Geliebte des Feuers
gewaltigen Klaue gegen die Wand. Die Krallen drangen durch ihre Jacke und ritzten ihre Haut. »Aber es wird weder von Magie noch von irgendwelchen außerweltlichen Dingen gesprochen werden. Die Menschen sehen nur, was sie sehen wollen, und wir leben nicht mehr in einem Zeitalter des Staunens. Wunder ereignen sich, doch niemand nimmt sie wahr. Gewaltige Wunder sprechen zu ihnen, doch keiner lauscht. Die Geister und Herzen der Menschen sind klein geworden, sie schrumpfen. Sie werden von Dingen in Beschlag genommen, die menschlich sind, nicht magisch. Die Magie stirbt, sie verbirgt sich. Aber das könnte sich wieder ändern, es wird sich sogar ändern. Und wenn das geschieht, oh! Was für ein Wunder wird sich dann vollziehen!«
Seine Stimme klang hypnotisch, seine großen Augen lullten sie ein. Während er sprach, vergaß Miri die Klauen und die Angst - die Dunkelheit und die Schatten erschienen ihr plötzlich süß und verlockend. Sie spürte, wie sie abdriftete, und einen Moment lang glaubte sie, an einen anderen Platz zu schweben. Doch dann begann ihr Herz zu brennen, die Stelle zwischen ihren Brüsten war sengend heiß, und sie streckte instinktiv die Hand aus, berührte die Kralle des Drachen.
Ein Funke raste wie ein Blitz ihren Arm hoch, und der Drache zuckte zurück. Die Hautlappen unter seinem Maul schwangen herum. Miri kauerte sich zu Boden und rieb ihre Hand. Ihr ganzer Körper schien zu kribbeln, doch ihr Verstand fühlte sich klar und scharf an, so scharf, dass er Dinge hätte durchtrennen können.
»Nein!«, sagte der Drache. »Was hast du da getan?«
»Nichts«, stammelte sie. »Das stimmt, wie du genau weißt!«
»Ich weiß, dass du es für die Wahrheit hältst«, erwiderte er. »Aber das heißt nicht, dass es auch wahr ist.« Der Drache schwankte und stützte sich auf seinen Schwanz. »Sie wünschen deiner so sehr habhaft zu werden«, flüsterte er. »Was aber wollen denn meine Partnerin und ihre Diener von dir? So viele Listen ersinnen sie. So viele Ränke schmieden sie. Du musst ein Teil davon sein.«
Miri wehrte sich gegen die Fragen des Drachen, war entschlossen, ihm nichts zu verraten. Aber wie hätte sie eine Frage nicht beantworten können, die sich schon in ihrem Verstand stellte? Sie konnte sich weigern zu sprechen, gewiss, aber sie konnte doch nicht verhindern, dass sie die Antwort wusste. Zum Glück kannte sie keine Wahrheit, die sie hätte enthüllen können, denn sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
Unvermittelt schlug der Drache mit seiner Klaue zu und zerfetzte Miris T-Shirt. Sie wollte die Stofffetzen vor ihrer Brust zusammenziehen, aber der Drache packte ihre Hände und zerrte sie hoch, über ihren Kopf, während er ihre Brüste betrachtete. Er beugte sich immer weiter vor, während sich Miri in seinem Griff wand, wütend und entsetzt.
»Nichts«, hauchte er und schob seine Nase zwischen ihre Brüste, schnüffelte.
Miri schloss die Augen. »Was tust du da?«
»Ich suche nach der Berührung eines anderen«, erwiderte der Drache. »Aber da ist nichts. Du bist ... ganz menschlich.«
»Das scheint dich zu enttäuschen.«
»Ich dachte, ich würde eine erfreuliche Überraschung auf deiner Haut erleben. Das ist der einzige Grund, den ich mir vorstellen kann, der dein Leben so wichtig machen könnte. Meine Partnerin verschwendet weder Zeit noch Energie auf Unbedeutendes.«
»Deine Partnerin? Ist das ... ist das die Person, die diesen Männern befohlen hat, mich zu verfolgen?«
»Sie stellt nur eine Hälfte des Puzzles dar, aber sie ist immerhin die größere. Sie versteht das Mysterium, musst du wissen. Sie weiß von dem Buch, der Macht und all diesen wundervollen Konsequenzen. Allerdings versteht sie mich nicht.«
»Weil du ein Mörder bist«, erwiderte Miri, während sich die Teile des Rätsels in ihrem Kopf plötzlich zusammenfügten. »Du hast die Leute ermordet, die für sie arbeiteten, du hast sie bei lebendigem Leib verbrannt.«
»Und ich habe sie verspeist.« Der Drache lächelte. Seine Zähne wirkten wie scharfe Messer. »Keine Furcht, Mirabelle Lee. Meine Partnerin ist sehr klug. Sie wird neue Diener finden. Aber du ... mit dir verhält es sich anders. Du bist vielleicht zu gefährlich. Ich glaube, ich werde dich aufgeben müssen. Das ist sicherer. Wenn sie dich wirklich braucht, darf sie dich nicht bekommen. Ich werde die Jade auf andere Art und Weise finden. Vielleicht ... in Hongkong? Deine Freunde werden dorthin gehen, und ich werde sie erwarten.«
»Warum?«,
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