Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
auf dich auf, Val. Und sieh zu, dass niemand mehr mit dem Messer auf dich losgeht.«
Er nickte, förmlich und stocksteif. Doch sie bemerkte, dass er ihr nicht in die Augen blicken konnte.
Mit einem resignierten Seufzer wandte sie sich ab und trat durch die Tür.
Es war vorbei.
Aus einem Impuls heraus drehte sie sich noch einmal um. Die Tür war geschlossen. Keine Spur von Valerius. Nichts.
Nur ihr Instinkt sagte ihr, dass er hinter der Tür stand und ihr nachsah.
Valerius konnte den Blick nicht von Tabitha lösen, als sie in ihren Wagen stieg. Es war ihm ein Rätsel, wieso er den schier unüberwindlichen Drang verspürte, die Tür aufzureißen und ihr nachzulaufen.
Sie war nicht wie Agrippina. Tabitha hatte nichts Besänftigendes, Tröstliches an sich und doch …
Mit blutendem Herzen sah er zu, wie sie aus seiner Einfahrt fuhr, hinaus aus seinem Leben.
Er war wieder allein.
Aber das war er immer gewesen. Selbst als Agrippina bei ihm gelebt hatte, war er stets für sich geblieben, hatte sie lediglich aus der Ferne betrachtet. Jede Nacht hatte er sich nach ihr verzehrt und sie dennoch nie angerührt.
Er war ein Mitglied der herrschenden Klasse, sie hingegen nicht mehr als eine Sklavin, die in seinem Haushalt ihre Arbeit verrichtete. Wäre er wie seine Brüder gewesen, hätte er sie einfach genommen, doch er hatte ihre Stellung nicht ausnutzen und sie zwingen wollen, sich ihm hinzugeben.
Gewiss hätte sie es niemals gewagt, sich ihm zu widersetzen. Sklaven hatten keinerlei Recht, über ihr Leben zu bestimmen, schon gar nicht vor ihren Herren.
Wann immer er sie gesehen hatte, war er drauf und dran gewesen, sie zu fragen, ob sie mit ihm schlafen wollte.
Und wann immer er den Mund aufgemacht hatte, war er in letzter Sekunde zum Entschluss gelangt, ihn wieder zu schließen und nichts von ihr zu fordern, was sie nicht selbst entscheiden durfte. Aus diesem Grund hatte er sie in sein Haus geholt - um sie vor dem zu schützen, was die anderen Mitglieder seiner Familie ihr unweigerlich angetan hätten.
Bei der Erinnerung an den Abend, als seine Brüder zu ihm gekommen waren, zuckte er zusammen. An jenen Abend, als sie die Statue gesehen hatten und ihnen aufgegangen war, wen sie darstellte.
Fluchend wandte er sich vom Fenster ab und schob die Gedanken beiseite.
Es war niemals sein Schicksal gewesen, einem anderen Menschen zu helfen.
Er war geboren worden, um allein zu sein. Um weder Freunde noch Verbündete zu haben. Um niemals zu lachen oder Freude an etwas zu haben.
Es war sinnlos, gegen sein Schicksal ankämpfen zu wollen. Es gab keine Hoffnung. Er war in dieses Leben hineingeboren worden, ebenso wie in das vorhergehende.
Tabitha war fort.
Es war das Beste so.
Schweren Herzens ging er die Mahagonitreppe hinauf in sein Zimmer. Er würde duschen, sich umziehen und sich dann der Aufgabe widmen, der er sich verschrieben hatte.
Tabitha fuhr zu Tia zurück, wo Amandas Toyota bereits vor der Tür stand. Sie bog in die Einfahrt und stieg aus, als Amanda und Tia aus dem Haus kamen.
»Hey, Mandy.« Tabitha trat auf ihre Zwillingsschwester zu und umarmte sie.
»Wer war denn der attraktive Mann, mit dem du vorhin hier warst? Tia wollte mir seinen Namen nicht verraten.«
Tabitha zwang sich, jeden Gedanken und jede Gefühlsregung zu unterdrücken, um ihrer Schwester keine Anhaltspunkte zu liefern. »Er ist nur ein Freund.«
Amanda schüttelte den Kopf. »Tabby«, tadelte sie. »Du musst endlich aufhören, ständig mit deinen schwulen Freunden abzuhängen, und dir einen Mann suchen.«
»Mir kam er nicht schwul vor«, wandte Tia ein. »Aber gut angezogen war er.«
»Wo ist die kleine Marissa?«, versuchte Tabitha das Thema zu wechseln.
»Zu Hause. Du weißt doch, wie Ash ist. Er lässt nicht zu, dass sie nach Sonnenuntergang auch nur einen Fuß vor die Tür setzt.«
Tabitha nickte. »Ja, ganz meiner Meinung. Sie ist ein ganz besonderes kleines Mädchen, das viel Schutz braucht.«
»Das sehe ich genauso, trotzdem hasse ich es, mein Kind zurückzulassen. Es fühlt sich jedes Mal an, als würde mir ein lebenswichtiges Organ fehlen.« Amanda hielt ihren silbernen Talisman in die Höhe. »Tia hat mir das Versprechen abgenommen, ihn in Marissas Zimmer aufzuhängen.«
»Ein kluger Rat.«
Amanda runzelte die Stirn. »Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist? Du bist so seltsam heute Abend.«
»Ich bin doch immer seltsam.«
Amanda und Tia lachten. »Stimmt«, bestätigte Amanda. »Also, dann
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