Geliebte des Sturms - Croft, S: Geliebte des Sturms - Riding the Storm - ACRO Series, Book 1
ein tolles Meteorologieprogramm.«
Hörte er die Bitterkeit aus ihrer Stimme heraus? Bitterkeit, weil ihre Eltern plötzlich bereit gewesen waren, das College zu bezahlen - erst nachdem sie angekündigt hatte, sie würde zum Militär gehen.
»Was hielten deine Eltern von deiner Berufswahl?«
»Sie waren gekränkt.«
»Und warum haben sie deinen Entschluss missbilligt?«
»Mein Dad ist Demonstrant, er hat das richtig zu seinem Beruf gemacht, und meine Mom war eigentlich als Anwältin spezialisiert auf den Bereich Umweltschutz. Diesen Job gab sie auf, um nur noch an seiner Seite zu protestieren.« Haley lächelte über ihre gemischten Erinnerungen an die Zeit, wo sie mit ultraliberalen Hippieeltern aufgewachsen war, die im Garten ihres Oregon-Heims neben dem Biogemüse auch Marihuana gepflanzt hatten. »Alles, was Kontrolle seitens der Regierung repräsentierte, hassten sie abgrundtief. Gewalt, Kriege - und so weiter.«
»Ah.«
»Ja. Ich wuchs völlig disziplinlos auf, aß und tat, was ich wollte. Bevor ich vier Jahre alt war, trug ich nicht einmal Kleider. Und ich suchte mir erst dann einen Namen aus.«
»Also hast du deinen Namen selber gewählt?«
»Meine Eltern fanden, man dürfte das Leben eines Kindes nicht mit beengender Kleidung oder einem Namen beeinflussen, den es sich nicht selber ausgesucht hat.«
»Verdammt aufschlussreich, dass du deine Eltern damit provoziert hast, zum Militär zu gehen, wo du doch genau wusstest, wie sie denken.«
»Gewiss, ich war eine Rebellin.« Manche Leute würden sagen, daran habe sich nichts geändert. »Komisch - wenn ein Kind keine Disziplin kennt, findet es irgendeinen Weg, seine Eltern dazu zu zwingen, Regeln aufzustellen. Ich glaube, ich wollte endlich einmal gesagt bekommen, was
ich zu tun habe.« Sie schüttelte den Kopf. »Und dann entschied ich ziemlich schnell, dass das keine gute Idee war.«
»Siehst du, es fällt einem gar nicht so schwer, über sich selber zu reden.«
»Dir vielleicht nicht«, murmelte sie und dachte an ihre ersten Tage bei ACRO. Stundenlang war sie interviewt und beraten und getestet worden. Bei diesen intensiven Frage-und-Antwort-Sitzungen wusste sie nie, ob man sie wegschicken oder behalten würde. Schließlich hatten die ACRO-Leute ihr erklärt, was sie verdienen würde, um welche Aufträge es ging und welches Budget sie zur Verfügung hätte.
»Und warum das Wetter?« Remy ließ nicht locker.
Zweifellos wusste er genau, wie er sie mit Themen, die ihr gefielen, zum Reden bringen konnte. Obwohl sie die Manipulation bemerkte, spielte sie mit. Was er natürlich nicht anders erwartet hatte.
»Weil es so gewaltig ist. Viel zu oft unvorhersehbar - ganz egal, wie sehr wir uns bemühen, es vorherzusagen. So vieles gibt es, was wir nicht darüber wissen.« Beim Gedanken an künftige Entdeckungen - die vielleicht ihr gelingen könnten - hielt sie aufgeregt den Atem an. »In meiner Kindheit beobachtete ich einen Kugelblitz, der meine Nachbarin durch ihr Haus jagte. Dann fing es Feuer. Niemand glaubte mir. Während meiner ganzen Laufbahn betrachteten die anderen Meteorologen meine Theorien ziemlich skeptisch, oder sie lachten lauthals darüber. Deshalb wollte ich stets hieb- und stichfest beweisen, dass all diese geheimnisvollen Dinge tatsächlich existieren.«
Und vielleicht wollte sie ihre Berufswahl vor den Eltern rechtfertigen.
Remy nickte und sah dabei nicht so aus, als würde er sie für verrückt halten. Aber bestimmt dachte er das.
»Sicher findest du das seltsam«, meinte sie.
»Eigentlich nicht.«
Ihre Handflächen auf die Tischkante gestützt, legte sie den Kopf in den Nacken und schaute ihn an. »Warum bist du zur Navy gegangen?«
»Um diesem Höllenloch zu entrinnen. Und um meinen Alten zu entkommen. Weil ich was Bedeutsames mit meinem Leben anfangen wollte.«
Seine Stimme rührte an ihr Herz. Nur zu gut kannte sie den Wunsch, von irgendwas wegzukommen - von dem Ort, wo man aufgewachsen war, von den Eltern …
Zum ersten Mal seit Jahren wollte sie jemanden trösten. Und - wow, was für ein ungünstiger Zeitpunkt für mütterliche Instinkte! Ehe sie sich zurückhalten konnte, berührte sie seine Schulter, und er wich zurück. So wie sie wollte er kein Mitleid. Und so wie sie hatte er mehr vom Leben gewollt als die Atmosphäre, in der er groß geworden war.
»Wahrscheinlich muss deine Wunde nicht genäht werden, Haley. Ein Pflaster wird genügen. Aber du solltest den Fuß eine Zeit lang schonen.«
»Sagt der Mann mit
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