Geliebte des Sturms - Croft, S: Geliebte des Sturms - Riding the Storm - ACRO Series, Book 1
am Buffet kreolische Speisen und typische Gerichte der Cajuns gab. Nirgendwo ein hochgewachsener Ex-SEAL. Dafür üppige Mahlzeiten auf silbernen Platten, und schließlich knurrte ihr der Magen. Während sie herumging und nach ihrem Forschungsobjekt Ausschau hielt, konnte sie genauso gut etwas essen.
»Ts, ts, chère .« Ein Mann mit rotem Gesicht und starkem Cajun-Akzent hielt sie auf, als sie an einem großen, mit irgendeinem Getränk gefüllten Eimer vorbeiging. »Wollen Sie keinen von Leos Spezialdrinks probieren?«
»Eh - ich …«
Dramatisch schüttelte er den Kopf und füllte einen Plastikbecher mit Eiswürfeln aus einem Kästchen, das vor seinen Füßen stand. »Oder wollen Sie mich beleidigen?«
Haley lachte, entwaffnet von dem kleinen Mann, der nur seine Smokinghose und Hosenträger über der breiten Brust trug. Keine Schuhe, kein Hemd, nicht einmal eine Uhr. »Natürlich möchte ich Sie nicht kränken.«
»Braves Mädchen.« Er schüttete eine rote Flüssigkeit auf die Eiswürfel. »Diesen Drink nenne ich Kirschhüpfer - ein bisschen von diesem, ein bisschen von jenem, dazu einen Baum voller Kirschen und einen Lastwagen voller weißer Blitze.«
»Weiße Blitze? Das klingt nach einem Drink nach meinem Geschmack.«
Spitzbübisch zwinkerte er ihr zu. » Laissez les bon temp rouler, chère. Auf die gute alte Zeit!«
Sie bedankte sich bei Leo. Während sie wieder nach Remy suchte, knabberte sie an süßen Beignets und würzigen Flusskrebsen. Langsam ging sie um die Gästeschar herum, zu dem grasbewachsenen Hang, wo die Leute tanzten. Sicher würde Remy nicht tanzen … Sie warf ihren leeren Pappteller in einen Mülleimer und wanderte weiter, nur mehr den Drink in der Hand, der ihr ausgezeichnet schmeckte.
In ihrem Bauch summte die Musik, der langsame Rhythmus berührte irgendetwas in der Tiefe ihrer Seele. Und der Kirschhüpfer - voller »weißer Blitze«, wie Leo sich ausgedrückt hatte - strömte elektrisierend durch ihre Adern, entzündete Funken in allen Nervenenden. Intensive Gefühle erfüllten sie, so dass sie alles bis ins Kleinste spürte - die schwüle Luft, die Töne des französischen Akkordeons -, und dazu schien die Nacht ihre Haut zu liebkosen.
Ringsum blühte das Hochzeitsfest auf wie eine gigantische Mohnblume, als hätten die Gäste nur auf den Einbruch der Dunkelheit gewartet, um die letzten Hemmungen abzustreifen. Schon bei Haleys und Remys Ankunft hatten die Leute getanzt. Aber jetzt wurden Jacken und
Schuhe ausgezogen, Krawatten gelockert oder weggeworfen, und mehrere Männer hatten die Smokings gegen legere Kleidung ausgetauscht.
Haley schlüpfte aus ihren Stiefeln und bewegte sich im Takt der Musik. Am liebsten hätte sie sich vollends entkleidet. Die Stoffe klebten an ihrem Körper, eine Barriere zwischen ihrer Haut und der Essenz der Nacht. Im Bayou, das den Schauplatz der Feier umgab, sangen Insekten und Frösche, und ihre Lieder mischten sich in die Melodien der Band.
Die Augen geschlossen, wiegte sie sich inmitten der Tanzpaare, Gras kitzelte ihre Zehen. Sie hatte keine Ahnung, wo Remy steckte. Wenn er sich denn zu ihr gesellte - würde sein Körper dann ebenso mit ihrem verschmelzen wie die Tänzer mit ihren Partnerinnen?
Sie könnten so tun, als wären sie ein Paar und nicht nur zufällig zusammen. Die Lider immer noch gesenkt, schwelgte sie in dieser Fantasie, malte sich aus, Remys Atem würde ihre Wange streicheln, und er würde sie mit seinen Händen immer fester an sich pressen, bis die Reibung zwischen ihren beiden Körpern eine solche Hitze verursachte, dass es qualmte.
Heiliger Himmel, in dieser Vision könnte sie endlos lange schweben. Für ein paar Minuten vergaß sie alles andere - ihren Job, ihr Leben -, und sie wünschte, sie dürfte noch eine Weile hier im Bayou bleiben.
In ihrer imaginären Welt versunken, spürte sie die Finger, die an ihrem Rock zupften, zunächst nicht. Dann stieg etwas auf ihren Fuß, und sie schaute auf ein etwa fünfjähriges Mädchen hinab, das lächelnd fragte: »Willst du tanzen?«
»Sehr gern.« Haley ergriff die Hand des Kindes und wirbelte es zwei Songs lang herum. Danach wurde sie von jemand anderem gepackt und umhergeschwenkt, tauschte weiter die Tanzpartner und amüsierte sich wie noch nie in ihrem Leben.
Als starke Finger ihren Arm umklammerten, lachte sie. Doch es war nicht Remy. Stattdessen starrte sie in das Gesicht eines Teenagers, auf der Schwelle vom Jungen zum Mann, schlaksig und hochgewachsen. Sie versuchte
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