreitet wurde. Ihr bläuliches  Licht wurde von eisernen Geländern und Hängepflanzen halb verdeckt. Die Gestalt glitt in den dämmrigen Lichtkegel, und Miri zuckte wie unter einem elektrischen Schlag zusammen. Es war der Mann in Schwarz. Vielleicht hatte er dunkle Haut, aber das war kaum zu erkennen. Sie glaubte ein grünes Schimmern um seine Augen zu sehen. Doch eigentlich war das in dem schlechten Licht unmöglich zu erkennen.
    »Diesen Mann habe ich vorhin schon gesehen«, sagte Miri. »Erinnerst du dich noch? Als wir die archäologische Fakultät betreten wollten und ich dich aufgehalten habe?«
    Dean griff nach seiner Waffe. »Lass uns hier verschwinden, Baby.«
    »Wenn man uns verfolgt...«
    »Es ist einfach der falsche Zeitpunkt, und außerdem ist das hier auch kein guter Ort für einen Kampf. Es ist viel zu eng.«
    Miri legte den Rückwärtsgang ein und fuhr vorsichtig auf die Straße. Einige Motorradfahrer wichen ihr im letzten Moment aus.
    Dann warf sie einen letzten Blick auf den Mann in der Gasse. Er war noch näher gekommen, aber irgendetwas stimmte mit seinem Körper nicht. Er schien zu fließen, schimmerte, wirkte wie ausgefranst, waberte wie Rauch.
    Die Krähe drehte den Kopf, sah zu Dean und Miri herüber und krächzte.
    »Fahr los!«, meinte Dean, während er den Vogel finster musterte. »Fahr einfach los, Miri, und zwar schnell!«
    »Verdammt!«, fluchte sie und trat das Gaspedal durch.

7
    Dean wusste, wohin sie fahren mussten. Es war schon lange her - und es war sein Fehler gewesen, dass er nicht sofort nach seiner Ankunft in Taipeh dort vorbeigefahren war. Er hatte diese Sicherheitsvorkehrungen als selbstverständlich genommen, aber er kannte den Weg. Er erinnerte sich an die Karte, die jeder in der Agentur hatte auswendig lernen müssen. Oder sich, wie in Deans Fall, ins Hirn eingepflanzt hatte. Telepathen waren wirklich mies. Vor allem, wenn sie die Aufmerksamkeitsspanne eines Lemmings besaßen.
    Miri fuhr sehr schnell. Dean erwartete Fragen, nahm an, dass sie reden würde, aber sie blieb stumm, nachdem sie die Gasse verlassen hatten. Er sagte ihr die Richtung, und sie nickte, das war alles. Schweigen.
    Also beobachtete er

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