Geliebte des Feuers
in seinem Gesicht weggewischt. »Mein Vater ist besessen.«
»Besessen«, echote Miri.
»Sie müssen mir glauben, Mr. Campbell. Das ist nicht sein wahres Wesen. Etwas kontrolliert ihn. Und zwingt ihn, all diese Menschen zu töten.«
Dean reagierte weder ungläubig noch mit weiteren Einwänden auf diese Worte. Er sagte eine Weile lang gar nichts, bis er schließlich Koni ansah, der langsam nickte. »Okay. Erzählen Sie mir mehr. Sagen Sie mir, was oder wer so etwas vermag.«
»Sie haben keine Namen. Ich weiß nicht, wer oder was sie sind. Aber je öfter sie Sie berühren, desto stärker verändern Sie sich. Ihre Augen, Ihre Zähne, Ihr ganzer Körper und Ihr Verstand. Sie transformieren Ihre Seele. Sie wissen, was mein Vater jetzt ist, Mr. Campbell. Doch der, den Sie jetzt sehen, ist nicht derselbe Mann, der er noch vor weniger als einem Jahr gewesen ist.«
»Nehmen wir an, das stimmt. Was zum Teufel sollen wir dagegen unternehmen? Ihn wieder gesund machen? Und was hat das mit Miri und dem Artefakt zu tun?«
»Was Mirabelle angeht, ihre Rolle verstehe ich auch noch nicht. Ich wünschte, ich würde sie verstehen. Aber ich bin sicher, dass dieses Ding, das meinen Vater kontrolliert, die Jade in seinen Besitz bringen will. Es verlangt nach dem Buch. Dem ganzen Buch, und wenn es das Buch erst in die Hände bekommen hat, kann es seine Macht nutzen ...«
»Nein«, unterbrach ihn Miri. Sie erinnerte sich an die Schmetterlinge, an das Licht. Sie fragte sich, wo die Jade war, sah sich um und entdeckte den Stein auf dem Sofa. »Was auch immer darin ist, wir dürfen nicht zulassen, dass ihn jemand bekommt, der ihn nicht verdient. Das dürfen wir nicht, Dean.«
»Wie wurde Ihr Vater so besessen?«, erkundigte sich Koni.
Bai Shen schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Aber ich habe die Veränderung in ihm sofort gespürt. Er war nicht mehr derselbe.«
»Ich frage Sie noch einmal: Was sollen wir dagegen unternehmen?«
»Ich möchte nicht, dass Sie ihn töten, Mr. Campbell. Bitte.«
Dean stieß die Luft aus. »Wissen Sie, was Ihr Dad gemacht hat? Waren Sie an den Tatorten?«
»Nein«, gab Bai Shen leise zu.
»Und haben Sie die Morde mit angesehen?«
»Natürlich nicht.«
»Dann bitten Sie mich nicht um Zurückhaltung, wenn ich mit Ihrem guten alten Dad aneinandergerate. Es tut mir wirklich leid, wenn eine unbekannte Macht seine Handlungen kontrolliert, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid mir das tut. Aber ich lehne es ab, mich behindern zu lassen, nur weil ein großer böser Geist an seinen Gehirnzellen nuckelt. Das kann ich nicht. Dafür steht zu viel auf dem Spiel.«
Bai Shen schloss die Augen. »Wenn Sie ihn kennen würden ...«
»Sie meinen: so, wie Sie ihn kennen? Ich wette, ich würde ihn mögen. Aber leider kenne ich diesen Mann eben nicht.«
»Ich verstehe.«
Nein, Bai Shen verstand nicht, aber Miri bewunderte ihn, weil er diese Worte überhaupt aussprach, auch wenn sie in seinem Mund schrecklich bitter schmecken mussten. Sie selbst fühlte sich nicht sonderlich verbittert. Sie war an Deans Seite. Abgesehen von dem moralischen Problem gab es etwas Grundsätzliches zu bedenken, und das war die Frage, wie viele Menschen noch sterben mussten, falls man nichts unternahm.
Bai Shen stand auf und setzte seine Sonnenbrille auf. »Ich muss gehen.«
»Jetzt?«, fragte Dean. »Verstehen Sie mich nicht falsch, Mann, aber Sie haben uns bisher noch nicht sehr weitergeholfen.«
»Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.« Der Gestaltwandler klang müde.
»Was sollen wir als Nächstes tun?«, fragte ihn Miri. »Sie müssen doch eine Vorstellung davon haben.«
»Finden Sie die andere Hälfte des Jadesteins. Das Buch ist zwar gefährlich, aber nur, wenn es in die falschen Hände gerät.«
»Und Sie glauben, unsere Hände wären nicht die falschen? Warum? Sie kennen uns doch gar nicht.«
Bai Shen sagte nichts. Dean lächelte ihn an, hart und kalt. »Sie Hundesohn! Sie halten irgendwas zurück. Sie wissen mehr, als Sie sagen.«
»Ich habe Ihnen mehr erzählt, als ich sollte.«
»Von wegen!«, fuhr Dean ihn an. »Sie kommen her, reden von Hoffnung, wollen, dass wir Ihnen trauen, aber so läuft das nicht.«
»Dann ignorieren Sie einfach alles, was ich gesagt habe«, entgegnete Bai Shen ärgerlich. »Nutzen Sie es, oder lassen Sie es bleiben, mir ist es egal. Ich will nur meinen Vater wiederhaben. Mehr will ich nicht, Mr. Campbell. Und Sie sollten nicht einmal versuchen, ihm etwas anzutun. Und kommen Sie
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