Geliebte des Sturms - Croft, S: Geliebte des Sturms - Riding the Storm - ACRO Series, Book 1
Kichernd berührte sie ihren Mund. »Tut mir leid.« In ihrer Stimme schwang glucksendes Gelächter mit. Und da fühlte er sich sofort besser. »Es ist nur …«
Seine Mundwinkel zuckten. Und dann brachen beide in schallendes Gelächter aus.
»Okay, du bist hier aufgewachsen, Remy. Da kommst du nicht ganz ohne Aberglauben weg.«
»Warum kommt es mir nur so vor, als wärst du auch abergläubisch?« Er grinste in sein Bier und erinnerte sich an die Nacht, wo er viel jünger gewesen war und neunmal hintereinander mit zwei Messern ein Kreuz gebildet hatte, um einen Tornado zu bezwingen. »Weißt du, solche Regeln existieren nicht ohne Grund.«
»Klar, schürt man Angst, muckt keiner auf.«
»Ich dachte, bei einem Job wie deinem hättest du diesbezüglich weniger Vorurteile und wärst offener.«
»Nun, ich bin eine seltsame Kombination aus Unvoreingenommenheit und Skepsis. Ich finde, man sollte den Leuten keine Angst einj agen - und die Wissenschaft nutzen, um Fakten zu beweisen. Sobald man die Tatsachen und ihre Ursachen kennt, fühlt man sich befreit.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Offensichtlich kaufst du mir das nicht ab.«
»Natürlich nicht. Auch in dir steckt ein bisschen Aberglauben, selbst wenn du ihn nicht ernst nimmst.«
»Ich gehe nicht unter Leitern hindurch, falls du das meinst. Aber nur, weil es eben gefährlich ist, unter einer Leiter durchzugehen.« Die Hände in die Hüften gestemmt, gelang es ihr, ernsthaft und süß zugleich auszusehen. »Und jetzt bin ich halbverhungert - eindeutig höchste Zeit für eine Mahlzeit.«
In der Küche war noch größerer Schaden entstanden als im Wohnzimmer. Alle Schranktüren hatten sich aus den Angeln gelöst, die Besteckschublade war herausgefallen,
Messer, Gabeln und Löffel übersäten den Boden. Nur das Geschirrtuch, das Haley mitgebracht haben musste, hing unversehrt und ordentlich gefaltet neben dem Herd.
»Wahrscheinlich haben wir keine Teller mehr«, meinte Remy, ohne seinen Blick von dem Tuch abzuwenden. Da glitt es langsam vom Haken und landete auf dem schmutzigen Boden. »Scheiße«, murmelte er, hob es auf und starrte es an.
»Was? Gibt’s etwa auch einen Aberglauben, der mit herabgefallenen Spültüchern zusammenhängt?«
»Natürlich, das bedeutet, dass wir bald Gesellschaft kriegen.« Und tatsächlich, das hatte sich schon mehrfach erwiesen. Vielleicht würde sein Alter zurückkommen. Oder noch schlimmer …
Haley spähte an ihm vorbei durch das halbzertrümmerte Küchenfenster. »Bébé« , sagte sie mit übertriebenem Akzent, »in so einer Nacht wagt sich niemand raus.«
»Ah, sie bildet sich ein, sie kann unseren Cajun-Dialekt«, seufzte er.
»Bald werde ich lernen, wie man Gumbo kocht, oder wie dieser Eintopf heißt, und wie man mit Alligatoren kämpft.« Sie trat einen Schritt vor und zuckte zusammen. »Verdammt, ich dachte, ich hätte alle Scherben zusammengefegt.«
»Jedenfalls solltest du Schuhe tragen, bébé .« Um seine eigenen nackten Füße kümmerte er sich nicht. Mit drei Schritten war er bei ihr und hob sie hoch, trug sie zum Küchentisch und setzte sie darauf, neben ihren Laptop.
»Also wirklich, das war nicht nötig.«
»Sitz einfach still.« Er hielt ihren Fuß an seinen Schenkel und sah Blut aus der Schnittwunde sickern.
»Nicht allzu tief«, meinte sie. »Hör auf zu gaffen und zieh den Splitter einfach raus.«
»Was für ein autoritäres kleines Ding du bist …«
Entschlossen entriss sie ihm ihren Fuß. »Geh weg, das mache ich selber.«
»He!« Remy griff wieder nach ihrem Fuß. »Reg dich ab, war nur ein Scherz.«
»Klar, weil du so ein grandioser Witzbold bist, Remy. Wahnsinnig amüsant.«
Warum sie sich ärgerte, verstand er nicht. Neugierig musterte er ihr Gesicht. Aber eins nach dem anderen. »Ich zieh den Glassplitter raus. Mal sehen, ob die Wunde genäht werden muss. Ich hab meinen Erste-Hilfe-Kasten dabei, also kann ich …«
Doch sie beachtete ihn nicht und fluchte leise, riss den Splitter heraus und warf ihn zu Boden. Vorhin hatte Remy das Geschirrtuch über einen der alten Küchenstühle gehängt. Er griff danach und wickelte es um Haleys Fuß, um die Blutung zu stoppen.
»Was zum Teufel versuchst du zu beweisen, Haley?«
IHR FUSS SCHMERZTE, und sie befreite ihn aus Remys Händen. »Gar nichts will ich irgendwem beweisen«, behauptete sie, obwohl es nicht stimmte. So viel gab es zu beweisen - der Agentur, ihrem früheren Kommandanten beim Militär, ihren Eltern. Dass
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