Geliebte des Feuers
Jadestein nach Deans Zusammenbruch in ihre Tasche geschoben hatte, aber danach ...
Bai Shen räusperte sich und griff nach unten. Er hob ihre schwarze Ledertasche auf, die neben seinen Füßen gestanden hatte. »Ich glaube, die gehört Ihnen?«
Miris Gesicht glühte vor Scham, als sie sich vorbeugte und ihm die Tasche abnahm. Aus der Nähe roch er nach Holzfeuer im Winter, und seine Augen glühten ein bisschen heller auf, als sie ihm näher kam.
»Ich habe nicht hineingesehen«, erklärte er mit einem Seitenblick auf Dean. »Ich bin ein Gentleman.«
Dean runzelte die Stirn. Miri unterdrückte ein Lächeln, zog den Reißverschluss der Tasche auf und nahm den Jadestein heraus. Er fühlte sich in ihrer Hand warm an, und gleichzeitig spürte sie einen leichten Druck in ihrer Brust, eine Präsenz auf dem Knochen zwischen ihren Brüsten. Und in ihrer Vorstellung glühte diese Stelle von Licht. Das Gefühl war so stark, dass sie fast an sich heruntergeblickt hätte. Stattdessen hielt sie Bai Shen den Stein hin. Ihr Arm zitterte.
Er nahm ihn jedoch nicht an. Vielmehr starrte er ihn wie gelähmt an, und sein Körper wurde noch weißer, bis Miri glaubte, er müsse gleich anfangen zu glühen. Wie seine Augen, die jetzt so golden brannten wie die Sonne. Diese Hitze bildete einen merkwürdigen Kontrast zu dem winterlichen Weiß seiner Haut. Es tat ihr fast weh in den Augen, ihn anzusehen. Er war zwar nicht schön, hatte aber eine sehr machtvolle, fast zu starke Ausstrahlung.
Dann füllte sich ihr Mund plötzlich mit Worten. Es waren diese Schmetterlinge, die erneut mit ihren zarten Schwingen gegen ihre Zunge schlugen. So vieles gab es zu sagen, und sie verlor sich in den Worten, in Sprachen, in einer Vision, die voll von unmöglichem Licht war, und sie dachte ... Lass es los, lass es los, lass es los.
Eine Hand berührte sie, das Licht erlosch, die Schmetterlinge verschwanden, zerfielen in ihrem Mund zu Staub. Sie wollte kämpfen, wütend über diesen Verlust, doch noch während sie zuschlug, wurde sie von einer anderen Hand berührt, dann von noch einer und noch einer; sie wurde unter Händen und Stimmen begraben. Und doch drang nur eine Stimme zu ihr durch, drang ihr bis ins Herz; sie klammerte sich an dieses Geräusch, ließ sich davon aus ihrer Wut herausreißen und folgte ihm bereitwillig an einen anderen Ort des Lichts; aber an keinen außerweltlichen, sondern einen ganz und gar menschlichen.
Miri öffnete die Augen. Dean war nur einen Atemhauch von ihr entfernt. Sie wollte sich bewegen, konnte es aber nicht; sie brauchte eine Weile, bis ihr klar wurde, dass die drei Männer sie mit vereinten Kräften festhielten.
»Was ist passiert?«, flüsterte sie. Sie klang heiser.
»Du hast angefangen, in einer fremden Sprache zu sprechen«, erwiderte Dean. Seine Stimme klang ebenso gepresst wie seine Atemzüge. Miris Blick glitt zur Seite. Koni hockte auf ihrer rechten Hand, und Bai Shen hielt ihre Füße fest.
»Ich habe wohl nicht nur in einer fremden Sprache geredet«, sagte sie. »Was habe ich noch getan?«
»Ich habe Sie berührt«, bemerkte Bai Shen. »Das heißt, ich habe die Jade berührt. Das war ein Fehler.«
»Sie haben mich weggezogen«, murmelte sie erschöpft. »Von etwas ... Wunderschönem.«
»Jedenfalls wolltest du es nicht verlassen«, knurrte Dean. »Was war es?«
»Licht«, sagte sie. »So viel Licht.«
»Hübsche bunte Lichter«, meinte Dean. »Okay, das hab ich begriffen. Wenn wir dich jetzt loslassen, verschwindest du dann wieder zurück zu diesem Ort der Seligen?«
Miri hatte noch genug Energie in sich, um ihm einen bösen Blick zuzuwerfen. Dean lächelte, aber sein Lächeln wirkte gequält. »Genau, Bao bei.«
Die Männer ließen sie langsam los, als wüssten sie nicht genau, was sie dann anstellen mochte. Miri bewegte sich nicht, eine geschlagene Minute lang. Sie hatte das Gefühl, als könnte sie ihren Körper nicht kontrollieren.
»Kann ich ... nicht einfach hier liegen bleiben, während wir weiterreden?«, fragte Miri. Deans Lächeln verstärkte sich. Er war erleichtert, das bemerkte sie an seinem Blick. Er legte sich neben sie, hob sanft ihren Kopf auf seinen Arm und zog sie an sich.
»Gut so?«, wollte er wissen, und als sie nickte, sah er Koni und Bai Shen an. »Was zum Teufel ist da gerade passiert?«
»Die Jade ist sehr mächtig«, erklärte Bai Shen. Seine Stirn war schweißbedeckt, und einige seiner langen Haare klebten daran. Er wirkte normaler so, weniger wie ein
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